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Kölner Arzt vergiftet?Ehemann der Schwiegertochter widerspricht Zeugenaussagen

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Die Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht Köln.

Köln – Eine Immobilienmaklerin soll ihren Schwiegervater, einen renommierten Mediziner aus dem Kölner Westen, vergiftet haben – womöglich, um an das Erbe zu kommen. Beim laufenden Prozess um versuchten Mord sagte am Freitag im Landgericht der Ehemann der Angeklagten aus. Und er schien ein Bedürfnis zu haben, zugunsten seiner Frau mit einigen Gerüchten aufzuräumen.

Ehemann widerspricht Aussagen im Zeugenstand

Keineswegs habe man Geldsorgen gehabt, wie der Schwager und eine gute Freundin der Angeklagten im Zeugenstand berichtet hatten. „Wir sind materiell und finanziell bestens versorgt“, sagte der Ehemann, selbst als Arzt tätig. Kredite und eine Steuernachzahlung seien erledigt, aktuell beschäftige er sogar ein Kindermädchen für einen vierstelligen Betrag im Monat.

Das vom geschädigten Senior beschäftigte Haushälter-Ehepaar hatte vor Gericht berichtet, die Angeklagte habe es auf das Anwesen des Schwiegervaters abgesehen, von einem möglichen Haustausch sei die Rede gewesen. Das sei nicht richtig, sagte der Ehemann, vielmehr liebe seine Frau ihr aktuelles Zuhause mit großem Garten und direkten Nachbarn sehr.

Angeklagte bekam Insulin vom Ehemann verschrieben

Die Angeklagte soll Anfang Juli vergangenen Jahres einen Besuch beim Schwiegervater genutzt haben, um diesen mit Tavor ruhig zustellen und ihm eine Überdosis Insulin zu spritzen. Seit dem Tag ist der Mann ein Pflegefall. Der Ehemann der Angeklagten berichtete, dass er es war, der seiner Frau aufgrund ihrer wieder aufkeimenden Diabeteserkrankung das Insulin verschrieben hatte.

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Nur drei Tage vor der mutmaßlichen Tat hatte der Ehemann der Angeklagten gleich eine dreifache Packung an Insulin verschrieben. „Wahrscheinlich brauchte sie Vorrat für unseren geplanten Urlaub“, sagte der Ehemann. Bei einer späteren Hausdurchsuchung bei der Angeklagten sollen von der Kripo allerdings noch größere Mengen des Mittels sichergestellt worden sein.

Sohn schließt möglichen Selbstmord nicht mehr aus

Der Zeuge hatte es bei zwei Polizeibefragungen laut Vermerken noch „kategorisch“ ausgeschlossen, dass sein Vater sich mit der Überdosis Insulin vielleicht selbst töten wollte. Er hätte dafür ganz gewiss kein Insulin genutzt, da er etwa auch Zugriff auf Morphium gehabt habe. Außerdem lasse die Persönlichkeit des damals 80-Jährigen einen Suizid kaum zu.

Vor Gericht sah der Sohn das nun anders. Etwa die Tatsache, dass der Senior eine groß geplante Feier zum 80. Geburtstag absagen musste, hätte beim Vater vielleicht eine Endzeitstimmung ausgelöst. „Der Fehler ist die Annahme, ein Selbstmord müsste sichtbar sein, denn das würde an seinem Image kratzen“, so der Sohn. Daher vielleicht die ungewöhnliche Variante mit Insulin.

Angeklagte weint bei Erwähnung der Kinder

Emotional wurde es, als der Zeuge von den gemeinsamen Kindern, der sechsjährigen Tochter und dem dreijährigen Sohn, sprach. Die meist gefasst wirkende Angeklagte, die sich seit einem Jahr in Untersuchungshaft befindet, begann zu weinen. Erst kürzlich habe er der Tochter, die nun die Schule besucht, berichtet, „dass die Mama im Gefängnis ist“. Und nicht im Krankenhaus.

Die kleine Tochter könnte noch eine Rolle im weiteren Prozessverlauf spielen. Die Grundschülerin habe dem Kindermädchen erst kürzlich vom Tag beim Opa erzählt und geäußert: „Wir waren doch nur da und haben Muffins gegessen.“ Möglich erscheint, dass das Kind noch vernommen werden muss. Der Prozess gegen die Angeklagte, die die Tat vehement bestreitet, wird fortgesetzt.