Die Brasspop-Band Querbeat lieferte in Köln ein fulminantes Party-Konzert. Mit einem Song setzte die Band ein klares Statement gegen Rechts.
Antifaschistische Parole wird SongEkstase mit Querbeat in der Kölner Lanxess-Arena
Kennen Sie das Konzept von Zwei-Stunden-Partys? Der Name ist Programm: Zwei Stunden lang gibt man alles auf der Tanzfläche, meist von 21 bis 23 Uhr, und ist vor Mitternacht erschöpft, aber glücklich im Bett. Ähnlich erging es einem am Samstagabend (6. April) in der vollen Lanxess-Arena, wo zwei Stunden lang die Bonner Brasspop-Band Querbeat gastierte. Von Anfang an war klar: Bei Querbeat gibt es nur Vollgas.
Über den Status „Karnevalsband“ ist Querbeat längst hinaus. Das Kollektiv, das ursprünglich einem Blasorchester des Kardinal-Frings-Gymnasiums in Bonn-Beuel entstammt, gehört mittlerweile zu den erfolgreichsten Live-Acts Deutschlands. Das wird deutlich, wenn die 13-köpfige Band gemeinsam ihre Hits performt.
Querbeat in Köln: Sänger Jojo Berger befeuert das Publikum
Dreizehn starke Zwerchfelle holten in der Kölner Lanxess-Arena alles aus ihren Blasinstrumenten heraus und heizten das Publikum ordentlich an. Bei jedem Lied wurde im Takt mitgeklatscht, die Arme streckten sich der Hallendecke entgegen. Dabei präsentierten sich die Bandmitglieder voller Elan, aber outfitmäßig ganz entspannt in lässigen Shirts, lockeren Hosen und Sneakern.
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Nicht zu schwitzen, war unmöglich. „Es ist der erste Sommertag dieses Jahres – durchdrehen“, forderte Sänger Jojo Berger bei „Tschingderassabum“ von der Menge. Und die Menge drehte durch. Im Innenraum bildeten sich mehrere sogenannte Moshpits – ein spontan vor der Bühne entstehender Kreis, in dem die Zuschauer wild tanzen und dabei bewusst mit anderen Teilnehmenden zusammenstoßen. Eine schnelle Google-Suche zeigt, Moshpit ließe sich ungefähr mit „Chaosgrube“ ins Deutsche übersetzen – passend.
Zudem verkündeten Querbeat eine frohe Botschaft: „Das Leben ist 'ne Party“ rief Berger in die Arena. Anschließend holte Querbeat die Folk-Pop-Band Bukahara auf die Bühne – rund zwei Minuten durchatmen zu leiseren Tönen, eine kollektive Verschnaufpause. Es sollte nicht der einzige Gast-Auftritt bleiben.
„Kein Kölsch für Nazis“: Querbeat, Lugatti & 9ine und Brings setzen Zeichen gegen Rechts
Die antifaschistische Parole „Kein Kölsch für Nazis“ etablierte sich 2017 bei einem Protest gegen die AfD. Querbeat brachte dazu gemeinsam mit dem Kölner Rap-Duo „Lugatti & 9ine“ und Peter Brings, Frontmann der Kölner Band Brings, einen Song heraus, der sich klar gegen Rechtsextremismus positioniert und auch beim Kölner Konzert gespielt wurde.
„Kein Kölsch für Nazis, nicht einen Schluck. Das geht alles auf den falschen Deckel. Kein Kölsch für Nazis, nicht mit uns. Keinen Zentiliter mehr nach rechts“, heißt es im Refrain. Dazu kamen „Lugatti & 9ine“ und Peter Brings auf die Bühne, Pride-Flags wurden geschwungen. Plötzlich sprang ein Querbeat-Bandmitglied in die Menge und Peter Brings hinterher: Stagediving zum Höhepunkt des Songs.
Mitte 2020 hatte sich Querbeat größtenteils aus dem Kölner Karneval verabschiedet, man wolle sich in andere Richtungen weiter entwickeln, hieß es. Wie es für die Band von Karnevals-Hits weiterging, ist auf dem neuen Album „Radikal Positiv!“ zu hören. Als „Future Brass Punk“ beschreibt die Band ihren neuen Musikstil. Songs wie „Ich schlaf nicht“, „Ja“ oder „Du und Deine Disko (Renate)“ sind wie gemacht für Sommerkonzertwiesen und auch ohne Fastelovends-Gefühl tanzbar.
Die Anfänge im Kölner Karneval und die jahrelange Übung darin, Stimmung zu machen, das Publikum mitzureißen und zum Tanzen zu animieren, zahlten sich aber beim Konzert in Köln aus: Die Musiker waren eine Wucht an guter Laune, die Band feierte sich und die Zuschauer feierten die Band.
In Kölner Lanxess Arena: Querbeat lässt Flamingos los
Bei einem Konzert der Sängerin Taylor Swift wurde einmal ein Mini-Erdbeben gemessen – so doll ließen ihre Fans den Boden erzittern. Die Erschütterungen in der Lanxess Arena wird ein Seismometer noch nicht registriert haben, aber zu den Hits „Tschingderassabum“, „Romeo“ und „Randale & Hurra“, war eindeutig zu spüren, wie die Zuschauerränge vor Sprung-Ekstase bebten.
Zwischen „Romeo“ und „Nie mehr Fastelovend“ ließ Querbeat dann auch noch Flamingos los. Auf zwei kleinen und einem riesigen, aufgeblasenen Flamingo ließ die Band Freiwillige aus dem Publikum über die Menge tragen. Herausragende Blasmusiker, Klatsch- und Sprung-Workouts, XXL-Flamingo, Stagediving, Moshpits – Querbeat stand zwei Stunden lang sinnbildlich für eine riesige Party voll guter Laune und ganz viel Randale und Hurra.