Umbruch im Hänneschen-Theater – So geht es unter der neuen Intendantin Mareike Marx mit dem Kölner Traditionshaus weiter.
Sommerpause und NeubesetzungenBedeutende Veränderungen im Hänneschen-Theater in Köln
Die Kulissen für die jüngsten Stücke „D’r Museumsbesök“ und „En schäle Biesterei“ sind abgebaut und zurück in der Werkstatt in Poll. Alle eingesetzten Puppen und Requisiten sind verstaut. Lediglich Hänneschen und Bärbelchen halten die Stellung. Sie sitzen entspannt im Schaufenster an der Markmannsgasse auf zwei Gartenstühlen und grüßen die Passanten.
Bis zum 9. August herrscht in dem Haus am Eisenmarkt Urlaubsstimmung. Dann kehren alle zurück, um sich auf die neue Spielzeit vorzubereiten. Sie startet mit „Meisterköch“ (17. August) und „Et Kölsche Jrundjesetz“ (26. August), zwei Wiederaufnahmen. Zugleich vollzieht sich nach der Pause ein bedeutender Umbruch im Theater.
Abschied von vier Mitgliedern des Kölner Ensemble – Castings laufen
Mit Jacky von Guretzky-Cornitz, Charly Kemmerling, Udo Müller und Jupp Schönberg verlassen gleich vier langjährige Ensemble-Mitglieder das Hänneschen. Sie gehen in den Ruhestand, aber nicht alle gleichzeitig. Müller (seit 1991 am Haus) hört Ende Oktober auf. Schönberg (seit 1992 dabei) wird noch die Puppensitzung 2024 bestreiten. Kemmerling (startete 1986 seine Laufbahn im Hänneschen) nimmt im Juni 2024 seinen Abschied, Jacky von Guretzky-Cornitz (gehört seit 1980 zum Ensemble) verlässt Ende 2024 das Theater.
Intendantin Mareike Marx hat bereits begonnen, die Weichen für die Zukunft zu stellen. In den zurückliegenden Wochen gab es mehrere Vorstellungsrunden, bei denen neue Spieler gesucht und gefunden wurden. „Es ist natürlich traurig, in absehbarer Zeit auf so gute und erfahrene Kollegen verzichten zu müssen, aber wir möchten die nächsten Monate optimal nutzen. Daher war es wichtig, jetzt rasch neue Leute zu finden, die zum Teil bereits im August anfangen, damit sie von den Urgesteinen lernen können“, sagt Mareike Marx.
Für eine Übergangszeit wird sich somit die Zahl des Ensembles von 15 auf maximal 19 Personen erhöhen. Verstärkung gibt es auch für die Hänneschen-Werkstatt. Leiter Ralf Bungarten und Mitarbeiter Markus Henn werden künftig von Peter Schiefer unterstützt. Der 23 Jahre alte Schreiner wird zunächst einmal in der Woche vor Ort sein und lernen, wie Puppen, Kulissen und Requisiten fürs Hänneschen gebaut werden. Parallel bringt er sein Kunststudium zu Ende.
Offene Fragen bei Neubesetzung im Kölner Theater
Mit der personellen Aufstockung des Ensembles lässt sich der Abschied des Quartetts zunächst nur nummerisch auffangen. Es gilt, vier Hauptfiguren neu zu besetzen. Marx muss Darsteller für die Typen Hänneschen (von Guretzky-Cornitz), Tünnes (Müller), Speimanes (Kemmerling) und Besteva (Schönberg) finden. Zudem muss nach dem Ausscheiden von Udo Müller die Position des stellvertretenden Intendanten neu besetzt werden. Aktuell seien die Überlegungen und Entscheidungen in diesen Fragen noch nicht abgeschlossen, erklärt die Intendantin.
Fest steht nur, dass Stefan Mertens dem Speimanes nicht mehr von der Seite weichen wird. Bereits seit 2019 spielt er die Figur in den Puppensitzungen. In den Abendstücken und Weihnachtsmärchen war Kemmerling am Zug. Für Mertens wird künftig aus der On-Off-Beziehung eine feste Partnerschaft mit Speimanes. Schwieriger wird es bei der Besetzung der übrigen Figuren. Alexis Berg hat in der Vergangenheit häufig das Hänneschen in Vertretung für Jacky von Guretzky-Cornitz prima verkörpert. Berg ist allerdings auch ein hervorragender Schäl.
Bewerbungen für Hänneschen-Theater weiterhin möglich
Gänzlich offen sind die Positionen für Tünnes und Besteva. Marx schließt nicht aus, dass neue Spieler dafür in Frage kommen könnten. Aber wohl kaum aus dem Stand heraus. Dafür ist die Arbeit als Puppenspieler zu vielfältig und zu speziell. „Ein bis zwei Jahre dauert es mindestens, ehe jemand eventuell an eine größere Rolle herangeführt werden kann. Für das Erlernen des Puppenspiels im Hänneschen-Theater gibt es keine Blaupause. Wir müssen die Leute selber ausbilden. Um dies zu optimieren, bekommt künftig jedes neue Ensemblemitglied, eine Patin oder einen Paten, um Dinge wie Puppenführung, Kölsch und Gesang sowie Wissenswertes zum Theater, zu seiner Geschichte und einzigartigen Bedeutung zu vermitteln“, sagt Marx.
Es können sich übrigens schon jetzt weitere Interessenten um einen Platz im Ensemble bewerben. Es soll in ansehbarer Zeit weitere Castings geben. Wer die kölsche Sprache beherrscht, einen Bezug zu Köln hat, stimmlich mindestens im Chor mitsingen kann und – ganz wichtig – nicht größer als 1,80 Meter ist, hat gute Chancen.