AboAbonnieren

Wegen hoher Spritpreise?Carsharing in Köln beliebter – Portal meldet Vervierfachung

Lesezeit 3 Minuten
5F9EEA005C5ED5E9

Autos der Anbieter Drive Now und Car-2-go, die sich inzwischen zu Share Now zusammengeschlossen haben.

Köln – Die steigenden Spritpreise wirken sich in Köln auch auf die Nutzung von Carsharing-Angeboten aus. Zum einen stellen die Anbieter für Leihautos teilweise eine erhöhte Nutzung fest, zum anderen werden die Preise bereits leicht angehoben.

„Wir haben in den vergangenen vier Wochen einen leichten Anstieg der Nutzung an unserem Standort Rheinland beobachtet“, teilte das Unternehmen Share Now auf Anfrage mit. Der Standort Rheinland umfasst die beiden Metropolen Köln und Düsseldorf. Dies äußere sich sowohl in der Anzahl der Mietvorgänge als auch in der durchschnittlichen Nutzungsdauer.

Auto werde 13 Prozent länger gebucht

Derzeit werde ein Auto durchschnittlich 13 Prozent länger gebucht als vor dem Anstieg der Spritpreise. Damit verstärkt sich ein Trend, der auch unabhängig von der aktuellen Lage im Rheinland zu erkennen ist: Share Now konnte den Umsatz im Jahr 2021 um 23 Prozent steigern.

Pendlerportal meldet Vervierfachung der Nutzung

Das „ׅPendlerportal“, eine Mitfahrzentrale für Berufspendler, meldet sogar eine Vervierfachung der Nutzerzahlen. „Die aktuellen Zahlen sind deutlich höher als beispielsweise im Januar“, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Als Gründe nennt er zum einen den inzwischen „routinierteren“ Umgang mit dem Coronavirus: Offenbar ist die Sorge vor einer Ansteckung in einem geteilten Auto geschrumpft. Auch die Bahnstreiks seien zu bedenken.

„Vor allem aber sind Preiserhöhungen im Kraftstoff-Markt äußerst relevant und spürbar“, so der Sprecher. Zwar liegen bislang keine gesonderten Zahlen für das Kölner Umland vor, es sei aber davon auszugehen, dass diese dem Gesamttrend entsprechen.

Köln: Nicht alle Carsharing-Anbieter melden einen Sprit-Effekt

Andere Anbieter können bislang noch keinen Sprit-Effekt feststellen. „Die Nutzung ist in den vergangenen Wochen weitestgehend gleichgeblieben“, sagte eine Sprecherin des Carsharing-Unternehmens Cambio. Bislang könne man nur „normale Schwankungen“ feststellen. Zwar kalkuliere man derzeit nicht mit einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage. Aber: „Je höher die Nutzungskosten für das eigene Auto, desto eher denken Autofahrer über Carsharing nach.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Kölner Verkehrs-Betriebe sehen bislang keine wesentlichen Veränderungen der Nutzung durch die neue Situation. Auch „Flinkster“, das Carsharing-Portal der Deutschen Bahn, meldet für Köln Nutzungszahlen „auf dem Niveau der Vormonate“. Der Anbieter Miles kann noch keine signifikanten Veränderungen im Nutzungsverhalten feststellen.

„In Köln sind wir bislang nur mit den Transportern aktiv, das ist natürlich ein anderer Anwendungsfall als klassisches Carsharing“, teilte ein Sprecher mit. Grundsätzlich rechne man damit, „dass künftig mehr und mehr Menschen die Gesamtkosten ihres eigenen Autos hinterfragen werden.“

Preiserhöhungen für Carsharing bislang moderat

Weil die Verbrauchs- und Verschleißkosten, die einen wesentlichen Teil der Leihkosten ausmachen, von der Öl-Knappheit weitgehend unberührt sind, wurden die Preise von Carsharing-Anbietern bislang nur moderat oder überhaupt nicht angehoben. Cambio verlangt für alle Tarife nun zwei Cent mehr pro Kilometer. Flinkster, Miles und Share Now haben ihre Preise bislang nicht erhöht. Das kann sich allerdings noch ändern: Die Anbieter betonen, die Marktentwicklung weiter genau zu beobachten.

Das Unternehmen Miles regt unterdessen an, mögliche Subventionen für Carsharing-Anbieter zu prüfen. „Interessant bleibt zu beobachten, ob es tatsächlich einen angekündigten Tankrabatt geben wird“, sagte die Sprecherin. „Ein starkes Engagement in Richtung Carsharing-Branche, wäre, wenn Carsharing und andere Mobilitätsanbieter bei diesem Modell stärker subventioniert werden würden.“