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„Der ist hart geflogen"Chats der suspendierten Kölner Polizisten aufgetaucht

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Polizei Köln Symbol 010118

Polizisten im Einsatz

Köln – Polizeikommissar Bettino G. (Name geändert) ist bei der Staatsanwaltschaft kein unbeschriebenes Blatt. In zwölf Fällen ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen den Streifenpolizisten wegen Körperverletzung im Amt. Jedes Mal wurde das Verfahren eingestellt. Nun steht der 40-jährige Kommissar der Inspektion West in Ehrenfeld erneut im Fokus brisanter Nachforschungen. Er soll mit vier weiteren inzwischen suspendierten Kollegen am 24. April einen renitenten, betrunkenen Anwohner in Bickendorf bei einem Polizeieinsatz gefesselt und misshandelt haben. Der gebürtige Italiener Alessio Z. (Name geändert) starb zwei Monate später auf Grund von Rippenbrüchen an einer Blutvergiftung. Die Staatsanwaltschaft Köln geht nun der Frage nach, ob diese Verletzungen vom Polizeieinsatz herrühren, denn der Verstorbene litt unter massiven Vorerkrankungen.

„Im Ernst, der ist hart geflogen“

Bei den Nachforschungen stießen die Ermittler auf brisante Chats des 40-Jährigen Bettino G. mit einem mitbeschuldigten Kollegen, die eine überharte Gangart bei Einsätzen nahelegen. Er habe „dem Türken gestern ein Kick gegeben“, hieß es in einer Nachricht am 17. Dezember 2020. Sein Chatpartner beschwerte sich: „Hättet ruhig warten können. Bin extra mit 150 Sachen über die Venloer Straße geballert.“ G. prahlte weiter mit seiner Kampfeinlage: „Im Ernst, der ist hart geflogen. Schicke Dir Morgen mal Bilder von seiner Fresse. Der hat auf jeden Fall den Finger gebrochen, irgendetwas im Gesicht und sein Knöchel ist dick.“

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Die Recherchen der Strafverfolger ergaben, dass just an jenem Tag ein Verfahren wegen Widerstandes aktenkundig wurde. Der Tatverdächtige wirkte demnach bereits durch eine Pfeffersprayattacke so hilflos, dass er sich die Hände vor die Augen hielt, als der Tritt gegen das linke Bein des Beschuldigten erfolgt sein soll.

Im Chat hörte es sich anders an. Die beiden Chatpartner schmiedeten Pläne, um bald wieder zusammen auf Streife zu gehen und einen notorischen Randalierer zwischen zu nehmen. „So ein Widerstand mit dem wär auch mal witzig“, meinte G.‘s Kollege. Der antwortete: „Definitiv wäre das witzig.“ Und dann versprach er bei der nächsten gemeinsamen Dienstfahrt „nehmen wir auf jeden Fall jemanden fest und machen jemanden kaputt.“

Staatsanwaltschaft prüft Einsätze der suspendierten Beamten

War alles nur bloße Prahlerei oder mehr? Die Staatsanwaltschaft untersucht nun weitere Einsätze der suspendierten Beamten. Christoph Arnold, einer der Anwälte der beschuldigten Beamten, spricht von „großspurigen Unterhaltungen, die zwar nicht schön sind, aber aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Es gibt keinen Beweis dafür, dass die Beschuldigten bewusst Widerstandshandlungen provoziert haben.“ Die Ermittlungen in diesem Kontext werden nach Ansicht des Verteidiger „komplett ins Leere laufen“.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die Polizei in der Affäre zudem einen schwarzen Beamten in den Innendienst versetzt, weil er mit einem der fünf beschuldigten Kollegen im Februar 2021 folgende Nachrichten ausgetauscht haben soll: Gerade habe er erfahren, dass „der Typ, den wir gestern weggesperrt haben, nach seiner Entlassung richtig durchgedreht ist und uns als Hurensöhne und mich noch als Drecksnigger bezeichnet hat.“ Die Anzeige sei auf dem Weg zur Staatsanwaltschaft. Man könne ja nochmals einen Nachtdienst zusammen planen, „der hängt ja öfter rum. Dann kann er uns das gerne nochmal ins Gesicht sagen.“

Schwarzen Polizisten beleidigt

Der strafversetzte Beamte bemerkte dann: „Hätte ich das gewusst, dass der so ein Hurensohn ist, hätte der mehr kassiert“. Das Gespräch endete mit dem Fazit: „Irgendwann kriegen wir den sicher nochmal.“

In einem internen Brief an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter äußert sich indes die Leiterin der Polizeiinspektion 3 in Ehrenfeld „betroffen“ über die „schwerwiegenden Vorwürfe“ gegen die suspendierten Beamten ihrer Inspektion. Die Berichterstattung in den Medien, schreibt sie an ihre Einsatzkräfte, werde ein negatives Stimmungsbild erzeugen, „dass Sie unter Umständen auch beim Einschreiten auf der Straße zu spüren bekommen“. Die Inspektionsleiterin stärkt ihren Kolleginnen und Kollegen den Rücken und schreibt: „Ich weiß, das wird Ihrer guten Arbeit nicht gerecht.“