Kölner RatsgrüneChristiane Martin setzt sich gegen Fraktionschefin durch
Köln – Optimistische 60 Plätze sollte die Reserveliste der Grünen für die kommende Kommunalwahl umfassen – eine Mammutaufgabe, für die sich die Partei gleich zwei Tage Klausur im Theater im Tanzbrunnen verordnet hatte. Bewerbungsreden gab es also reichlich und in allen Varianten, manchmal sogar gesungen.
Die entscheidenden Reden gab es gleich am Anfang, im Kampf um den Spitzenplatz auf der Liste. Christiane Martin, Bezirkspolitikerin aus Ehrenfeld und bislang noch nicht im Rat vertreten, hatte bereits im Dezember 2019 angekündigt, nicht nur zu kandidieren, sondern auch gleich Brigitta von Bülow als Fraktionsvorsitzende der Ratsgrünen ablösen zu wollen.
Den Wandel beschworen
Martin, die wie alle Kandidaten exakt fünf Minuten für ihre Bewerbungsrede hatte, beschwor vor allem den Wandel. „Zukunft wird aus Mut gemacht“, sagte sie in ihrer engagierten Rede, verwies auf Visionäre wie Frei Otto, den Architekten des Sternwellenzeltes im benachbarten Tanzbrunnen und warb für „frischen Wind und einen neuen Aufbruch“ in der Fraktion, aber auch in der Stadt („Köln kann mehr“).
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Sie kündigte einen Wechsel vor allem in der Verkehrspolitik an: „Die Autos müssen raus aus der Stadt.“ Dazu müssten viel mehr Radwege gebaut werden als bisher sowie der Bahn- und Busverkehr deutlich ausgebaut werden, sie könne sich etwa eine neue Straßenbahnlinie über die gesamte Innere Kanalstraße vorstellen, die dafür um eine Autospur in jede Richtung reduziert würde. Die soziale Gerechtigkeit liege ihr ebenfalls am Herzen – und sie kündigte an, nicht nur die grünen Hochburgen im Blick zu haben, sondern die ganze Stadt („Köln ist nicht nur Innenstadt und Ehrenfeld“).
Rückblick auf Erfolge
Zuvor hatte Brigitta von Bülow, die im Februar 2019 Kirsten Jahn an der Spitze der Fraktion abgelöst hatte, auf ihre Erfolge zurückgeblickt: Mit ihr sei die Ratsfraktion noch einmal durchgestartet, sie habe auch konfliktreiche Verhandlungen mit dem Bündnispartner CDU nicht gescheut, zudem pflege sie einen intensiven Austausch mit der Oberbürgermeisterin und kämpfe seit Jahren gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.
Die Mitgliederversammlung entschied sich jedoch sehr deutlich für den frischen Wind: Auf Christiane Martin entfielen 183 Stimmen (63,8 Prozent), Brigitta von Bülow bekam 93 Stimmen (32,4 Prozent) der insgesamt 287 Mitglieder. „Das tolle Ergebnis freut mich sehr, weil es mir Rückenwind für meine zukünftigen Aufgaben gibt“, sagte Martin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ob dazu nach der Wahl am 12. September tatsächlich der Fraktionsvorsitz zählt, entscheidet offiziell erst die neugewählte Fraktion. Das deutliche Ergebnis von Samstag dürfte jedoch eine klare Vorentscheidung sein.
Von Bülow bewarb sich im Anschluss um Listenplatz 3, wurde aber erst nach drei Wahlgängen und mit knapper Mehrheit gewählt. „Mich enttäuscht das Ergebnis, aber jedes politische Amt ist ein Amt auf Zeit“, sagte sie am Sonntag. „Wichtig ist, dass wir als Grüne jetzt gemeinsam erfolgreich sind.“
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Auf Platz zwei der Liste wurde Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer gewählt. Bei der Entscheidung um Platz 4 setzte sich Finanzexpertin Sandra Schneeloch, bisher nicht im Rat vertreten, nach kämpferischer Rede mit großem Abstand gegen den grünen Bürgermeister Andreas Wolter durch. Wolter bewarb sich im Anschluss mehrfach um weitere Listenplätze, gab aber schließlich auf. Sabine Pakulat, die im Rennen um Platz 3 gegen Brigitta von Bülow verlor, konnte auch Listenplatz 5 nicht gewinnen, hier lag am Ende Marion Heuser vorne. Platz 6 ging an Ratsmitglied Manfred Richter, es folgen Derya Karadag (7), Daniel Bauer-Dahm (8), Sabine Pakulat (9) und Hans Schwanitz auf Platz 10. Christiane Martin war jedenfalls zufrieden mit der Liste: „Das ist eine gute Mischung aus Neuen und Erfahrenen.“