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Namen mittlerweile größtenteils unlesbarDenkmal für jüdische Soldaten verwittert – Restauration ist schwierig

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Die Namen der gefallenen Soldaten auf dem Denkmal sind heute teilweise unlesbar. Foto: Wieber

Die Namen der gefallenen Soldaten auf dem Denkmal in Bocklemünd sind heute teilweise unlesbar.

Auf dem jüdischen Friedhof in Bocklemünd erinnert ein Denkmal an gefallene jüdische Soldaten. Benzion Wieber fordert, es zu restaurieren.

Rund 250 Kölner jüdischen Glaubens kämpften und fielen im Ersten Weltkrieg auf deutscher Seite. Auch wenn ihre Körper nicht nach Köln heimkehrten, so sind ihre Namen auf einem Denkmal verzeichnet, das sich heute auf dem jüdischen Friedhof in Bocklemünd befindet. Auf einem dreiflügeligen Monument von dem Bildhauer Franz Brantzky sind die Männer aufgelistet, unter der Überschrift „In treuer Pflichterfüllung starben für das Vaterland 1914 – 1918“.

Das Denkmal 2020, die nachgezogenen Namen sind lesbar.

Vor vier Jahren hat der Friedhofsverwalter das verwitterte Denkmal gekärchert und die Schriftzüge mit Filzstift nachgezogen, sodass sie für eine Weile zu sehen waren.

Das Denkmal ist in diesem Jahr hundert Jahre alt. Die Namenszüge darauf sind mittlerweile verwittert, zu einem großen Teil bis zur Unleserlichkeit. Und somit verblasst auch die Erinnerung an die Gefallenen. Der ehemalige Geschäftsführer der Kölner Synagogengemeinde Benzion Wieber hat sich jetzt mit einem offenen Brief an seine Gemeinde gewandt, mit der dringlichen Bitte das denkmalgeschützte Monument zu restaurieren. „Es hat tiefe Risse“, schreibt er, „die Schriftzüge sind nicht mehr zu erkennen, die Namen der gefallenen Soldaten sind unlesbar oder komplett ausgelöscht.“ Hebräische Buchstaben der Textzeilen aus jüdischen Gebeten, die zum Gedenken an jüdische Opfer von Kreuzzügen, Pogromen und Kriegen gesprochen würden, seien abgebröckelt.

Denkmal nach der Reichspogromnacht gerettet

Er erinnert an seine Bedeutung und besondere Geschichte: „Das Monument wurde nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 in der Nazi-Zeit aus der geschändeten Synagoge auf unseren jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd versetzt und so vor der Zerstörung gerettet“, schreibt Wieber. „Heutzutage können wir nur erahnen, was für eine historische Bedeutung es für die damaligen Verantwortlichen der Synagogen-Gemeinde darstellte.“ Das Denkmal sei Teil der Kölner jüdischen Geschichte, es erinnere und mahne in eindrucksvoller Weise.

Das Denkmal in der Synagoge an der Roonstraße im Jahr seiner feierlichen Enthüllung 1924

Das Denkmal in der Synagoge an der Roonstraße 1924, im Jahr seiner feierlichen Enthüllung 1924

Wieber weist darauf hin, dass er bereits vor anderthalb Jahren den Vorstand der Synagogen-Gemeinde in einer Dringlichkeitsmail über den katastrophalen Zustand des Monumentes informiert und gebeten habe, es vor dem völligen Zerfall zu retten. Man müsse unverzüglich mit den Arbeiten beginnen. Es sei aber nichts Konkretes geschehen bis auf die Tatsache, dass zwei Kostenvoranschläge eingeholt worden seien.

Der Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde, David Klapheck, betont, dass der Vorstand sich der Restaurierung annehme: „Aufgrund des Projektumfangs sind wir verpflichtet, mehrere Kostenvoranschläge einzuholen“, schreibt er. „Es ist jedoch eine Herausforderung, in Köln und Umgebung ein passendes Angebot oder einen Steinmetz zu finden, der die Restaurierung fachgerecht ausführen kann.“ Es sei richtig, dass dem Vorstand zwei Angebote vorlägen: „Eines ist sehr teuer“, so Klapheck, „das andere erscheint wenig seriös.“ Er verspricht: „Wir setzen unsere Suche fort und arbeiten aktiv daran, eine qualifizierte Lösung für die Restaurierung zu finden.“