In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
In dieser Folge geht um den Barbarossaplatz. 1902 war in der Mitte des Platzes noch ein Brunnen und eine Grünfläche.
Mit den Jahren dominierte der Verkehr den Platz immer mehr. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg wurde aus der Grünfläche ein Kreisverkehr und die Fußgänger müssen gefährlich gelebt haben.
Köln – Es gibt Fotos, die belegen, dass der Barbarossaplatz tatsächlich einmal so ansprechend aussah wie auf der Postkarte, die Ferdinand Pfister 1902 an seine Schwester Maria schickte. „Liebe Schwester!“, schrieb er auf den Rand der Karte, auf der die „Elektrische“ einen großen runden Brunnen in Richtung Hohenstaufenring passiert: „Sende Dir die herzlichsten Grüße & hoffe, daß Du noch gesund & munter bist, welches Gott sei Dank auch bei mir der Fall ist. Dein Bruder Ferd. m. Familie.“
Maria Pfister wohnte damals in Leipzig und zog später – wie ihr Bruder – nach Köln. Die Karte hat ihre Enkelin Gabriele Küppers aufgehoben und sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ geschickt. Es ist ein Gruß aus einer besseren Zeit. Zumindest in stadtplanerischer Hinsicht.
Der Brunnen ist längst verschwunden, die Gründerzeit-Bebauung zumeist unansehnlicher Nachkriegs-Architektur gewichen. Ein Foto etwa vom Anfang der 1930er Jahre zeigt, dass die Vorherrschaft des Verkehrs schon vor dem Zweiten Weltkrieg einsetzte. Aus der Grünfläche ist ein Kreisverkehr geworden, Fußgänger müssen gefährlich gelebt haben. Schon damals strömten aus allen Himmelsrichtungen Autos und Straßenbahnen auf den Barbarossaplatz, der heute mehr denn je weniger ein Platz ist als ein riesiges, menschenfeindliches Verkehrsknäuel.
„Der Barbarossaplatz ist der am meisten vernachlässigte Platz der Stadt“, sagt Ulrich Krings, ehemaliger Kölner Stadtkonservator. Das Konzept der autogerechten Stadt, das nach dem Zweiten Weltkrieg Konjunktur hatte, sei hier „ganz brutal“ zum Tragen gekommen. Und niemand habe sich um die Randbebauung gekümmert, so Krings: „Es wimmelt nur so von Scheußlichkeiten.“
Als Ferdinand Pfister seine Karte verschickte, war der Barbarossaplatz ein Glied einer ganzen Kette von attraktiven Plätzen, die die neue Ringstraße zu bieten hatte. Sie verbanden den ab 1881 gebauten Prachtboulevard mit den Ausfallstraßen. In diesem Fall mit der Luxemburger Straße.
Doch spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Barbarossaplatz zum ausufernden Knotenpunkt ohne Aufenthaltsqualität. Vier Stadtbahn-Linien kreuzen die riesige Asphaltfläche, sieben Straßen stoßen hier aufeinander. Und viele Chancen, das „Getöse“ nachträglich zu beruhigen, seien im Laufe der Nachkriegs-Jahrzehnte vertan worden, sagt Ulrich Krings. Der Barbarossaplatz sei „das Produkt einer absoluten Vernachlässigung jeder ästhetischen Nachbesserung dieser Verkehrslösung“.
Diese Nachbesserung könnte etwa darin bestehen, „dieses ganze Getöse unter die Erde zu bringen“. Noch mehr als etwa dem Rudolfplatz würde es dem Barbarossaplatz gut tun, die KVB-Linien in Tunnel zu verlegen. Doch geschehen sei nie etwas, bedauert Krings. „Aus diesem Grund sieht der Barbarossaplatz so aus, wie er aussieht.“ Ganz anders als 1902 jedenfalls.