Köln – Am Anfang herrschte allseits Euphorie: eine schwimmende Wache für die Wasserschutzpolizei im Deutzer Hafen, auf dem Rhein in Innenstadtnähe, die Einsatzboote direkt vor der Haustür, der Dom im Hintergrund – ein Projekt, das es deutschlandweit so noch nicht gibt. Ein „Eye-Catcher“. Insider, die von Beginn an mit der Planung vertraut waren, erinnern sich an Besprechungen, in denen regelrecht geschwärmt worden sei. Herausragend, vorbildhaft, Prestigeprojekt – solche Worte seien immer wieder gefallen, heißt es. „Alle wollten diesen Bau haben, und alle waren gleichermaßen begeistert“, erinnert sich ein Teilnehmer. 2018 wurde der Prozess konkretisiert, das Projekt von Architekten, Statikern und Ingenieuren nahezu fertig entworfen.
Und nun die große Ernüchterung. Das Projekt ist geplatzt. Die Gründe dafür sind bislang nur schwer zu durchschauen, einen alleinigen Schuldigen scheint es nicht zu geben. Fest steht nur: Alle Beteiligten – ob Polizei, Stadt Köln, Häfen und Güterverkehr Köln, Planer oder Architekten – sind jetzt enttäuscht und irgendwie auch ein bisschen sauer aufeinander. „Ich bin unsäglich traurig und auch verärgert“, sagt etwa Architektin Ute Piroeth, die die Fassadenverkleidung entworfen hatte.
Kosten liefen aus dem Ruder
Die Planung war am Ende aus dem Ruder gelaufen. Die Polizei soll auf einem „Musterraumkonzept“ bestanden haben, das für Polizeiwachen im Land vorgesehen ist und bestimmte Anforderungen stellt, zum Beispiel an die Sicherheit, an technische Ausstattung sowie an die Größe und Anzahl der Räume. Angeblich habe die Polizei mit Fortschreiten der Planung immer neue Anforderungen gestellt, heißt es. Bestätigen ließ sich das zunächst aber nicht – das Innenministerium kündigte am Freitag eine Stellungnahme für Anfang dieser Woche an. Auch die Anforderungen an den Brandschutz sollen immer weiter gestiegen sein.
Die Folge: Der schwimmende Containeraufbau wäre immer schwerer geworden, die Pontons hätten eine immer größere Last tragen müssen, die Kosten schossen in die Höhe. Als das Bauamt dem Objekt schließlich noch eine optisch ansprechendere Fassade verpassen wollte als ursprünglich vorgesehen – immerhin befinde sich die Wache in direkter Sichtachse zum Dom – soll das Land die Reißleine gezogen haben.
Der Bau sei einfach „wirtschaftlich nicht darstellbar“, sagt auch Kölns Baudezernent Markus Greitemann. Warum all dies nicht schon zu Beginn der Planungen vor vielen Jahren klar war, ist eines der Rätsel. „Alle Arbeitsstunden und damit auch verbundene Kosten für Planung, Beauftragung und Genehmigungen waren umsonst“, klagt Polizeigewerkschafter Frank Jackes. Man hätte sich vorher überlegen sollen, ob das alles geht, schimpft ein anderer Beteiligter des Projekts. Und auch diese beiden Worte fallen oft in Gesprächen mit verschiedenen Insidern: „Typisch Köln.“
Gewerkschaft: Wache ist überdimensioniert geplant
Gibt es noch Chancen, das Projekt zu retten? Architektin Piroeth versichert, am Gewicht der zusätzlichen Fassadenverkleidung würde es nicht scheitern. „Das wäre alles machbar.“ Auch Gewerkschafter Jackes macht einen konstruktiven Vorschlag: Mit 510 Quadratmetern sei die zweistöckige schwimmende Wache ohnehin überdimensioniert geplant. Einen extra Raum für Blutprobenentnahmen zum Beispiel bräuchte die Wasserschutzpolizei an dem Standort nicht. Auch auf mindestens einen der vorgesehenen Besprechungs- oder auf den Multifunktionsraum könne man getrost verzichten, ohne Sicherheitsaspekte zu vernachlässigen. Insgesamt ließen sich womöglich ungefähr 150 Quadratmeter sparen. In der jetzigen Wache an der Alfred-Schütte-Allee kämen die Polizisten schließlich auch mit deutlich weniger als 510 Quadratmetern aus.
Doch aus diesem Gebäude müssen die Beamten im Zuge der Errichtung des großen Projekts „Deutzer Hafen – Quartier am Wasser“ bald ausziehen. Sie kämen dann interimsweise vermutlich in Containern an der Siegburger Straße unter, bis eine neue Wache an Land in die Hafenstadt integriert wäre. Das aber, fürchtet Gewerkschafter Jackes, könne noch acht Jahre oder länger dauern. In dieser Zeit fielen dann nicht nur die Kosten für eine komplett neue Planung einer Wache an Land an, sondern auch die Miete für die Container. „Dieses Planungschaos geht letztlich zu Lasten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diesen werden nun zusätzliche Belastungen neben dem Schichtdienst über einen langen Zeitraum zugemutet, die hätten verhindert werden können.“