Millionen-MinusCorona-Krise trifft Kölner Zoo hart
- Das Jahr 2020 begann für den Kölner Zoo eigentlich ziemlich vielversprechend - doch dann kam die Corona-Krise.
- Seit dem 5. Juni ist der Tierpark nun wieder geöffnet. Der finanzielle Verlust ist trotzdem riesig.
- Ein Überblick.
Köln – Im vergangenen Januar hatte Thomas Schwiertz, Geschäftsführer der Zoo-Gastronomie, noch auf das nächste Rekordjahr nach 2019 gehofft. Zum China-Light-Festival waren so viele Besucher wie nie in den Zoo gekommen und hatten auch bei Schwiertz gespeist. Schon zu Beginn des Jahres war die Zoo-Gastronomie mit Veranstaltungen bis Dezember komplett ausgebucht. Rund 500 Hochzeiten, Geburtstage, Firmenfeiern, Tagungen. „Es sah hervorragend aus“, erinnert sich Schwiertz. Doch dann kam der 17. März.
Der ganze Zoo musste wegen der Corona-Pandemie bis zum 5. Juni schließen und mit ihm die Gastronomie. Seitdem geht der Betrieb nur eingeschränkt vonstatten. Rekordjahr perdu. „Wir haben bislang rund 600.000 Euro verloren“, sagt Schwiertz.
Das ist auch für den Tierpark selbst ein Problem. Die Zoo Gastronomie GmbH ist eine hundertprozentige Tochter der Aktiengesellschaft Zoologischer Garten Köln. Erwirtschaftet die Gastronomie Überschüsse, gehen die an den Zoo. Doch Gewinne dürften utopisch sein. Nicht nur deshalb wird der Tierpark in diesem Jahr wohl ein millionenschweres Defizit hinnehmen müssen.
„Stadt mit K“ – Der Newsletter
Alles, was Sie heute in Köln wissen müssen
Die Corona-Krise hat unser Leben in den vergangenen Wochen bestimmt, nun kehrt langsam aber sicher ein Stück Normalität in unser Leben ein. Mit unserem Newsletter „Stadt mit K“ wollen wir mit Ihnen gemeinsam aus der Krise gehen. Mit Ausgeh-Tipps, Verlosungen und natürlich dem Überblick über die aktuelle Nachrichtenlage in Köln – in nicht mal fünf Minuten Lesezeit. Bis 7 Uhr liefern wir Ihnen von Montag bis Freitag alle Infos für den Tag und erzählen Ihnen außerdem, was in Köln wichtig ist und was über den Tag wichtig wird. Als Newsletter-Abonnent erhalten Sie außerdem regelmäßig exklusive Infos und Geschichten. Alles komplett kostenlos und mit nur einem Link bestellbar. Hier geht's zur Anmeldung.
Die Schließung zwischen März und Juni hat den Zoo jeden Tag 54000 Euro gekostet, denn Einnahmen gab es ohne Besucher so gut wie keine. Die Erlaubnis, seit Anfang Juni wenigstens eingeschränkt öffnen zu dürfen, kam gerade noch rechtzeitig, die Mitarbeiter standen kurz vor der Kurzarbeit. „Es war knapp. Viel länger hätten wir nicht geschlossen haben dürfen“, sagt Zoo-Vorstand Christopher Landsberg. Seit der Wiedereröffnung dürfen wegen der Abstandsregeln während der Corona-Pandemie nicht mehr als 4700 Besucher auf das Gelände.
Elefantenhaus öffnet, Aquarium bleibt zu
„Wir liegen bei den Besucherzahlen aktuell etwa 30 Prozent hinter Plan“, sagt Landsberg, im Durchschnitt kämen derzeit etwa 3500 Menschen. Bei den Umsätzen sieht es etwas besser aus, hier verzeichne man ein Minus von 15 bis 20 Prozent – offenbar konsumieren die Besucher, die kommen, mehr als üblich. Momentan sind nur der Hippodom sowie das Madagaskar- und das Urwaldhaus für Besucher zugänglich. Das Elefantenhaus, eine der Hauptattraktionen, öffnet Mittwoch wieder, kündigt Landsberg an. Das Aquarium bleibt bis auf weiteres geschlossen.
An den Eingängen aller geöffneter Häuser kontrollieren zurzeit Ordner die Zahl der Besucher, was laut Landsberg einen fünfstelligen Betrag kostet. Am Ende des Jahres rechnet er mit einem Bilanzminus von einer bis 1,5 Millionen Euro. „Aber nur wenn nicht Schlimmes mehr passiert, die Beschränkungen wegen Corona wieder verschärft werden oder wir nur noch schlechtes Wetter haben“, sagt Landsberg. Sonst könne das Manko auch steigen. Da kommt eine Finanzspritze gerade recht. Kommenden Donnerstag wird Regierungspräsidentin Gisela Walsken im Zoo vorstellig und hat einen Scheck über 800.000 Euro dabei: Der Zoo hatte sich erfolgreich um Unterstützung aus einem rund elf Millionen Euro großen Corona-Hilfsfond für Zoos der NRW-Landesregierung beworben. In seiner Verlustrechnung hatte Landsberg diesen Betrag jedoch „leider schon eingepreist“.
Etwas sparen konnte der Zoo – gezwungenermaßen – bei den mitunter kostspieligen Tiertransporten aus dem Ausland. Umzüge von Tieren zwischen Köln und anderen Parks sind erst wieder seit Öffnung einiger europäischer Grenzen möglich. Nicht wegen der Tiere selbst, sondern weil jetzt die begleitenden Pfleger reisen dürfen. Immerhin konnten trotz Einnahmeverluste die laufenden Bauprojekte wie der Umbau des Südamerikahauses wie geplant fortgesetzt werden. Auch das neue Tigergehege werde wie geplant am 2. Juli öffnen, versichert Landsberg.
Zoo-Gastro bietet „Dinner im Clemenshof“ an
Derweil kämpft auch die Zoo-Gastronomie weiter mit den Folgen der Pandemie – natürlich wie all die anderen massiv gebeutelten Restaurants, Kneipen und Bars in der ganzen Stadt. Der Zoo hat seinem Tochterunternehmen die Pacht gestundet, damit es liquide bleibt. 70 Mini-Jobber musste Gastronomie-Geschäftsführer Schwiertz entlassen, die 35 Festangestellten sind im Homeoffice in Kurzarbeit und die Verträge von 15 Saisonkräften „ruhen derzeit“, sagt er. „Besonders die Entscheidungen zu den Mitarbeitern haben mich Jahre meines Lebens gekostet. Ich trage ja die Verantwortung für sie“, seufzt Schwiertz.
Aktuell verzeichnet er nur halb so viel Umsatz wie vor der Corona-Zeit. Von acht Imbissständen sind derzeit nur fünf geöffnet. Das Restaurant ist komplett zu, weil selbst ein Teilbetrieb unter den aktuellen Corona-Beschränkungen des Zoos nicht wirtschaftlich sei. Zwar seien Veranstaltungen mit bis zu 50 Personen wieder erlaubt. Doch sei die Nachfrage derzeit mäßig, auch, weil Büffets verboten seien. Deshalb bietet die Zoo-Gastronomie ab kommendem Freitag an jedem Wochenende wenigstens ein „Dinner im Clemenshof“ an: Ein Drei-Gänge-Menü, zu dem man sich wie in einem herkömmlichen Restaurant zuvor anmelden muss. Bei gutem Wetter können die Gäste auch auf der Terrasse mit Blick auf die Flamingos sitzen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Es sei ein Versuch, weiter durch die Krise zu kommen, sagt Schwiertz. Es müsse ja irgendwie vorangehen, auch wenn das die Einnahmeverlust nicht zurückbringe. Nicht zurück kommen auch rund 1000 Kilogramm Pommes Frites. So viele Kartoffelstäbchen musste die Zoo-Gastronomie nach der angeordneten Schließung aus dem Lager entsorgen lassen. Gut 60 Kilogramm Obst und Gemüse konnten immerhin an die Zootiere verfüttert werden.