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Inklusion in KölnAn diesen Schulen gab es die meisten Ablehnungen für Kinder mit Förderbedarf

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Ein Junge im Rollstuhl sitzt in einem Klassenzimmer.

Die Zahl der Plätze im Gemeinsamen Lernen reicht in Köln längst nicht aus. Fast die Hälfte der Schüler mit sonderpädagogitschem Förderbedarf besucht eine Förderschule. (Symbolbild)

Die Zahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf steigt seit Jahren. Vor allem an Gesamtschulen gibt es für sie zu wenige Plätze.

115 Kölner Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind im aktuellen Schuljahr an Gesamtschulen im Gemeinsamen Lernen (GL) abgelehnt worden. 373 Kinder waren angemeldet worden, doch es standen nur 261 Plätze für Inklusionskinder an den Gesamtschulen zur Verfügung. Diese Zahlen, die sich auf das Schuljahr 2023/24 beziehen, stellt die Verwaltung im kommenden Schulausschuss vor. Damit verfestigt sich der Trend der vergangenen Jahre, dass knapp ein Drittel der Inklusionskinder an Gesamtschulen abgelehnt wird.

Die meisten Ablehnungen mussten die Willy-Brandt-Gesamtschule in Höhenhaus (33), die Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenberg (28) und die Lise-Meitner-Gesamtschule in Porz (25) verschicken. Weniger Anmeldungen als Plätze und damit keine Ablehnungen hingegen verzeichneten die Gesamtschulen in Rodenkirchen, Lindenthal, Dellbrück und Holweide sowie die Europaschule in Zollstock.

Noch nie gab es so viele Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf

„Wir brauchen 50 Prozent mehr GL-Plätze an den Gesamtschulen. Dafür bräuchte es aber auch entsprechend mehr Gesamtschulplätze. Denn die reichen bisher nicht aus“, sagt Nathalie Binz, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft. „Es kann keine Lösung sein, einfach eine deutlich höhere Anzahl an GL-Plätzen auf die derzeit bestehenden Gesamtschulen zu packen. Das verkraften die einzelnen Klassen nicht.“

Seit Jahren steigt die Zahl der Kölner Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf und erreichte zuletzt einen Höchststand: Derzeit lernen 8395 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 10 entweder als Inklusionskinder an Regelschulen oder an Förderschulen. Damit wird neun Prozent aller Schüler der Primar- bis Mittelstufe sonderpädagogischer Förderbedarf attestiert.

Köln: Gymnasien haben mehr Plätze für Inklusionskinder als Anmeldungen

Ganz anders als an den Gesamtschulen gestaltet sich die Situation an den Gymnasien: Während alle Gesamt-, Haupt- und Realschulen Inklusion anbieten, sind es mit dem Genoveva-Gymnasium, dem Albertus-Magnus-Gymnasium und dem Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium nur drei Gymnasien. Den 33 verfügbaren GL-Plätzen standen allerdings nur 11 Anmeldungen gegenüber.

Die Tatsache, dass es mehr GL-Plätze als Anmeldungen an den Gymnasien gab, bewertet Binz kritisch: „Man muss sich die Gründe dafür ansehen. Viele Eltern trauen ihrem Kind den Besuch auf einem Gymnasium nicht zu.“ Es komme dabei sehr auf den Förderschwerpunkt des Kindes an. Bei einer ausschließlich körperlichen Beeinträchtigung komme ein Gymnasium wohl eher in Betracht, wenn es entsprechend barrierefrei ist, als bei einem Kind mit geistiger Beeinträchtigung.

Fast die Hälfte der Schüler mit Förderbedarf besuchen Förderschule

An den Realschulen wurden zunächst 35 Inklusionskinder an ihrer Wunschschule abgelehnt. Doch laut Verwaltung konnte allen ein Alternativplatz an einer anderen Realschule angeboten werden. Insgesamt gibt es im aktuellen Schuljahr 202 GL-Plätze an Realschulen. An den Hauptschulen standen 45 GL-Plätze zur Verfügung – 29 Inklusionskinder erhielten eine Ablehnung.

Grundsätzlich hat jedes Kind mit Förderbedarf einen Anspruch auf einen Schulplatz in der von den Eltern gewünschten Schulform. Tatsächlich werden derzeit immer noch 45 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf – also knapp die Hälfte – an Förderschulen und nicht im Gemeinsamen Lernen unterrichtet.

Schuldezernent Robert Voigtsberger hatte im Januar im Schulausschuss gesagt, dass eine weitgehende oder vollständige Beschulung aller Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen unter den gegebenen Rahmenbedingungen in Köln auf absehbare Zeit nicht möglich sei.

Die Anmeldezahlen der Förderschulen liegen der Verwaltung nach eigener Angabe noch nicht vollständig vor – sieben Monate nach Schuljahresbeginn. Das liege unter anderem daran, dass die Förderschulen nicht alle das zentrale Schulverwaltungsprogramm nutzten.