AboAbonnieren

Höhenflug und DrogensumpfDokumentarfilm zum 30-jährigen Bestehen von Brings gedreht

Lesezeit 3 Minuten
30_Jahre_Brings

Die Band im Gründungsjahr 1991 mit Peter Brings (v.l.), Stephan Brings, Harry Alfter und Matthias Gottschalk

Köln – Den Reigen ihrer Jubiläumsveranstaltungen zum 30-jährigen Bestehen der Band hatten sich die Musiker von Brings sicher auch anders vorgestellt. Corona-bedingt ist da nicht viel übrig geblieben, auch das geplante Konzert im Rhein-Energie-Stadion wurde abgesagt. Fertig geworden ist allerdings „Su lang mer noch am Lääve sin“, eine 45-minütige Dokumentation des WDR über die Bandgeschichte, die kommende Woche ins Fernsehen kommt und vorab im Open-Air-Kino im Rheinauhafen gezeigt wurde.

Rund 200 Fans, die die kostenlosen Tickets erstanden hatten, waren in Strandkörben, in Liegestühlen oder auf den Treppenstufen dabei, genau so viele verfolgten das Geschehen als Zaungäste außerhalb des Geländes. Und von allen gab es nach dem Film lang anhalten Beifall.

Kölsche Rockmusiker und ihre Gedankenwelt

Zu Recht, denn den beiden Filmemachern Wilm Huygen und Andreas Fröhlich ist es gelungen, die kölschen Rockmusiker und ihre Gedankenwelt recht authentisch und glaubwürdig einzufangen. Und so manch einer im Publikum reagierte ähnlich wie die Musiker. „Wir haben geweint und gelacht, als wir den Film erstmals sehen durften“, erzählte Peter Brings. Schließlich hatten die Filmemacher die Band das ganz besondere Jubiläumsjahr über während der Corona-Pandemie begleitet und mit teils noch nie zuvor veröffentlichtem Bildmaterial – Gitarrist Harry Alfter hatte von Anfang an kistenweise Videos gedreht – auf deren außergewöhnliche Erfolgsgeschichte zurückgeblickt. Beleuchtet werden Höhen und Tiefen, Krisen, Alkohol- und Drogenprobleme, Neuanfänge und der Wiederaufstieg hin zu einer des besten Live-Rockbands des Landes.

Brings Filmpremiere

Vor dem Film spielten Brings vier ihrer Songs an der Seite des Rheinauhafens.

Wie lange man noch weitermachen wolle, wurden die Musiker mehrfach an dem Abend gefragt. „Gerne nochmal 30 Jahre“ sagte Kai Engel spontan und lachte. Er war schon im ersten Jahr hinzugekommen und kann alles spielen, was Tasten hat. Schlagzeuger Christian Blüm löste 1995 Matthias Gottschalk ab. Der hatte zwar zunächst nach außen hin den Makel, Sohn eines CDU-Ministers zu sein, aber, so Peter Brings, „der war super vorbereitet, konnte alles spielen und kriegte den Job. Seitdem wurden wir zu der Band, die wir heute sind. Aber ich weiß nicht, ob wir altersmäßig nochmals 30 Jahre schaffen.“ Eine Verjüngungskur á la Bläck Fööss oder Höhner werde es bei Brings auf gar keinen Fall geben.

Man kann nur sterben, nicht aus der Band austreten

„Wenn man auseinandergeht, ist es vorbei. Dann sollte man eine neue Band aufmachen.“ Aber solche Gedankenspiele sind Stephan Brings fremd. „Ich bin da ganz bei Keith Richards, dem Gitarristen der Rolling Stones. Bei uns kann man nur sterben, aber nicht aus der Band aussteigen, hat der mal gesagt. Das sehen wir auch alle so. Wir passen gut aufeinander auf. Das ist heute auch einfacher. Früher war der Peter viel wilder.“ Auch das zeigt die Doku.

Das könnte Sie auch interessieren:

Denn nach dem Erfolg mit Chartplatzierungen der ersten beiden Alben („Zwei Zoote Mische“ und „Kasalla“) und Auftritten vor bis zu 100000 Fans wie bei „Rock am Ring“ befand sich der Sänger auf dem Höhenflug. „Ich hab gedacht, Hollywood, ich komme. Ich bin dann aber nur bis Nippes gekommen.“ Oder – da die nächsten beiden Alben floppten, zahlreiche Konzerte abgesagt wurden – noch weiter in die Gosse und in den Drogensumpf der Stadt. „Wenn mein Bruder Stephan und Christian mich da nicht rausgeholt hätten, weiß ich nicht, ob ich das überlebt hätte.“ Wie zum Dank schrieb er dann zum zehnten Geburtstag der Band ein Lied: „Superjeile Zick“. Damit begann 2001 der Aufstieg von Brings im Karneval.

„Su lang mer noch am lääve sin“, die Doku zu 30 Jahre Brings läuft am Freitag, 6. August, um 20.15 Uhr im WDR-Fernsehen und ist auch in der Mediathek abrufbar. Zudem soll aus dem Material ein Kinofilm („Nix för lau“) entstehen. Premiere soll im Oktober sein.