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Kölner Musikerin Donia Touglo„Ich bin gegen die Spaltung in der Gesellschaft“

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Die Kölner Musikerin Donia Touglo gewann den diesjährigen NRW-Pop-Preis als Beste Newcomerin

Köln – Donia Touglo wollte sich nicht mehr hinter einer Rolle verstecken. Das Schauspiel hat ihr zwar dazu verholfen, mehr zu sich selbst zu finden, sagt sie. Doch ein Rest der Maske, die man sich für einen erfundenen Charakter aufsetzt, bleibt. „Wenn ich aber meine Songs auf der Bühne singe, auch wenn mit zitternder Stimme, bin ich einfach ich“, so Touglo. Wir treffen die Musikerin in einem Café in Ehrenfeld. Nach ihrer Ausbildung an der „Film acting school Cologne“, die ihr sehr gut gefallen habe, hat sie einige Jahre im Bereich Kinder- und Jugendtheater gearbeitet, unter anderem im Kölner Künstlertheater in Ehrenfeld. 2019 war das Jahr der musikalischen Wendung. „Da habe ich mich deutlich für die Musik entschieden. Sie ist für mich Adrenalin, Heilung. Ich möchte in Verbindung stehen mit den Menschen“. Das hat direkt Früchte getragen, denn kürzlich wurde Touglo mit dem Pop-NRW-Preis als „Beste Newcomerin“ ausgezeichnet.

Donia Touglo erhielt Support durch die Singer-Songwriterin Mariama

Den Preis hat sie auch Singer-Songwriterin Mariama zu verdanken, die Teil der Jury war und Touglo nominiert hat. „Wir sind über Social Media verbunden. Als ich von der Nominierung erfahren habe, dachte ich bei der Konkurrenz nicht, dass es was wird“. Ist es aber dann doch. Könnte an Touglos weicher, souliger Stimme liegen. Oder daran, dass sie die Stilrichtungen Soul, Afro-Beats, House bis hin zu psychedelischen Klängen auf innovative Weise kombiniert. Oder, dass sie in ihren Musikvideos starke Performances hinlegt. Wie ihr Stil zustande gekommen ist, könne sie indes nicht erklären. „Die Musik findet mich. Es ist eine Reise, die sich immer verändert“.

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Donia Touglo beim Treffen in Köln-Ehrenfeld

Dabei war der Plan nicht immer, Musikerin zu werden. Ihr Vater, der in Ratingen lebt, habe ihr zwar erzählt, sie habe als Kind schon behauptet, Sängerin werden zu wollen; doch sie erinnert sich nicht. Nur, dass sie schon früher seitenweise die Blätter mit eigenen Texten gefüllt hat.

Köln ist Donia Touglos längste Station

Touglo lebt in Deutschland seit sie 13 ist. Geboren wurde sie im westafrikanischen Togo. Dort habe sie eine bewegte Kindheit gehabt. Mehrmals ist sie innerhalb des Landes umgezogen, einmal habe sie sogar kurz im benachbarten Ghana gelebt, erzählt sie. Auch die familiären Verhältnisse seien nicht leicht gewesen. Köln ist ihre mittlerweile längste Station. „Ich bin froh, hier zu sein. Wenn es ein Ort geschafft hat, mir ein bisschen das Gefühl von einem Zuhause zu geben, dann Köln“, sagt Touglo. Nun versucht sie, sich ein weiteres Zuhause in Togo aufzubauen. Seit einiger Zeit pendelt sie zwischen den Welten, verbringt einige Monate dort, kommt dann für eine gewisse Zeit wieder zurück.

Projekt: Ein Permakulturdorf in Togo

Ist der erste Kulturschock vorbei, müsse sie schon wieder zurück. In Togo lebt weiterhin ihre Mutter mit ihren jüngeren Geschwistern, die sie lange gar nicht kannte. Touglo verfolgt dort ein konkretes Ziel: Sie möchte ein Permakulturdorf aufbauen. Es soll eine sich selbst versorgende Oase mit eigener Schule und medizinischer Einrichtung werden. Ihre Familie hat ein Grundstück dafür ausgemacht. „Ich möchte, dass die Menschen dort in Harmonie mit der Natur leben.“ Sie wolle Arbeitsplätze schaffen, neue Bäume pflanzen lassen, denn das Gebiet sei von starker Abholzung betroffen. Touglo genießt die kulturelle Vielfalt in ihrem Leben. Die Schattenseite: Mit ihrem auffälligen Kleidungsstil werde sie vor Ort häufig gemustert, manchmal sogar angesprochen.

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„Die sehen sofort, dass ich aus Europa komme“, sagt Touglo. Auf der Bühne, da falle sie gern auf, aber sonst sei sie eher scheu. Dennoch mag sie auch verrückte Kleidung: „Ich weiß, dass das widersprüchlich ist. Manchmal passe ich mich äußerlich auch an, aber das bin dann nicht ich“, so Touglo. Sie steht vor einer weiteren Reise nach Togo. Ohnehin ist das ein- oder andere Konzert pandemiebedingt ins Wasser gefallen. „Ich kann zwar online neue Lieder raushauen oder Studioaufnahmen machen“, sagt sie. Kompensieren könne sie den finanziellen und vor allem ideellen Verlust durch Corona damit aber nicht. „Die Situation ist schwierig.“

Vielmehr als ihr eigenes Schicksal, ist sie jedoch um die gesellschaftliche Stimmung in der Pandemie und den Umgang mit Nicht-Geimpften besorgt. „Ich bin gegen die Spaltung. Ich weiß nicht, wie es am besten geht, aber ich mag es nicht, wenn eine Gruppe von Menschen so ausgegrenzt wird“. Für Menschen im Togo sammelt sie gerade in einer Aktion gebrauchte Smartphones: „Alles ist dort digitalisiert, die Uni, der Zugang zur Impfung. Ich möchte ihnen die Geräte zur Verfügung stellen, damit sie aktiv am Leben teilnehmen können“, so Touglo.

Wer gebrauchte Geräte loswerden möchte kann ihr per Mail unter doniatouglo@gmail.com schreiben.