„Haben einen großen Bezug zu Kindern“Ehrenfelder Tagesväter suchen neue Räume
Köln-Ehrenfeld – In Kindertagesstätten und in der Tagespflege bilden Erzieher und Tagesväter die Ausnahme – in ganz Deutschland sind lediglich 1600 Männer in der Tagespflege tätig, das entspricht einer Quote von weniger als vier Prozent: „Dieser Beruf wird von vielen noch immer als unmännlich wahrgenommen”, erzählt Martin Keil, der zu diesen vier Prozent gehört. Genauso wie sein Bruder Johannes.
Die Brüder stammen gebürtig aus Dresden, kamen in den Nuller Jahren nach Köln und leben nun in Ehrenfeld. Hier haben sie sich inzwischen zu Tagesvätern fortbilden lassen und betreiben jeweils eine Tageseinrichtung im Veedel: Der 40-Jährige Johannes ist mit seinem „Kinderbüdchen” auf der Subbelrather Straße ansässig, Martin betreut seine „Kinderkosmonauten” derzeit in seiner Wohnung auf der Venloer Straße: „Ich wollte schon als Jugendlicher Kindergärtner werden”, berichtet der 47-Jährige, der dann zunächst aber einen anderen Berufszweig einschlug: Martin Keil arbeitete lange Zeit als Krankenpfleger in einer Kölner Psychiatrie, das Schichtsystem aber ließ ihn schließlich nach einer Alternative suchen.
Tagesvater in Köln als Quereinsteiger
Auch sein jüngerer Bruder Johannes kam als Quereinsteiger zur Tagespflege. Er war 14 Jahre lang in einer PR-Agentur tätig, der Wunsch, eines Tages mit Kindern zu arbeiten, war aber auch bei ihm früh gegenwärtig: „Wir sind selbst beide Väter und haben einen großen Bezug zu Kindern“, erzählt Johannes, „dann erfuhren wir von der Möglichkeit der Tagespflege und waren direkt Feuer und Flamme.”
Gemeinsam absolvierten die Brüder dann eine „berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahme”, die sie neben dem Job und der eigenen Familie zu stemmen hatten: „Wir haben richtig rangeklotzt, auch an den Feiertagen und Wochenenden”, erzählt Johannes.
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Ende 2019 dann legten sie die Prüfung ab, bestanden sie – natürlich wieder gemeinsam: „Wir hatten schon immer ein gutes Verhältnis zueinander und können auch ernsthafte Situationen zusammen bewältigen”, so Martin.
Kölner Tagesväter: „Wir sehen uns jeden Tag“
Den beruflichen Einstieg aber meisterte dann zunächst jeder Bruder für sich: „Jeder hat seine eigenen Erfahrungen gemacht, aber wir sehen uns trotzdem jeden Tag”, erzählen die beiden, „wir gehen häufig zusammen mit den Kindern auf den Spielplatz oder laden unsere Gruppen gegenseitig zum Essen ein.”
Nun aber wollen Martin und Johannes Keil ihre Einrichtungen zusammenlegen. Derzeit darf jeder der Brüder – so ist die Regelung – fünf Kinder im Alter zwischen 1 und 3 Jahren betreuen. Zu zweit dürften sie zwar nur neun Kinder in ihre Obhut nehmen, dennoch würde eine gemeinsame Krippe viele Vorteile bringen: „Wenn wir zu zweit wären, könnte etwa einer mit den Kleinen spielen, während der andere das Mittagessen vorbereitet”, meint Martin. Generell sei der Beruf des Tagesvaters ein fordernder, der gemeinsam besser zu meistern wäre. Gleichzeitig werde er von vielen Menschen unterschätzt : „Häufig hören wir sowas wie: Ach, ihr macht doch nichts, ihr spielt doch nur ein wenig mit den Kindern“, so der 47-Jährige weiter.
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Das Spielen gehört zwar auch dazu, ist aber nur ein Teil der Aufgabe. Der Tag startet für Martin und Johannes Keil damit, das Frühstück für die Kinder vorzubereiten, die gegen acht Uhr am Morgen zu ihnen gebracht werden. Nach Gesprächen mit den Eltern und der Begrüßung der Kinder steht dann das gemeinsame Toben auf dem Programm, das häufig draußen stattfindet: „Uns ist es wichtig, auch bei Wind und Wetter rauszugehen”, erzählen Johannes und Martin, die dafür in der Regel mit dem Lastenrad einen der Spielplätze im Veedel ansteuern. Nach dem Spielen steht dann das Mittagessen und der anschließende Mittagsschlaf an, zwischendurch müssen die Kinder gewickelt und umgezogen werden. Gleichzeitig gilt es, die Einrichtung sauber und sicher zu halten: „Aber auch beim Aufräumen darf man nicht nachlässig werden – man muss den gesamten Tag ein Auge und ein Ohr auf die Kinder haben”, weiß Johannes.
„Die Arbeit mit den Kindern ist super schön“
Dennoch haben die beiden Brüder ihren Jobwechsel nie bereut, tatsächlich sei er das beste, was ihnen hätte passieren können: „Wenn es allen Kindern gut geht und sie Spaß haben, ist das das Größte”, sagt Johannes weiter, wobei ihm Martin zustimmt: „Die Arbeit mit den Kindern ist super schön und erfüllend, zumal wir uns selbst beide das innere Kind bewahrt haben.”
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Für ihre gemeinsame Tageseinrichtung sind die Brüder nun auf der suche nach geeigneten Räumlichkeiten in Alt- und Neuehrenfeld, Bickendorf und den Anfängen Ossendorfs. Die Räume müssen dabei jedoch einige Vorgaben der Stadt Köln erfüllen: Sie müssen im Erdgeschoss liegen, zwei Ausgänge und 100 Quadratmeter aufweisen. Zudem müssen eine Küche, ein Bad und zwei geschlossene Räume vorhanden sein.
So etwas zu finden, ist in Ehrenfeld kein leichtes Unterfangen. Dennoch sind die beiden Brüder optimistisch. In ihre alten Berufe wollen sie auf keinen Fall zurückkehren: „Dafür gibt es einfach zu viele schöne Momente”, sagt Martin, „etwa die gefräßige und glückliche Stille beim Mittagessen.”
Die Reaktionen auf ihre Arbeit als Tagesväter seien positiv, viele seien angenehm überrascht und bestärken Martin und Johannes: „Wenn man mit den Kindern an der Ampel steht, ist die erste Frage aber immer dieselbe”, erzählt Martin lachen, „sind das alles Ihre?”
Wer einen Tipp bezüglich neuer Räumlichkeiten für die beiden Tagesväter hat, kann sich per E-Mail bei Martin Keil melden.