Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein blickt besorgt auf eine Umzugsrate, die „historisch niedrig“ sei.
Bilanz des Kölner Haus- und GrundbesitzervereinsFast 15 Prozent weniger freie Mietwohnungen in Köln
Eine „besorgniserregende Entwicklung“ des Rückgangs von Mietwohnungen im Umfang von fast 15 Prozent hat der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein von 1888 (Kölner HUG) im Rahmen seiner kürzlich erschienen Halbjahresbilanz auf dem stadtweiten Wohnungsmarkt festgestellt. Das teilten der Vorstandsvorsitzende Konrad Adenauer sowie Hauptgeschäftsführer Thomas Tewes am Mittwoch in der Geschäftsstelle des Vereins am Hohenzollernring mit.
Bezug nehmen die beiden Verantwortlichen der Kölner HUG dabei auf jüngste Daten des privaten Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), dessen Sitz sich ebenfalls in Köln befindet. „Sollten sich die Kölner Vermieter auf dem Rückzug befinden, wäre das für eine Stadt wie Köln, wo vor allem private Eigentümer so wie in keiner anderen deutschen Großstadt den Wohnraum zur Verfügung stellen, ein Alarmsignal“, betonte Adenauer.
Die vom IW Köln erhobenen Zahlen über einen Rückgang von 15 Prozent beziehen sich demnach auf das Angebot an freien Mietwohnungen im Vergleich zu 2023 in Köln, dessen Wohnungsmarkt seit Jahren mit zahlreichen Problemen konfrontiert ist – etwa zu wenig neu errichtete Wohnungen, steigende Preise und stockender Ausbau vorhandener Flächen und Objekte.
HUG Köln: Politik soll Privatpersonen und Eigentümergemeinschaften stärken
Die Gründe für diesen aktuellen Trend des Rückgangs freier Mietwohnungen sehen Konrad Adenauer und Thomas Tewes in schlechter Bauplanung, geringer Förderung und Unsicherheiten für die Akteure auf dem Immobilienmarkt wie hohe bürokratische Hürden oder Vorgaben im Bau- und Sanierungsbereich – insbesondere für Menschen, die ihr privates Vermögen hier investieren.
Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein sieht sich als Sprachrohr der rund 29.000 Vereinsmitglieder und Tewes zufolge gehören mehr als 80 Prozent der Wohngebäude in Köln Privatpersonen oder Eigentümergemeinschaften. Das hatte der „Zensus“ ergeben, die Zählung der statistischen Ämter des Bundes und der Länder der Gebäude- und Wohnungen in Deutschland für das Jahr 2022. „Der private Sektor ist hier in Köln also traditionell extrem stark vertreten und verwaltetet diese Objekte größtenteils selbst“, sagte er. Anders als große Immobilienunternehmen und Genossenschaften müssten vielfach eigene Zwänge und Herausforderungen gemeistert werden.
Auf die Bedürfnisse dieser Klientel sollte darum auch von Politik und Verwaltung in Köln stärker und besser eingegangen werden, lautet die Forderung des HUG. Nur so könnten weitere negative Trends gestoppt werden, darin zeigten sich Adenauer und Tewes am Mittwoch einig.
HUG-Befragung: Fast 50 Prozent der privaten Mietverhältnisse laufen konfliktfrei
Einen eigenen Ansatz, um nach den Zahlen des IW zumindest ein Stimmungsbild für Köln zu zeichnen, hat die Kölner HUG mit der Befragung seiner Mitglieder verfolgt. Das nicht repräsentative Ergebnis davon hat Daten von mehr als 3000 Wohneinheiten einbezogen und gibt den Verantwortlichen zufolge einen Eindruck in die Erfahrungen des Vereins und damit auch einem Großteil der Mietverhältnisse in der Stadt. Auf welche Art vermietet wird, oder ob, wie häufig und warum es Konflikte zwischen Mietern und Vermietern gibt, geht daraus hervor.
In Köln laufen demnach fast 50 Prozent aller privaten Mietverhältnisse konfliktfrei, so die HUG-Befragung. Aber auch, wie sich die Mieteinnahmen und Mietanpassungen in dem Sektor entwickelten, oder wie mehr Wohnraum hergestellt werden könne, sind Fragen, auf die die Mitglieder reagiert haben. „Mehr als ein Viertel der gebauten Wohnungen in Köln sind 2023 von privaten Eigentümern hergestellt worden“, sagt Thomas Tewes. Damit stellten die Privaten einen nicht unerheblichen Anteil beim Neubau dar, etwa durch den Ausbau von Dachflächen und die Verdichtung von Grundstückslücken. In der allgemeinen Betrachtung davon geht die jedoch oft unter, bemängelt Tewes.
Umzugsrate in Köln historisch niedrig
Aus Sicht von Konrad Adenauer, Thomas Tewes und dem Kölner HUG sind Privateigentümerinnen und -eigentümer „die große Stütze des Vermietungsmarktes in Köln und müssen es auch bleiben“, so Tewes. „Diese Stadt kann stolz darauf sein, dass der Privatbesitzer-Sektor hier so groß ist“, ergänzte Adenauer. Weder Genossenschaften noch Unternehmen seien auch nur annähernd in der Lage, die Aufgabe der privaten Eigentümer in und für Köln zu übernehmen, hieß es weiter. Die öffentliche Hand sei nicht der Garant für bezahlbaren Wohnraum, nur eine Unterstützung.
Umsichtige und fair handelnde Kölner Eigentümer und Vermieter hätten nicht nur ihre eigenen Vorteile im Blick. „Darum würde ein stetiger Trend zum Zurückziehen dieser Menschen, häufig bedingt durch staatliche Eingriffe in das Eigentum oder eine falsche Reform und Erhöhung der Grundsteuer, katastrophale Folgen für Köln mit sich bringen“, ist Adenauer sicher. Er und Tewes appellieren darum, die jüngsten Zahlen des IW ernst zu nehmen und erhoffen sich schnelle und klare Bekenntnisse aus Politik und Verwaltung in dieser Stadt für das Engagement der zahlreichen Privatvermieter. „Es handelt sich ja nicht um einen Rückgang der faktischen Zahlen an Mietwohnungen in Köln, sondern um die Tatsache, dass weniger freie Mietwohnungen dem Markt zur Verfügung stehen“, erläuterte Tewes.
Die Umzugsrate sei aufgrund vieler Unsicherheiten historisch niedrig, hieß es weiter. Aber wer etwa wie die Stadt Köln verbiete, dass nur Mietwohnungen und keine Eigentumswohnungen auf städtischen Grund errichten werden dürften sowie neue Baufelder nur schleppend erschließe, der dürfe sich nicht wundern, so das Fazit der HUG, dass auf dem Wohnungsmarkt einiges aus den Fugen geraten ist und sich absehbar auf kurze und mittlerer Frist daran auch nichts ändern werde.