Die FDP-Fraktion fordert, für künftige Schulneubauten eine multifunktionale Planung zur Vorbereitung auf eine alternde Gesellschaft.
Alternde GesellschaftKölner FDP will multifunktionale Schulen – um sie später zu Seniorenheimen umzubauen
Die Schulplatznot ist zurzeit groß in Köln, ergo wird (an-)gebaut, wo es geht. Der FDP-Fraktion geht das zu weit, zumindest in der Art des Bauens. Sie fordert, neue Schulgebäude ab jetzt multifunktional zu planen. „Der Aktionismus, den es zurzeit auch braucht, muss in vernünftige Bahnen gelenkt werden“, sagt schulpolitische Sprecherin Stefanie Ruffen.
Ihr Vorschlag: Die Nachnutzung in den kommenden Jahrzehnten, wenn es weniger Kinder in der Stadt geben wird, schon jetzt mitzudenken. Multifunktionale Gebäude sind von Anfang an für vielfältige Nutzungen ausgelegt. Wände, die für die Statik relevant sind, werden so gesetzt, dass man dazwischen Einheiten mit möglichst wenig Aufwand im Nachhinein verändern kann.
Bedarf an Schulen könnte steigender Bedarf an Pflegeheimen ablösen
2025 und 2026 sind derzeit neun zusätzliche Schulen in Köln geplant. In den Folgejahren sollen 17 weitere Grund- und weiterführende Schulen in den neuen großen Wohnbaugebieten Kölns kommen. Bis 2030 fehlen laut Schulentwicklungsplan allein 30 Grundschulen in der Stadt. Nach einem Anstieg in den kommenden Jahren, so zeigt es die städtische Bevölkerungsprognose, sinkt der Bedarf an Schulplätzen langfristig –dafür steigt der für Einrichtungen für Seniorinnen und Senioren wie Tagespflege, Betreutes Wohnen und Pflegeheime.
„Mir macht Sorgen, was dann mit den Schulen passiert“, sagt Ruffen. „Wir haben in dieser Stadt nur endliche Ressourcen, was Fläche angeht“, sagt Stefanie Ruffen, stellvertretende Fraktionsführerin. Durch den Vorschlag der Fraktion sollen beim Bau keine Mehrkosten entstehen, nur in der Planung. Weil Schulen sowieso barrierefrei gebaut würden, biete sich eine spätere Nutzung für Senioren an. „Es gibt ganze Stadtteile, die veralten“, sagt sie.
Schulausschuss-Vorsitzende: Kritik an Modulbauten wegen zukünftig aufwändigen Rückbaus
Ruffen, selbst Architektin, bezieht sich für ein Vorbild auf einen Entwurf, der Klassenräume vorsieht, dessen Grundmaß und technische Ausrüstung auch mit den Vorgaben für Kita-Räume und denen für Senioren-Wohneinheiten übereinstimmen. Die Bauordnung sehe für Nutzungsarten zum Beispiel verschiedene Treppenbreiten vor.
Ruffen, auch Vorsitzende des Bauausschusses, kritisiert die Modulbauten, die in diesem Jahr an sieben bestehende Grundschulen in kurzer Zeit um Schulplätze erweitern. Sie gelten als hochwertigere Lösung als die häufig verwendeten Container. Architektonisch seien die Module jedoch starr und müssen im Fall einer künftigen Verkleinerung der Züge komplett zurückgebaut werden.
Mit der Forderung wolle man nicht aktuelle Planungen neu angehen, aber künftige Gebäude nachhaltiger gestalten. Eine erste mögliche Anwendung könnte der Neubau des Hölderin-Gymnasiums sein. Nach jüngster Abstimmung im Schulausschuss wieder am alten Standort in Mülheim geplant, eigne sich der Ort laut Ruffen mitten im Viertel gut, um langfristig zumindest in Teilen auch für Senioren genutzt zu werden.
Das Schulgebäude des neuen Gymnasiums in Deutz wird bereits in Hinblick auf künftig andere Nutzungen gebaut. Ein ungewöhnliches Modell, das nun öfter in Köln umgesetzt werden könnte: Das Grundstück gehört einem Investor, in diesem Fall der Kölner Ulrich Beckman Real Estate GmbH, der die Schule nach den inhaltlichen Vorgaben der Stadt baut. Die Stadt wird das Gymnasium nach der Fertigstellung für zunächst 28 Jahre von dem Investor mieten. Zum Beispiel, wenn der Mietvertrag ausläuft, werde eine Umnutzung mit wenigen Schritten möglich sein, heißt es seitens der Ulrich Beckman Real Estate, die generell möglichst langfristig ihre Gebäude plane. Das werde zudem von den finanzierenden Banken und der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB), die der Schule das höchste Siegel verleihen soll, vorgeschrieben.
Die Fraktion bringt die Forderung, alle Schulen multifunktional zu planen, in die kommende Ratssitzung am 21. März ein.