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Köln früher und heuteAls mitten in Riehl noch ein Vergnügungspark stand

Lesezeit 3 Minuten

Der Rundbau am Zoo erinnert an Riehls große Zeit als Vergnügungsviertel.

  1. In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
  2. In dieser Folge geht es um Riehl. Der Stadtteil war einst das absolute Szene-Viertel, mit Lokalen, Rennbahn – und einem amerikanischen Vergnügungspark.
  3. Doch dann ging es bergab mit Kölns „goldener Ecke“.
  4. Lesen Sie hier auch weitere Folgen.

Köln – Riehl war schon vor seinen goldenen Zeiten ein beliebtes Ziel der Kölner. Sonntags zogen sie mit ihren Familien ins Grüne und kehrten im „Mülheimer Häuschen“ oder in „Wattler“s Fischerhaus“ ein. Doch von Mitte des 19. Jahrhunderts an häuften sich allmählich die Gründe für einen Ausflug in den kleinen Ort nördlich der großen Stadt mit ihrer drangvollen Enge.

1860 wurde in Riehl der Zoologische Garten angelegt, vier Jahre später die Flora als „Zier- und Lustgarten“. 1889 folgte ein Sportplatz mit einer Radrennbahn, 1909 ein amerikanischer Vergnügungspark, dazu kamen mehrere Theaterbetriebe. „Die Goldene Ecke von Köln“, die Umsätze und Steuern sprudeln ließ, entfaltete sich zu ihrer Blüte. Zu Fuß, mit der Pferdebahn oder mit dem „Müllemer Böötchen“ strömten die Menschen herbei. Allein der amerikanische Vergnügungspark, auch Luna-Park genannt, lockte an den Wochenenden 60000 Menschen an.

„Innerhalb der damals noch engen Stadtmauern gab es keinen Platz für solche Angebote und der Rat der Stadt Köln hielt Ausschau nach freien Geländeflächen außerhalb der Stadtmauern, die dennoch fußläufig erreichbar waren“, erklärt Joachim Brokmeier, Experte für die Geschichte des Stadtteils. Auf den weiten Weideflächen Riehls sei man schließlich fündig geworden.

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Zu Spitzenzeiten gab es im Bereich der „Goldenen Ecke“ zudem rund 30 Lokale. Die konzentrierten sich vor allem im Bereich zwischen der heutigen Frohngasse, der Riehler Straße und dem Niederländer Ufer. Wo sich heute der Skulpturenpark befindet, wurde früher getanzt und gefeiert. Gegenüber lockte der Vergnügungspark die Massen an – eine Art Dauerkirmes mit Gebirgsbahn, Wasserrutsche und Wurfbuden, ebenfalls mit reichlich Lokalen.

„Bellevue“ – die beliebte Gaststädte in Riehl

In der Stammheimer Straße 2, in unmittelbarer Nähe zum Flora-Eingang, steht heute ein kleiner rundlicher Bau, der 1939 errichtet wurde und als das älteste Relikt des gastronomischen Amüsierbetriebs gilt. 1865, ein Jahr nach Inbetriebnahme der Flora, eröffnete der Baumschulbesitzer Franz Bruckmann in dem dazugehörigen Gebäude die Gaststätte „Bellevue.“ „Diese Gaststätte war mit ihrer Gartenterrasse sehr beliebt und man konnte hier die Doppelkonzerte hören, wenn gleichzeitig die Kapellen im Zoo und in der Flora spielten“, sagt Historiker Brokmeier. Ab 1926 habe Heinrich Zilisch die Gaststätte zu einem beliebten Tanzlokal weiterentwickelt.

Zoo-Eck heute

Die ehemalige Gaststätte Bellevue und spätere Zoo-Eck heute.

Kurze Zeit später ging es allmählich abwärts mit der „Goldenen Ecke“. Der 40 000 Quadratmeter große Luna-Park musste der Erweiterung des Inneren Grüngürtels weichen und auch die Gaststätten rund um die Frohngasse wurden abgebrochen. Das „Bellevue“ stand eine längere Zeit leer, wurde aber 1939 als „Zoo-Eck“ mit seinem charakteristischen Rundbau wiedereröffnet. Besitzer Walter Hellmann habe aus dem Tanzlokal ein Restaurant mit Café gemacht, sagt Brokmeier.

Das Zoo-Eck überlebte

Die Gäste kamen fortan vor allem aus Riehl und nicht mehr aus der ganzen Umgebung. Mittlerweile hatten sie längst nicht mehr die gastronomische Auswahl, wie sie es noch aus Zeiten des „Goldenen Ecks“ kannten. Es wurde ruhiger in Riehl. Aber das Zoo-Eck überlebte selbst den Zweiten Weltkrieg. „Das Haus war nicht nur bei den Zoo- und Florabesuchern beliebt“, sagt Joachim Brokmeier: „Hier wurden auch viele Familienfeiern durchgeführt.“ Zuletzt wurden hier Balkangerichte angeboten. 2011 wurde das Zoo-Eck geschlossen, in dem Rundbau befinden sich seitdem Wohnungen. Wo früher der Biergarten war, parken nun Autos. Nur Flora und Zoo sind von den goldenen Jahren Riehls übrig geblieben.