Köln früher und heuteWarum die Nazis die Oper am Rudolfplatz abreißen wollten
- In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
- In dieser Folge geht es um die alte Oper in Köln, die 1902 am Habsburgerring eröffnet wurde.
- Nachdem die Oper in den 1950er Jahren abgebrochen wurde, begann für die Ziegel in Köln ein neues Leben.
- Was steht heute an diesem Ort? Lesen Sie hier auch weitere Folgen.
Köln-Innenstadt – Zu sehen ist sie nicht mehr, vollständig untergegangen ist die alte Kölner Oper jedoch nicht.
Nachdem sie in den 1950er Jahren abgebrochen wurde, spendete die Stadt Ziegel des Musiktheaters für den Aufbau der Kirche Neu St. Alban am Stadtgarten. „Das Opernhaus lebt in seinen Steinen weiter“, sagt der ehemalige Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings.
Es war ein imposanter Bau, der am 6. September 1902 mit dem dritten Akt aus Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ am Habsburgerring eröffnet wurde. Die neu angelegte Ringstraße sollte sich auf dem Boden der alten Stadtbefestigung zum Kölner Prachtboulevard mausern, Paris und Wien waren die Vorbilder. Die Kölner wollten eine „Perlenkette aus Wohngebäuden, Kultur- und Sakralbauten und schön gestalteten Straßenzügen“, sagt Ulrich Krings. Und das Opernhaus mit seiner architektonischen Mischung aus Neo-Barock und Jugendstil sollte ein besonderes Glanzstück in dieser Perlenkette werden.
Das bisherige Schauspielhaus an der Glockengasse war zu klein geworden, also beschlossen die Kölner Stadtverordneten 1898 den Bau eines repräsentativen Opernhauses am Habsburgerring, direkt neben der Aachener Straße. Oper und Schauspiel sollten künftig getrennte Wege gehen.
„Die Kölner waren begeistert von dem neuen Opernhaus“, sagt Ulrich Krings. Das von Architekt Carl Moritz gestaltete fünfstöckige Gebäude mit seinen hellen Sandsteinfassaden zierten allegorische Figuren, viele kleine Türmchen und zwei größere Türme. Auch innen tummelten sich allerlei leicht bekleidet Musen – ob als Figuren oder als Malereien. Schon in den Anfangsjahren rieb sich manch konservativer Geist an solchen Freizügigkeiten, aber erst die Nationalsozialisten „korrigierten“ Liebes- und Nacktszenen. „Hitler hasste den Jugendstil“, sagt Krings: „So viel wie möglich davon wurde übermalt, verändert oder durch bauliche Maßnahmen verdeckt.“
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Das Opernhaus mit seinen 1800 Plätzen glänzte bis dato mit berühmten Dirigenten wie Richard Strauss, bekannten Sängern und Sängerinnen wie Claire Dux und spielte auf nationaler Ebene eine bedeutende Rolle. Die Gäste des Operncafés genossen den Blick auf den Rudolfplatz, wo die Straßenbahnen rumpelten und die Autos hupten. „Das war richtig großstädtisch“, sagt Krings. Mit den repräsentativen Bauten an der Ringstraße habe sich Köln in eine Ebene mit Leipzig und Dresden katapultiert.
56 Jahre lang existierte das Opernhaus. Im Zweiten Weltkrieg wurde es beschädigt, danach bestand es nur als Ruine weiter. 1958 wurde es abgebrochen und Anfang der 1960er Jahre gegen eines der ersten Kölner Hochhäuser ersetzt, dem heutigen Steigenberger Hotel. Ein sachlicher Bau nach amerikanischem Vorbild, das unter Denkmalschutz steht und das Ulrich Krings als „wichtigen Bau der Moderne der Nachkriegszeit“ bezeichnet: „Gott sei Dank, ist damals etwas Gescheites dahin gekommen.“
Eigentlich wollten schon die Nazis den „Tempel bürgerlicher Kulturpflege“ (Krings) beseitigen. „Die Oper war seit 1937 und 1938 weggeplant“, sagt der ehemalige Stadtkonservator. Die Nazis hätten die Aachener Straße als riesige, 60 Meter breite Stadt-Autobahn konzipiert. Das Opernhaus stand dem Vorhaben im Weg. Die ersten Gebäude für die Trasse seien schon abgebrochen worden. Dann kam der Zweite Weltkrieg.
Die Serie
Wir zeigen, wie Köln früher ausgesehen hat – und den Vergleich zu heute. Besitzen Sie alte Fotos mit markanten Gebäuden aus Köln, die es nicht mehr gibt? Wir freuen uns über Zusendungen.
Rudolf Schwarz, Generalplaner für den Wiederaufbau Kölns, verkleinerte danach die Aachener Straße auf 30 Meter. Die Oper hatte trotzdem keine Zukunft. Der Stadtrat beschloss, sie nicht mehr aufzubauen, sondern Schauspiel und Oper wieder zusammenzuführen. Dafür ausgewählt wurde der spätere Offenbachplatz, wo schon das im Krieg zerstörte Schauspielhaus gestanden hatte. Architekt des neuen Opernhauses wurde Wilhelm Riphahn.