Köln früher und heuteVor 50 Jahren lief im „Neuen Theater“ der letzte Abspann
- In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
- In dieser Folge geht es um das "Neue Theater" in Mülheim, das während dem zweiten Weltkrieg von dem trostlosen Alltag ablenkte.
- Seit 50 Jahren steht das Gebäude leer.
Köln-Mülheim – Für Zarah Leander war es ein großer Erfolg. Eine berühmte Opernsängerin täuscht in der Zeit des Fürsten von Metternich ihren Selbstmord vor und nimmt sich später tatsächlich das Leben. Das ist, in sehr groben Zügen, der Plot des Melodrams „Der Weg ins Freie“, der 1941 auch im Mülheimer Kino „Neues Theater“ an der Buchheimer Straße 24 zu sehen ist. In den Hauptrollen: Hans Stüwe und die von den Nazis hochverehrte Zarah Leander.
In der Zeit des Nationalsozialismus’ stieg die einst berühmte schwedische Schauspielerin und Sängerin zum höchstbezahlten weiblichen Filmstar auf. „Der Weg ins Freie“ ist seichte Kost, trägt aber auch den nationalsozialistischen Ungeist in sich: Der Schurke ist ein Pole, der rechtswidrige Geschäfte mit jüdischen „Volksschädlingen“, wie es in antisemitischer Verachtung in dem Film heißt, macht.
Bombenhagel verwüstet 1944 Mülheim
Gleich mehrere Lichtspielhäuser bieten damals den Mülheimern Abstand von einem Alltag, der zunehmend in Schutt und Asche zerfällt. Mülheim steht 1941 zwar noch relativ gut da, doch am 28. Oktober 1944 trifft es den Stadtteil umso heftiger. Am „Schwarzen Samstag“ überfliegen 800 bis 1000 englische Bomber die Stadt und verwüsten auch das Rechtsrheinische wie nie zuvor.
Allein in Mülheim und Buchforst werden bei dem Angriff 1650 Häuser zerstört, danach werden 351 Tote identifiziert, manche Opfer sind bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Denn zum Zeitpunkt als die Flugzeuge kommen, befinden sich viele Menschen nicht in Kellern oder Bunkern, sondern in Geschäften oder eben Kinos, die sie in Panik verlassen. Der Weg ins Freie endet nicht selten tödlich.
"Neues Theater" für Besatzer bedeutsam
Im Zweiten Weltkrieg wird auch das „Residenz-Theater“ an der Buchheimer Straße 26-28 zerstört, das „Neue Theater“ direkt daneben wird zwar ebenfalls getroffen. Nach dem Krieg gehört es jedoch zu den ersten Kinos in Köln, die wieder Filme zeigen. Am 7. Dezember 1945 wirbt das Kino im „Kölner Stadt-Anzeiger“ für den Film „Altes Herz wird wieder jung“ mit Emil Jannings. Es ist ein Lustspiel aus dem Jahr 1942.
Auch Wochenschauen, also Nachrichtensendungen, werden gezeigt. Gerade diese Informationsfilme sind den Besatzern Kölns wichtig. Schon vier Tage nach der Einnahme der Stadt beauftragen die amerikanischen Militärbehörden den Kölner Kinotechniker Friedrich Hengst, „alle Vorführmaschinen, technisches Zubehör, Filme und sonstige Einrichtungsgegenstände von verlassenen, aufgebrochenen oder ausgebombten Kinos zu sichern“, wie es in dem Buch „Kino in Köln“ heißt.
Kino ist seit 50 Jahren verlassen
Die Kinos sollen möglichst schnell instandgesetzt werden. Hengst berichtet kurze Zeit später, dass von den ehemals 56 Lichtspielhäusern noch sieben Vorort-Kinos funktionstüchtig sind. Darunter das „Neue Theater“ in Mülheim.
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Von 1925 bis 1970 werden an der Buchheimer Straße 24 Filme gezeigt. Dann brechen auch hier andere Zeiten an. Bis vor ein paar Jahren befand sich an der Adresse eine Drogerie-Filiale. Danach gab es Pläne, einen Theatersaal zu eröffnen. Doch daraus wurde nichts. Das einstige „Neue Theater“ macht einen ziemlich verlassenen Eindruck.