Köln – Das neue Schuljahr beginnt mit vielen Unsicherheiten. Aber eines scheint sicher: Wenn sich die Infektionsfälle in den Schulen angesichts der ansteckenderen Delta-Variante häufen, wird es im Herbst viele Kinder geben, die vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt werden. Wir beantworten, nach welchen Kriterien dies geschieht und wie man sich am besten davor schützen kann.
Als vor den Ferien an den Schulen die ersten Infektionsfälle mit der Delta-Variante auftauchten, wurden nicht selten pauschal ganze Klassen oder Kurse in Quarantäne geschickt. Ist das im neuen Schuljahr auch zu befürchten?
Inzwischen haben sich während der Ferien diesbezüglich die RKI-Empfehlungen verändert. Laut RKI wird die Delta-Variante jetzt genauso behandelt wie die bisher vorherrschenden Varianten. Das heißt, es werden bei Schulkindern neben dem Betroffenen in den allermeisten Fällen nur die engen Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt und nicht ganze Gruppen. Lediglich bei der südafrikanischen und der brasilianischen Variante gelten strengere Auflagen.
Wie arbeitet das Schulteam des Gesundheitsamtes, wenn in einer Schule ein Fall auftritt?
Das Schule-Kita-Team arbeitet bei einem Infektionsfall ganz eng mit der betroffenen Schule zusammen. Ein wichtiges Instrument zur Bestimmung der Kontaktpersonen ist der Sitzplan, den die Lehrer für alle Klassen und Kurse anfertigen müssen. Die Kriterien zur Ermittlung der engen Kontaktpersonen sehen vor, dass in der Klasse jedes Kind 1,50 Meter Abstand zu seinen Sitznachbarn haben muss.
Dies gilt auch für den Abstand zur Sitzreihe davor. Sind es weniger, droht Quarantäne. Grundsätzlich richtet sich der Fokus immer zuerst auf die direkten Sitznachbarn. Es wird etwa bei den Lehrern abgefragt, ob der Infizierte und die Sitznachbarn im Klassenraum durchgehend korrekt Maske getragen haben. Auch die Lüftungsverhältnisse werden unter die Lupe genommen und nachvollzogen, ob alle 15 Minuten stoßgelüftet wird.
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Ebenso wird nachvollzogen, ob gesungen wurde, ob es Gruppenarbeiten gab oder engen körperlichen Kontakt im Sportunterricht. Dabei stützt sich das Gesundheitsamt auf die Aussagen der unterrichtenden Lehrkräfte und auf die Aussagen betroffener Schüler, wenn diese schon älter sind. Auf der Grundlage umfangreicher Befragungen durch das Schule-Kita-Team werden die engen Kontaktpersonen dann durch die Lehrer bzw. die Schule benannt und dem Schulteam des Gesundheitsamtes mitgeteilt.
Ist mein Kind vor Quarantäne geschützt, wenn es vollständig geimpft ist?
Ja. Laut den aktuellen RKI-Richtlinien sind auch bei Delta vollständig Geimpfte und Genesene als Kontaktpersonen von der Quarantäne ausgenommen. Das heißt, auch wenn das Kind direkter Sitznachbar eines infizierten Schülers war, muss es nicht zu Hause bleiben. Barbara Michaelis, die als Ärztin im Schule-Kita-Team des Gesundheitsamtes arbeitet, betont jedoch, dass sich die diesbezüglichen Empfehlungen des RKI abhängig vom Infektionsgeschehen auch wieder ändern könnten.
Wie erfährt das Gesundheitsamt, ob der Schüler oder die Schülerin, die als Kontaktperson in Frage kommt, geimpft ist?
Bisher sammeln die Schulen diese Information nicht. Das Schulteam des Gesundheitsamtes versucht aber, vor dem Aussprechen der Quarantäne den Impfstatus zu ermitteln. Falls dies einmal nicht gelingt, enthält die aktuelle Ordnungsverfügung den Passus: gilt nicht für Genesene und vollständig geimpfte Personen.
Was kann ich außer einer Impfung noch tun, um mich als Schüler bestmöglich vor einer Quarantäne als Kontaktperson zu schützen?
Wichtig sei, die Maske im Unterrichtsraum konsequent durchgehend zu tragen, betont Michaelis. Wenn diese für mehr als zehn Minuten abgenommen wurden und der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten wurde, muss die Lehrkraft das dem Gesundheitsamt im Infektionsfall melden. Da die Maskenpflicht ja derzeit auf den Schulhöfen aufgehoben ist, sollte auch hier zu enger Kontakt gemieden werden. Wer auf dem Schulhof mit der besten Freundin Arm in Arm ohne Maske unterwegs ist, der geht ein größeres Quarantänerisiko ein.
Gelten in Klassen, in denen mobile Lüftungsgeräte stehen, andere Regeln bezüglich der Quarantäne?
Ob eine Ausstattung mit Luftgeräten Auswirkungen hat und in solchen Räumen weniger Kinder in Quarantäne müssen, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Hierzu gebe es von Seiten des RKI für die Gesundheitsämter noch keine konkreten Informationen oder Richtlinien, betont Michaelis.
Kinder und Eltern erleben die Verhängung einer Quarantäne als große Zumutung und würden gerne erfahren, warum ausgerechnet ihr Kind eine Quarantäneanordnung bekommen hat. Warum ist das nicht möglich?
Das Schüler-Kita-Team wirbt um das Vertrauen der Eltern. „Es ist unser oberstes Ziel, so wenig Kinder wie irgend möglich in Quarantäne zu schicken“, betont Michaelis. „Fast alle Mitarbeiter haben Kinder und wissen, was das für diese und ihre Familien bedeutet.“ Es würde sehr sorgfältig abgewogen und die Schulen würden intensiv beraten. Wenn Eltern Auskünfte haben wollen, warum es ihr Kind betrifft, sei es am sinnvollsten bei der Schule und konkret bei den Lehrern nachzufragen, weil diese ja die Kontaktpersonen benannt und dem Schul-Team gemeldet haben.