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Streetart in Köln-EhrenfeldWer steckt hinter dem Graffiti von Klaus der Geiger?

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In der Hansemannstraße von Onkel Dose verewigt: der Kölner Straßenmusiker Klaus der Geiger.

Köln – Klaus der Geiger hat nicht schlecht gestaunt, als er von dem überlebensgroßen Bild erfahren hat. An einem Einfahrtstor in der Hansemannstraße in Ehrenfeld prangt seit einiger Zeit ein Graffiti von Kölns vielleicht bekanntestem Straßenmusiker. „Welche Ehre, das ist ja toll“, findet der 80-Jährige. In seine Überraschung mischt sich Stolz. „Ich habe ja auch eine sinnvolle Vergangenheit und was geleistet in Köln.“

Das Porträt gesprayt hat Graffiti-Künstler Martin Scholz alias „Onkel Dose“. Dass Privatleute immer mehr auf den Geschmack kommen, ihre Hauswände oder Garagentore verschönern zu lassen, kommt dem 34-Jährigen zugute: Er könne sich die Jobs mittlerweile nach Gusto herauspicken. „Bei Klaus der Geiger war der Hausbesitzer sehr offen und ich konnte meine künstlerische Handschrift hinterlassen. Er hat ihn sich gewünscht, weil Klaus eine Kölner Ikone ist. Er wollte ihm ein Andenken schaffen“, erzählt Scholz.

Klaus der Geiger (Klaus von Wrochem) wurde am 20.1.2020 80 Jahre alt.

Kölner Auftragskünstler arbeitet für große Unternehmen

Doch nicht immer kann er sprayen wie er will. Er setzt auch Aufträge großer Unternehmen wie Sony Playstation oder Decathlon um. Den gigantischen Spidermann an einer Fassade nahe dem Imbiss „Kebabland“ an der Venloer Straße musste er zuletzt nach strengen Vorgaben malen. Das Geschäft mit gesprühter Werbung sei mittlerweile so lukrativ, dass Scholz sein Sprühdosen-Geschäft auf der Venloer Straße aufgegeben hat.

Martin Scholz alias „Onkel Dose“ hat eine Hommage an Klaus, den Geiger gesprayt.

Seine Präsenz in Ehrenfeld wurde dadurch nicht geschmälert: die Kneipe EDP, die Toscana-Passage, eine Büze-Wand: „Ich habe hier meinen Stempel im eigenen Veedel“, sagt der Familienvater. Langfristig träumt er vom eigenen Atelier, in dem er ohne Druck als freier Künstler tätig ist. „Graffitikünstler Tasso hat mal treffend gesagt, wie schön es doch sei, eine Rechnung zu schreiben statt auf eine Ausstellung zu warten und zu hoffen, dass jemand etwas kauft.“

Scholz wurde bei Zwickau geboren und zog 2007 für das Studium Kommunikationsdesign nach Köln. In Erfurt kam er erstmals mit Graffiti in Berührung. „In jeder Stadt gibt es die King-Crew, die einen inspiriert, die die krassesten Schriftzüge hat, die geilsten Bilder. In Zwickau gab es außerdem einen Graffitikunstverein, den Tasso, einer der Pioniere im Fotorealismus, gegründet hat. Da ging es mir dann auch um den künstlerischen Aspekt und nicht mehr nur um Schriftzüge“, sagt Scholz. Da habe er sich mit der Staffelei in den Innenhof seiner Eltern gestellt und regelmäßig gemalt.

Workshops für Kinder und Jugendliche in Köln

Für Kinder und Jugendliche gibt Scholz gerne Workshops. Das sieht er als seinen Sozialauftrag an. Wie sonst soll der Nachwuchs die ungeschriebenen Regeln der Szene kennenlernen? „Viele aus der Szene regen sich über die Jugend auf. Aber man muss ihnen ja zeigen, wie man eine gerade Linie malt.“

Köln sei aber nicht der perfekte Boden für legales Sprayen. Gerade einmal drei oder vier Wände stünden zur Verfügung. „In Bochum gibt an die 20. Letztes Jahr hat Henriette Reker die Geldernstraße endlich nach Jahren durchgewunken“. Aber für eine Großstadt sei das einfach zu wenig. „So lange man das Wort Streetart benutzt, ist alles cool, aber sobald es Graffiti heißt, geht alles dicht.“ In seinem Laden habe er von der ein oder anderen illegalen Aktion Wind bekommen: Natürlich bekleckerten sich da die Jüngeren nicht gerade mit Ruhm. Scholz weiß, wovon er spricht: Als Jugendlicher umfasste sein Register 80 Delikte – damals galt das illegale Sprayen noch nicht als Straftat. „Ich habe schon Sozialstunden und alles hinter mir. Viele fangen so an.“

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Aber das war in einem anderen Leben. Jetzt zückt er die Sprühdose lieber auf Anfrage. „Eine bemalte Hauswand ist der beste Schutz vor Tags (die Unterschrift eines Sprayers, Anm. d. Red.).Sprayer gehen nicht an eine Wand von jemanden, der es technisch ziemlich drauf hat“.

Klaus der Geiger jedenfalls ist ein langfristig angelegter Wandschmuck. Der Musiker steht zwar nicht mehr auf der Schildergasse, ist aber weiterhin aktiv. „Ich will mit Leuten aus der Punk-Szene eine CD aufnehmen, das geht gerade allerdings nicht. Um mich habe ich wegen Corona aber keine Angst. Mit 80 fürchtet man den Tod nicht“.