Überraschende StrafanzeigeGesprayte Banane könnte für Kölner Künstler teuer werden
Köln – Dass sich Bananensprayer Thomas Baumgärtel zuletzt gegen eine Anzeige wegen Sachbeschädigung wehren musste, ist viele Jahre her. Wenn der Künstler eine seiner Bananen auf eine Wand eines Hauses sprüht, das mit Kunst und Kultur zu tun hat, fühlen sich die Eigentümer in der Regel geehrt. Konflikte wie im April dieses Jahres mit dem Kölner Galeristen Mirko Mayer, der Baumgärtel eine Rechnung fürs Entfernen des Graffitos schickte, sind selten. Nun könnte es für den 60-jährigen Künstler deutlich teuer werden.
Der Eigentümer der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung an der Deutz-Mülheimer-Straße, Gottfried Eggerbauer, hat Baumgärtel wegen Sachbeschädigung angezeigt und mit der Durchsetzung seiner Interessen auch eine Anwältin beauftragt. Wenn er Recht bekommt, wird der Bananensprayer einen hohen Geldbetrag bezahlen müssen.
Solidarität mit „spannendem Kunstort“
Baumgärtel hatte im November eine Banane neben den Eingang des „Zentralwerks der schönen Künste“ gesprüht. Bei einem Besuch habe er festgestellt, dass sich in seiner Heimatstadt einer der „spannendsten Kunstorte“ der Welt befinde. „Wenn dieser Ort sensibel erhalten bleiben könnte, hätte er sicherlich die Chance, in die Liga eines Weltkulturerbes wie die Zeche Zollverein oder die Völklinger Hütte aufzusteigen.“ In beiden Fällen handelt es sich um ehemalige Industrieareale, die unter anderem für kulturelle Nutzungen umgebaut wurden.
„Das ist eine Farce“, kommentiert Baumgärtel die Anzeige wegen Sachbeschädigung. Das ganze Areal sei voller Graffiti, durch die kleine Banane werde das Erscheinungsbild nicht wesentlich verändert. „Dass Herr Eggerbauer wild um sich schlägt und mich anzeigt, lässt tief blicken“, sagt der Künstler in Anspielung auf die aktuelle Debatte um die Zukunft des „Zentralwerks der schönen Künste“, das sich seit neun Jahren in dem alten, denkmalgeschützten Backsteingebäude befindet. Eggerbauer hat den dafür verantwortlichen Künstlern der Initiative „Raum 13“ gekündigt.
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Zurzeit läuft ein Prozess vor dem Landgericht über seine Räumungsklage. Vermittlungsversuchen – unter anderem von Oberbürgermeisterin Henriette Reker – erteilte er eine Absage. Er will, dass seine langjährigen Mieter das Haus verlassen, das er verkaufen will. Die Stadt möchte das Gebäude genau wie das dahinter liegende Areal erwerben. Der Stadtrat hat ein Vorkaufsrecht beschlossen, dass der Stadt ermöglicht, in den Vertrag einzusteigen, den Eggerbauer möglicherweise mit einem anderen privaten Investor abschließen könnte. Die Stadt möchte direkt mit ihm verhandeln; die städtische Gesellschaft Moderne Stadt hat ihm über 18 Millionen Euro für das Gebäude geboten. Da Eggerbauer nach Angaben seiner Anwältin aber zurzeit keine Verkaufsgespräche mit der Stadt führt, ist völlig offen, wie es vor Ort weitergeht.