Die Hängepartie um das geplante neue Kölner Justizzentrum geht weiter. Eine neue Ausschreibung offenbart eine erhebliche Verzögerung.
Kölner JustizzentrumRiesen-Verzögerung bei Neubau – Staatsanwälten droht die Auslagerung
Der geplante Abriss und Neubau des Kölner Justizzentrums an der Luxemburger Straße entwickelt sich zur unendlichen Geschichte. Einer neuen Ausschreibung des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW (BLB) zufolge wird der Abbruch des bestehenden Hochhauses erst frühestens ab dem Jahr 2031 erfolgen. Damit hat man sich von einer zunächst erhofften Fertigstellung des Gesamtkomplexes im Jahr 2028 bereits meilenweit entfernt. Auch droht der Staatsanwaltschaft noch die Auslagerung.
Kölner Justiz-Hochhaus muss wegen Standsicherheit saniert werden
Die Ausschreibung, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, sieht zunächst noch eine Sanierung des im Jahr 1981 eröffneten Justiz-Towers vor, der offenbar noch acht Jahre gebraucht wird. „Bei den Arbeiten handelt es sich um Leistungen, die der Erhaltung der Standsicherheit der Fassade dienen“, teilt ein BLB-Sprecher mit, man setze als Eigentümer die bestehenden Verkehrssicherungspflichten um. So sollen bei der Baumaßnahme etwa einzelne kleinere Risse „präventiv verpresst“ werden.
„Hierbei handelt es sich um Stahlbetonkorrosionen und Undichtigkeit der Fugenbänder, die sich auf den altersgerechten Zustand des Gebäudes zurückführen lassen“, so der BLB-Sprecher. Laut Ausschreibung sollen die Brüstungsplatten aus Stahlbeton durch eine Verdübelung der Wetterschalen gesichert werden. Die Sanierung soll im Januar beginnen und bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Die Ausschreibung des BLB für Firmen läuft noch bis zum 26. Oktober.
Köln: Keine lauten Bauarbeiten während der Geschäftszeiten
Um die Mitarbeiter und Besucher des Justizzentrums nicht allzu sehr zu beeinträchtigen, sind „während der Geschäftszeiten nur lärmarme Arbeiten zugelassen“. Insbesondere Bohr- und Stemmarbeiten dürfen demnach nur außerhalb der Kernarbeitszeiten – Montag bis Freitag vor 8.30 Uhr und nach 17 Uhr und Samstag nach 12 Uhr – durchgeführt werden. Die Bauerarbeiter müssen vorher vom Landeskriminalamt überprüft werden, da im Gericht eine hohe Sicherheitsstufe herrscht.
Auch wenn das Hochhaus wohl erst ab dem Jahr 2031 abgerissen wird, so sollen die Bauarbeiten für den geplanten Neubau früher starten. Einen Zeitplan konnte der BLB aber nicht mitteilen. Der Hochbauwettbewerb soll in diesem Jahr abgeschlossen werden, der die konkrete Ausgestaltung der nötigen Baumaßnahmen regelt. Die Belegschaft der Gerichte soll zunächst in die frühere Arbeitsagentur einziehen, gleich nebenan. Das war bereits für dieses Jahr geplant, mittlerweile gehen Beschäftigte von 2026 aus. Die geplante Interimsstätte wird derzeit kernsaniert.
Justizzentrum Köln: Fünf flachere Quadrate am Inneren Grüngürtel
Sukzessive sollen dann zwischen Luxemburger Straße und Rudolf-Amelunxen-Straße fünf flachere Bauten mit quadratischem Grundriss entstehen, die teilweise ineinander übergehen. Angesiedelt werden hier die Büros von Richtern und weiteren Beschäftigen von Land- und Amtsgericht, die Gerichtssäle und die Staatsanwaltschaft. Der Besuchereingang soll in der Mitte liegen und dem künftig erweiterten Inneren Grüngürtel zugewandt sein, ein öffentlicher Park mit Weiher soll hier entstehen.
Als besonders ressourcenschonend wurde der Entwurf für das neue Justizzentrum bei der Präsentation hervorgehoben. Zunächst soll der bisherige Justiz-Parkplatz an der Rudolf-Amelunxen-Straße mit der neuen Staatsanwaltschaft bebaut werden. Ist das Gebäude fertig, ziehen die Bediensteten um und der bisherige Sitz der Staatsanwaltschaft wird abgerissen, so erklärten es die Planer vor einem Jahr im Oberlandesgericht. Dieser Plan könnte aber bereits wieder vom Tisch sein.
Staatsanwaltschaft Köln droht Interim am Barbarossaplatz
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Kreisen der Staatsanwaltschaft erfuhr, soll für die Strafverfolger ebenfalls eine Interimsstätte angedacht sein. Dann wäre man dem Baulärm nicht ausgesetzt. Mitarbeiter berichten davon, dass sie „in zwei bis drei Jahren“ in einem Gebäude am Barbarossaplatz untergebracht werden sollen. Diese Ankündigung löste Unmut aus. „Ich kann in Verhandlungspausen dann nicht mehr einfach in mein Büro gehen“, beschwerte sich etwa eine Staatsanwältin. Den Richtern hingegen sei das weiterhin möglich.
Bis zum geplanten Abbruch sollen lediglich die unteren Geschosse des maroden Justiz-Hochhauses weiterhin für Gerichtsverhandlungen genutzt werden. Dann hängt alles davon ab, wie schnell der Rückbau realisiert werden kann – eine Sprengung ist aufgrund der Nähe zu den dann bereits entstandenen Neubauten nicht möglich. Erst danach können die restlichen zwei „Quadrate“ entstehen. „Bis das alles fertig ist, bin ich in Rente“, unkt ein Justizmitarbeiter. Er ist Mitte 40.