Pro Woche fahren Kölner Kliniken rund eine Million Euro Verlust ein. Investoren könnten die Rettung sein, doch darüber wäre nicht jeder glücklich.
Falls der Uniklinik-Verbund platztReker will Plan B für die Kölner Kliniken – kommt es zum Investoren-Einstieg?
Irgendetwas muss passieren. Jetzt. So lautet die eindringliche Botschaft von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, wenn sie dieser Tage über die städtischen Kliniken spricht. Rund eine Million Euro Verluste fahren diese seit einigen Jahren ein – pro Woche. Im vergangenen Jahr hat sich die finanzielle Schieflage weiter verschärft, nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ geht man intern für das laufende Jahr von einem Minus von 90 Millionen Euro aus.
Geld, das die Stadt aufbringen muss, und das an anderen Stellen fehlt, etwa bei der Verkehrswende und bei den zahlreichen Großbaustellen der Stadt. Die finanzielle Situation der städtischen Kliniken ist bereits seit Jahren desolat. 2022 betrug das Defizit dem Vernehmen nach 62 Millionen Euro.
Der Stadtrat gewährte deshalb im November vergangenen Jahres ein weiteres Gesellschafterdarlehen in Höhe von 50 Millionen Euro. Wie zu erfahren war, hat die Stadt Köln ihren Kliniken insgesamt bereits etwas mehr als 400 Millionen Euro an Gesellschafterdarlehen zur Verfügung gestellt.
Henriette Reker lässt Plan B für Kölner Kliniken entwickeln
Sollte die Entwicklung in den kommenden Jahren ungebremst so weitergehen, käme wohl ein Betrag in ähnlicher Höhe hinzu. Oberbürgermeisterin Henriette Reker will es so weit nicht kommen lassen. Sie informierte dem Vernehmen nach am Montagnachmittag Mitglieder des Stadtrates über die derzeitige Situation. Und sie kündigte dabei an, dass sie die neue Geschäftsführung der städtischen Kliniken beauftragt hat, einen Sanierungsplan aufzusetzen, um die Verluste möglichst schnell reduzieren zu können.
In Zukunft soll das jährliche Defizit dann nur noch höchstens zehn Millionen Euro pro Jahr betragen. Die Geschäftsführung soll den Rettungsplan für die Kliniken zeitnah ausarbeiten und umsetzen – bis Ende Februar soll der Gesellschafterversammlung das Programm zur Entscheidung vorliegen.
Dabei sollen auch der Krankenhausplan des Landes und die aktuelle Krankenhausreform des Bundes berücksichtigt werden. Manch einer fürchtet einen Einstieg eines privaten Unternehmens in die städtischen Kliniken und eine damit verbundene deutliche Verschlechterung der Versorgungslage.
Aufsichtsrats-Chef steht für Privatisierung „nicht zur Verfügung“
Es wäre zu erwarten, dass sich die Kliniken dann zunehmend auf profitable Behandlungen reduzieren – und nicht refinanzierbare Bereiche wie Notaufnahmen und Kreißsäle tendenziell außer Acht lassen. Auch, wenn die Stadt mögliche Investoren wohl verpflichten würde, bestimmte Dienstleistungen weiterhin anbieten zu müssen, gilt: Attraktiv ist ein Einstieg für Investoren nur dann, wenn Gewinne möglich sind. Und diese sind kaum möglich, wenn die Versorgung auf dem aktuellen Niveau erhalten werden soll.
Eine Spur führt nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu den Helios Kliniken. Das Unternehmen gehört zu den größten Playern bei der privat organisierten Patientenversorgung in Europa und betreibt in Deutschland bereits 87 Kliniken – und wäre wohl auch nicht abgeneigt, in Köln einzusteigen, sofern sich die Chance bietet. Auf eine ausführliche Anfrage zu einem möglichen Einstieg teilen die Helios Kliniken knapp mit, der Standort Köln sei „momentan und konkret kein Thema für uns“.
Dass sich dies je nach Ausgang der Verhandlungen von Stadt, Land und Uniklinik ändert, scheint denkbar. In diesem Fall stünde der Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Unna (Grüne) „persönlich nicht für Verhandlungen zur Verfügung“, wie er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte. „Mir fehlt die Fantasie, wie sich die medizinische Versorgung bei einer Privatisierung verbessern könnte“, so Unna.