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Nach Jahren des WartensLand NRW prüft neuen Klinikverbund für Köln

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt eine Hinweistafel, die vor dem städtischen Krankenhaus in Merheim steht.

Wie geht es weiter mit den defizitären städtischen Kliniken? Das Land hat jetzt eine Entscheidung über einen Verbund mit der Uniklinik Köln angekündigt.

Die städtischen Kliniken haben in einem Jahrzehnt 300 Millionen Euro Verlust gemacht – ist ein Verbund mit der Uniklinik wirklich die Lösung?

Seit fünf Jahren schon ist der mögliche Kölner Klinikverbund ein Aufregerthema in der Stadt – und das ist an diesem Donnerstag nicht anders, als es um die Zusammenarbeit der städtischen Kliniken und der landeseigenen Kölner Uniklinik geht. Das NRW-Gesundheitsministerium weiß zunächst nichts von einem neuen Konzept zum geplanten Verbund der beiden Kliniken, das die Uniklinik tags zuvor nach Düsseldorf geschickt hat.

Das klärt sich erst im Verlauf des Tages, und ab da ist klar: Die Entscheidung über den Klinikverbund rückt näher, und das nach all den Jahren des Wartens in Köln, nach all dem Ärger über das Land NRW und nach all den verbrannten Millionen Euro der städtischen Kliniken. Denn jetzt hat das Gesundheitsministerium sowohl den Bericht zu den defizitären städtischen Kliniken als auch das Verbundkonzept vorliegen.

Laut eines Sprechers „soll schnellstmöglich eine Bewertung und Entscheidung erfolgen“. Was schnellstmöglich heißt, ließ der Sprecher offen. Das Ministerium setzt sich mit der Aussage aber ein Stück weit unter Druck. Das Dokument wird streng vertraulich behandelt, es umfasst nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor allem Schätzungen zu den Kosten, die mit einem Klinikverbund auf das Land zukommen würden.

Ralf Unna, grüner Aufsichtsratschef der städtischen Kliniken, zeigte sich positiv überrascht von der Entwicklung. Er steht bereits mit Investoren in Kontakt, um die rasante Verschuldung irgendwie zu stoppen. „Wir müssen schauen, dass wir einen Kooperationspartner finden, der nicht die Uniklinik ist“, sagte er noch am Donnerstagvormittag kurz vor den neusten Entwicklungen.

Nun hat er Hoffnung geschöpft, dass dies doch nicht nötig sein wird – und fordert Tempo vom Land. „Ich wünsche mir bis spätestens Ende Januar einen Kabinettsbeschluss der Landesregierung“, sagte Unna. Dieser müsse einen möglichen Verbund konkret ins Auge fassen. Außerdem fordert Unna die zügige Bildung einer „hochkarätig besetzten“ Verhandlungsgruppe des Landes, mindestens auf Staatssekretärs-Ebene, damit Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) klare Ansprechpartner hat.

Stadt begrüßt neue Entwicklungen

Der Donnerstag mit seinen anfänglichen Irritationen steht sinnbildlich für den Klinikverbund: Die Stadt als Eigentümer ihrer defizitären Kliniken will den Verbund seit Jahren, die landeseigenen Unikliniken wollen ebenfalls, doch eine Entscheidung des Landes steht aus – und in Köln wächst die Ungeduld.

Manch einer der Beteiligten glaubt längst nicht mehr an die hochfliegenden Pläne, die Reker 2017 präsentiert hatte. Ein Sprecher der Stadt sagte am Donnerstag: „Wir begrüßen es ausdrücklich, dass die Idee eines Klinikverbundes seitens des Landes weiterverfolgt und nun zwischen Uniklinik und Land konkretisiert wird.“

Für Reker ist das positive Signal ein Teilerfolg: Offenbar ist es ihr mit der Forderung, bis Ende des Jahres müsse die Entscheidung gefällt werden, zumindest gelungen, die Akteure soweit unter Druck zu setzen, dass Anfang 2023 entschieden werden dürfte.

Die städtischen Kliniken häufen seit Jahren Schulden über Schulden an, im vergangenen Jahrzehnt haben sie 296,6 Millionen Euro Verluste eingefahren, im Jahr 2021 waren es 53,2 Millionen Euro, ein negativer Rekordwert. So steht es im aktuellen Geschäftsbericht. Als ein Grund werden geringere Patientenzahlen wegen geschlossener Stationen genannt. In der Analyse heißt es trocken: „Insgesamt ist zu konstatieren, dass sich die Kliniken in der Krise befinden.“

Wir müssen zukunftsfähig werden, das ist in der aktuellen Struktur nicht gegeben.
Ralf Unna, Grüne

Laut Unna hätte es noch schlimmer kommen können: „2021 haben wir von Einmaleffekten profitiert, sonst wären die Zahlen noch schlechter gewesen.“ Die Kliniken haben gut 20 Millionen Euro Ausgleichszahlungen wegen der Corona-Pandemie erhalten. Für 2022 erwartet Unna wieder einen Negativrekord. Zu den städtischen Kliniken zählen das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, sowie die Kliniken Merheim und Holweide. „Wir müssen zukunftsfähig werden, das ist in der aktuellen Struktur nicht gegeben“, sagt Unna.

Würde die Stadt als hundertprozentiger Eigentümer nicht seit Jahren Geld zuschießen, wären die Kliniken längst pleite. Zuletzt musste der Stadtrat im November erneut finanziell nachlegen. In ihrer mittelfristigen Finanzplanung hat die Stadtverwaltung vorsorglich 203,1 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre eingeplant. Ob das reicht, ist zu bezweifeln.

Ist also der Verbund mit der Uniklinik tatsächlich die Lösung? Auch die Landeseinrichtung hat im Jahr 2020 rund 90 Millionen Euro Verlust gemacht, im Jahr davor 31,2 Millionen Euro – allerdings lehrt und forscht sie auch, ist nicht nur Gesundheitsversorger. Trotzdem: Wird aus minus und minus also plus wie in der mathematischen Vorzeichenlehre? Eine Analyse von 2020 sah Synergiepotenziale von 42,7 Millionen Euro jährlich.

Uniklinik und städtische Kliniken im VergleichUmsatz (Jahr 2020):Uniklinik: 800 Millionen EuroStädtische Kliniken: 383,8 Millionen Euro

Verluste (2020): Uniklinik: 90,06 Millionen Euro Städtische Kliniken: 48,6

Mitarbeiter: Uniklinik: 10.900 Städtische Kliniken: 4500

Betten: Uniklinik: 1600 Städtische Kliniken: 1400

Patienten: Uniklinik: rund 375.000 jährlich Städtische Kliniken: rund 200.000 jährlich