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KölnDie Chancen eines Klinikverbunds

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Klinikum Merheim

Das Klinikum Merheim

Köln – Eigentlich sollten die Zahlen schon auf dem Tisch liegen: Mitte März wollte der Aufsichtsrat über das Sanierungsgutachten für die finanziell schwer angeschlagenen städtischen Kliniken beraten. Doch die Sitzung musste kurzfristig abgesagt werden. Denn noch immer ist nicht klar, wie viel Geld die Stadt in den nächsten Jahren zuschießen muss, um das Unternehmen vor der Insolvenz zu bewahren. Von bis zu 100 Millionen Euro zusätzlichem Finanzbedarf ist unter der Hand im Rathaus die Rede, eine offizielle Bestätigung dafür gibt allerdings nicht. Seit 2016 wurden Darlehen in Höhe von 110 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, weitere 50 Millionen Euro sind im Haushalt eingeplant. Allein 2018 machten die Kliniken mehr als 40 Millionen Euro Verlust.

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Moderator Lukas Wachten (v. l.), Holger Baumann, Günter Zwilling und Stefan Heinemann

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach einer zukunftsfähigen Strategie besonders dringlich. Das Thema beschäftigte am Dienstagabend auch die "Meinungsmacher", die gemeinsame Gesprächsreihe von DuMont, "Kölner Stadt-Anzeiger" und Rotonda Business Club. Unter dem Titel "Gesundheitsstandort Köln: Kliniken im Wandel" diskutierten die Teilnehmer, moderiert von Lukas Wachten, insbesondere, welche Chancen ein Klinikverbund von Uniklinik und städtischen Kliniken für Köln und die Region bieten könnte. Oerbürgermeisterin Henriette Reker hatte eine Fusion Ende 2017 angeregt.

Überraschend offen und einmütig sprachen sich die Diskutanten auf dem Podium für eine Zusammenarbeit aus. "Angesichts von Pflegekräftemangel und knappen Investitionsmittel wäre es sehr sinnvoll, wenn beide etwas gemeinsam machen", sagte der Geschäftsführer der städtischen Kliniken, Holger Baumann. "Es gibt die Möglichkeit, etwas Einzigartiges zu gestalten."

Für die Uniklinik erneuerte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Günter Zwilling das Angebot eines Verbunds. "Wir sehen uns als Innovationstreiber, der modernste Therapien relativ schnell in die Grundversorgung bringen kann. Das geht aber nur mit beiden Maximalversorgern gemeinsam, denn für die dafür erforderlichen klinischen Studien braucht man viele Patienten." Ein Leuchtturm-Projekt könne so entstehen, das attraktiv für ganz NRW sei. Einig waren sich beide Klinikvorstände auch in ihrem dringenden Appell an die Politik: "Die Entscheidung muss dieses Jahr gefällt werden", sagte Zwilling. Baumann forderte, den Zustand der Unsicherheit gerade auch für die Mitarbeiter endlich zu beenden. "Sonst droht eine Abwärtsspirale."

Über die Form des Verbunds - Übernahme oder doch eher Zusammenarbeit - indes existieren weiterhin unterschiedliche Vorstellungen. Während Baumann die Frage, ob es eine organisatorische Einheit geben soll, an diesem Abend offen ließ, positionierte Zwilling sich klar: "Eine reine Kooperationsvereinbarung geht sicher nicht." Die politische Diskussion hat, nach dem Stillstand im vorigen Jahr, zuletzt wieder an Dynamik gewonnen. Derzeit würden verschiedene Handlungsoptionen untersucht, teilte die Verwaltung kürzlich mit. Geprüft werden, so ist im Rathaus zu hören, auch Alternativen zu einem Verkauf, etwa ein Zusammenschluss in Form einer Holding

Als Wissenschaftler und dritter Diskutant auf dem Podium beleuchtete Stefan Heinemann, Professor für Wirtschaftsethik an der FOM-Hochschule, die Entwicklung der Kliniklandschaft. Die ganze Branche stehe unter hohem Veränderungsdruck. Gerade in der Digitalisierung - Stichwort "Smart Hospital" - steckten große Potentiale. Sie könnte Pflegekräfte von pflegefernen Arbeiten entlasten und ihnen wieder mehr Raum für den Dienst am Patienten verschaffen. Auch die Forschung sei auf Big Data-Analysen angewiesen. In Sachen Klinik-Kooperation forderte Heinemann vor allem Orientierung am Wohl des Patienten und Nachhaltigkeit. Dies könne gelingen, wenn die dann zweitgrößte Klinik Deutschlands ein Magnet für die Ansiedlung von Start-ups und anderen innovativen Gesundheitsunternehmen in Köln und der Region werde. "Das Gelingen einer Kooperation hängt davon ab, ob die Kulturen beider Häuser zusammen passen."