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„Höhner Rock and Roll Circus“Krautmacher mit Schnäuzer – Köln-Premiere mit Glücks- und Schreckmomenten

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau schwingt einen Reifen am Arm, im Hintergrund die Höhner und das Logo des Zirkus‘.

Der „Höhner Rock and Roll Circus“ feierte Premiere.

Der „Höhner Rock and Roll Circus“ wurde am Donnerstag zum ersten Mal in Köln aufgeführt. Dabei gab es einige Überraschungsmomente.

Vorhang auf und Bühne frei: „Vivace“ steht in der Musik für ein lebhaftes, temporeiches Stück. Und es ist der Titel des neuen „Höhner Rock and Roll Circus“, der am Donnerstag seine Premiere in Köln feierte. Es ist ein Doppeljubiläum für die Höhner: 50 Jahre Band, 20 Jahre Zirkus, und so dürfen diverse Ex-Höhner als Überraschungsgäste nicht fehlen: Janus Fröhlich etwa stapft als Willi Wichtig durch die Manege: „Wenn ich mir das da hinten so angucke, das sieht aus wie Kraut und Rüben!“, schimpft er. Auch Hannes Schöner spielte eine Nummer als Strippenzieher mit Patrick Lück. „Es ist wirklich ein Traum für mich, wieder hier zu stehen“, sagt der ehemalige Bassist und Sänger.

Henning Krautmacher hält einen Porree und einen Kristall in der Hand, dazu hat er eine blaue Brille auf und trägt ein buntes Jacket.

Fast wieder ungewohnt: Henning Krautmacher mit Bart.

Und natürlich: Henning Krautmacher, der Ende 2022 aufgrund der Krankheit seiner Frau die Band verließ, stand noch einmal im Scheinwerferlicht. Mit einer Stange Porree, einem (mutmaßlich magischen) Kristall und mit typischem Schnurrbart tritt er als „paranormaler“ Wahrsager auf – Moment, mit Schnurrbart? Den hatte sich der 66-Jährige doch erst vor Kurzem abrasiert? Es ist nur einer der Überraschungsmomente, die beim „Höhner Rock and Roll Circus“ auf das Publikum warten. Im Publikum sitzen Kollegen anderer Bands, Bläck-Fööss-Sänger Mirko Bäumer wird für eine komödiantische Seiltanznummer gar auf die Bühne geholt. (Wer ganz vorne sitzt, hat dafür insgesamt ein hohes Risiko).

Janus Fröhlich in Uniform und mit Taschenlampe.

Janus Fröhlich spielt Willi Wichtig.

„Vivace“ ist aber nicht nur eine Hommage an die Alt-Höhner und ein Klassentreffen der Kölschbands, sondern vor allem eines: ein Zirkus. Dieses Mal ohne Roncalli, aber dennoch mit absoluten Spitzen-Artisten und -artistinnen mit Körpern, die bis in die letzte Faser durchtrainiert sind. Wieder im Programm auch das nervenaufreibende „Todesrad“ – bei einer Vorstellung des Höhner-Zirkus in Düren 2022 war ein Artist aus dem gefährlichen Konstrukt gestürzt, kam aber ohne schwerere Verletzungen davon.

Höhner-Zirkus in Köln: Schreckmoment im „Todesrad“

Auch am Donnerstag gibt es einen kurzen Aufschrei im Publikum, als der Artist beim Seilspringen auf einem der großen, rotierenden Hamsterrädern des Todesrades kurz stolpert – sich aber glücklicherweise wieder fängt. Man möchte kaum hinsehen, und kann gleichzeitig nicht wegschauen. Die Artisten der weltberühmten Gerling-Truppe tänzeln augenscheinlich angstfrei auf dem Gebilde – beeindruckend und irgendwo besorgniserregend. Saxophonist Jens Streifling wagt sich anschließend hinein und spielt sein Instrument, während er sich in dem Laufrad vorsichtig bis auf etwa zehn Meter Höhe manövriert.

Jens Streifing spielt ganz oben im Todesrad Saxophon.

Jens Streifling im Todesrad.

In schwindelerregender Höhe spielt auch die Hochseilnummer, ebenfalls durch die Gerling-Truppe präsentiert und nach dem Unfall in Düren zeitweise aus dem Programm gestrichen. Und auch bei diesem wortwörtlichen Drahtseilakt wird deutlich, wie gefährlich die Artistik sein kann: Ein junger Artist verliert beim Seilspringen auf dem Hochseil das Gleichgewicht, strauchelt, fällt – und kann sich gerade noch am Hochseil festhalten. Er zieht sich geschickt wieder aufs Seil, schüttelt sich kurz die schmerzenden Hände, und probiert es gleich noch einmal. Diesmal klappt es.

Wieder darf ein Hohn hoch hinaus: Schlagzeuger Heiko Braun traut sich mit Hilfe eines Artisten aufs Hochseil, er ist zusätzlich gesichert. Ein paar vorsichtige Schritte alleine, dann verliert Braun das Gleichgewicht und schwebt langsam im Sicherungsgurt zu Boden. Noch einmal kommt Henning Krautmacher in die Manege, der „Höhner Rock and Roll Circus“ ist für ihn die Möglichkeit, dem Leben auf der Bühne Lebewohl zu sagen, nachdem der Abschied für ihn und von ihm doch so viel schneller kam als ursprünglich geplant. Achtung: Wer sich eine kleine Überraschung nicht verderben lassen will, der liest hier nicht weiter.

„Höhner Rock and Roll Circus“ noch bis 27. Mai in Köln

Krautmacher nimmt die Hand zum Mund und zieht den aufgeklebten Bart von der Oberlippe. Es wirkt symbolisch für sein Ende als Hohn und seine zeitweise Rückkehr im „Höhner Rock and Roll Circus“. Der Abend mit anrührenden, lustigen und atemberaubenden Momenten ist in der zweiten Hälfte deutlich rasanter. Wer auf Clowns wartet, der muss genügsam sein – die sind in „Vivace“ eher selten. Kurzweilig und unterhaltsam ist die Show aber zweifelsohne. Am Ende der Premiere gibt es von den vollen Rängen Standing Ovations.


Noch bis 27. Mai ist der „Höhner Rock and Roll Circus“ an der Zoobrücke Köln-Deutz zu Gast. Karten gibt es ab 22,90 Euro (ermäßigt 19,90 Euro) auf koelnticket.de und vor Ort.