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Tourismus während CoronaWie Kölner Hotels Gästen entgegenkommen

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Hotels Kunibert

Das Hotel Kunibert der Fiese am Rheinufer

Köln – Auf den ersten Blick sieht es gar nicht so schlecht aus in der City: Die Einkaufsstraßen sind voll, am Rheinufer sind viele Menschen unterwegs und die Gastronomie ist gut besucht. Doch wie es um den Tourismus in der Stadt wirklich steht, zeigt ein Blick in die Hotels. Und da ist die Lage ausgesprochen unterschiedlich.

Im schicken „25 Hours Hotel The Circle“ auf dem ehemaligen Gerling-Gelände herrscht Betrieb. Gäste checken ein und aus. Hotelmanagerin Grit Pauling ist sehr zufrieden. „Die Belegung ist gut. Wir schwanken zwischen 65 und 100 Prozent“, sagt sie. Gerade an den Wochenenden sei das Hotel voll.

Hotel Pauling

25 Hours-Managerin Grit Pauling 

Es kämen vor allem Städtetouristen aus Deutschland. Im Unterschied zum vergangenen Sommer, als es auch viele Gäste aus den Benelux-Staaten gab, fallen die in diesem Jahr weg. „Vor allem die Holländer sind sehr zurückhaltend.“

Übernachten darf in Köln jeder, der geimpft oder genesen ist oder regelmäßig einen negativen Corona-Test vorlegt. Was auffällt: Die Gäste reservieren wegen der sich oft ändernden Lage sehr kurzfristig. Dafür ist es beim „25 Hours“ wie bei vielen anderen Hotels in Köln möglich, noch am gebuchten Anreisetag kostenlos zu stornieren.

Erste Geschäftsmeetings im Hotel

Es habe schon wieder viele Hochzeitsgesellschaften gegeben und auch die ersten Geschäftsmeetings fänden wieder statt, so Pauling. Letztere aber im kleineren Rahmen – statt mit 50 Teilnehmern kommen dann nur 30. Auch für den September und Oktober sehen die Zimmerbuchungen bisher gut aus.

Ganz anders ist die Situation bei dem kleinen Hotel „Kunibert der Fiese“ am Rheinufer. Seit 30 Jahren führt die Familie Azarnia das Haus mit 28 Zimmern. „Es ist sehr ruhig“, sagt Ardeshir Azarnia. Die Belegung liege „weit unter 50 Prozent“, genauer möchte er da nicht werden. „Wir versuchen, die Kosten zu decken. Wir kämpfen.“ Um Gäste zu werben, seien die Zimmerpreise schon auf rund 60 Euro reduziert worden. Es kämen weniger Städtetouristen als im vergangenen Jahr. „Und es fehlen die Messegäste, zum Beispiel die Leute von der Gamescom.“

Dorint am Heumarkt am stärksten

Durchwachsen ist eine erste Bilanz für die drei Dorint-Hotels in der Stadt. „Es sieht schlechter aus als letzten Sommer“, sagt Regionaldirektor Frank Schönherr. Vor einem Jahr seien die Menschen nach dem ersten Lockdown noch reisehungriger gewesen.

Hotel Dorint

Das Dorint-Hotel am Heumarkt

Bei den Dorint-Hotels am Heumarkt, in Junkersdorf und an der Messe liege die Belegung unter 50 Prozent und damit unter Vorjahresniveau. Das Haus an der Messe ist – wegen ausfallender Veranstaltungen –zwangsläufig am schwächsten belegt, das Haus am Heumarkt am besten. „Da profitieren wir natürlich von der Innenstadtlage.“

Auch seien die Gäste sehr zurückhaltend mit Vorausbuchungen, vieles würde spontan entschieden. „Vor allem an den Wochenenden gibt es oft Buchungen für den selben Tag“, sagt Schönherr.“ Es kommen vor allem deutsche Touristen zum Shoppen. Die durchschnittliche Verweildauer sind ein bis zwei Nächte.

Hoffen auf die Messe Anuga

Ein großer Unsicherheitsfaktor bei der Planung ist für die Dorint-Häuser wie für viele andere Kölner Hotels die Messe. Als nächste große Veranstaltung steht die weltweit größte Lebensmittelmesse Anuga im Oktober an. Sie findet laut Köln-Messe – Stand heute – statt. Aber unklar sei noch, wie viele Aussteller einreisen dürfen, wie viele Stände es geben wird – und erst recht, wie viele Teilnehmer dann auch in Köln übernachten werden, so Schönherr.

Christoph Becker, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Köln, sagt: „Die Stadthotellerie darbt. Vom Sommergeschäft haben die Nord- und Ostsee etwas, aber nicht Köln.“ Von Hotelschließungen hat er aber noch nichts gehört, es habe allerdings einige Betreiberwechsel gegeben.

Einfache Hotels haben es schwer

Im vergangenen Jahr hatte es für die Hotels in den Sommermonaten ein kleines, aber recht steiles Hoch gegeben. Allerdings kamen da auch noch Gäste aus den Nachbarländern. Jürgen Amann, Chef von Köln-Tourismus, sagt: „Die Belegungsquote war sehr unterschiedlich. Attraktive Häuser in guter Lage waren bis zu 100 Prozent belegt, einfache Häuser in Randbereichen sehr schlecht.“ Im Durchschnitt lag die Belegung aber bei nur 20 bis 30 Prozent. Um kostendeckend zu arbeiten, braucht ein Hotel etwa 60 Prozent.

Für diesen Sommer, so schätzte Amann schon vor einigen Wochen, ergebe sich wohl eine langsamere und nicht so steile Entwicklung wie im letzten Jahr – weil die Menschen einfach sehr vorsichtig geworden seien.

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Die aktuellsten Zahlen über die Übernachtungen in Köln, die vom Statistischen Landesamt zur Verfügung gestellt werden, stammen aus dem Mai. Demnach entwickelte sich der Tourismus zwar positiv – so gab es im Mai 27 Prozent mehr Übernachtungen als im Vormonat. Allerdings ging diese Steigerung von einem sehr niedrigen Niveau aus. Bis April durften keine touristischen Gäste beherbergt werden und es kamen auch so gut wie keine Geschäftsleute.

Bis Mai Auslastung bei neun Prozent

Zum Vergleich: 2019, im absoluten Boomjahr des Tourismus in Köln, gab es 6,5 Millionen Übernachtungen. 2020 waren es nur noch 2,5 Millionen – wobei die ersten beiden Monate des Jahres noch sehr stark waren. Von Januar bis Mai diesen Jahres gab es nur 360.000 Übernachtung. Das bedeutet eine durchschnittliche Belegung von neun Prozent.

In Köln gibt es rund 200 Hotels. Gerade in den letzten Wochen sind einige neue dazu gekommen – so etwa ein „Motel One“ an der Messe, das „Ruby“ am Ring und das „Moxy“ am Flughafen. Sie alle waren natürlich schon lange vor der Krise für den boomenden Markt der Stadt geplant. Sie sind trotz allem sehr zuversichtlich an den Start gegangen. Gerade solche modernen Hotels hätten die besten Chancen zu bestehen, so Tourismus-Chef Jürgen Amman. Mit einer Normalisierung in der Branche, zu der auch die Rückkehr der internationalen Gäste gehört, rechnen Experten aber erst 2024.