Köln – Einen Monat nach Einführung des 9-Euro-Tickets nutzen rund 600.000 Kundinnen und Kunden der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) das Angebot. Die Hälfte von ihnen hat das Monatsticket neu gekauft, die andere Hälfte sind Stammkunden, für deren Monatsfahrkarte die KVB zurzeit ebenfalls nur neun Euro berechnet. Nach der ersten Juni-Woche hatten bereits rund 200.000 Menschen bei der KVB ein 9-Euro-Tickets erworben. Diese Zahl ist also in den vergangenen drei Wochen nochmal um 100.000 gestiegen.
Nach wie vor ist von überfüllten Bahnen, wie es im Regionalverkehr mitunter der Fall ist, bei der KVB nichts zu sehen. „Wir verzeichnen bisher keine besondere Zunahme“, sagt KVB-Sprecher Stephan Anemüller. Genau könne das aber „erst am Ende der Aktion mit allen Bilanzen“ überblickt werden. Das 9-Euro-Ticket gibt es noch im Juli und im August.
Wegen des fast unveränderten Fahrgastaufkommens musste die KVB auch keine zusätzlichen Fahrzeuge einsetzen oder das Personal aufstocken. Dennoch belastet Angebot den Etat des Unternehmens. In welcher Höhe ist noch unklar. „Das 9-Euro-Ticket mindert natürlich die Einnahmen, aber das können wir erst am Ende bilanzieren“, erklärt Anemüller.
„Kosten müssen gedeckt werden“
In der Debatte, ob das 9-Euro-Ticket oder ein anderes vergünstigtes Angebot für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auch nach dem August erhalten bleiben soll, hält sich die KVB zurück. „Hierüber zu beraten und zu entscheiden ist Aufgabe der Politik“, sagt Anemüller. Die KVB weise jedoch darauf hin, „dass die Kosten des ÖPNV gedeckt werden müssen. ÖPNV ist Daseinsvorsorge und nicht gewinnorientiert“, fügt der Sprecher an.
Derweil verzeichnet der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) bundesweit insgesamt rund 21 Millionen neue Besitzerinnen und Besitzer von 9-Euro-Tickets und etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten. Einer Fahrgastumfrage des VDV zufolge nutzt die Mehrheit der Menschen das Angebot für alltägliche Fahrten, etwa zum Einkaufen oder zur Arbeit.
„Damit tritt bei diesen Fahrgästen auch die von der Bundesregierung erhoffte Entlastungswirkung bei den alltäglichen Mobilitätskosten ein“, sagt VDV-Präsident Ingo Wortmann. Ein Drittel würde mit der Fahrkarte auch Ausflüge unternehmen, teilt der VDV mit.
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Bei aller Entlastung für die Bahn-Fahrenden sorgt sich auch Wortmann darum, wie der ÖPNV in Zukunft seine Kosten decken soll. Die Branche brauche „über den 31. August hinaus Finanzierungssicherheit“, betont er. „Denn die Kosten der Verkehrsunternehmen explodieren durch die steigenden Strom- und Dieselpreise. Wenn hier keine Lösungen gefunden werden, dann reden wir entweder über notwendige deutliche Preissteigerungen oder über Angebotseinschränkungen im ÖPNV“, mahnt Wortmann.