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„Ich würde alles verbieten“Das sagen Kölner Anwohner zum Diesel-Urteil

Lesezeit 3 Minuten

Dichter Verkehr auf dem Clevischen Ring.

  1. Ein flächendeckendes Fahrverbot wird es nicht geben. Doch das Diesel-Urteil könnte einzelne Orte in Köln empfindlich treffen.
  2. Auf dem Clevischen Ring droht ein Fahrverbot. Der Lkw-Verkehr ist dort bereits eingeschränkt.
  3. Hat das Lkw-Verbot die Lage verbessert? Und was heißt das Urteil für die Gegend und für Köln. Wir haben Anwohner gefragt.

Köln – Das Diesel-Urteil könnte sich langfristig auf den Verkehr am Clevischen Ring auswirken. Dort herrscht seit April dieses Jahres ein Lkw-Verbot. Werden die erlaubten Grenzwerte überschritten, könnte das Verbot auf Dauer bestehen bleiben, ein Diesel-Verbot könnte hinzukommen. Den Menschen in Mülheim fallen die fehlenden Lkw kaum auf. „Ich kann nur vermuten, dass es besser geworden ist“, sagt Andrea Dummer. Die 54-Jährige hat früher hier gewohnt, jetzt lebt sie in Stammheim. „Wir haben einen alten Diesel. Ein Verbot fände ich ungerecht, weil es das Problem nicht lösen würde.“ Sie wünscht sich von der Stadt ein neues Verkehrskonzept, könnte sich kostenlosen Nahverkehr vorstellen.

Andrea Dummer 1

Andrea Dummer hat früher am Clevischen Ring gewohnt.

Franz Legewie (70) war 30 Jahre lang Schulleiter in Mülheim und kennt die Situation um den Clevischen Ring. Seinen Diesel hat er abgeschafft. Er befürwortet eine autofreie Mülheimer Brücke mit breitem Fahrradweg. „Ich finde das Lkw-Verbot absolut richtig“, sagt er. Aber es müsse eine Lösung her, damit die Lkw nicht durch andere Wohngebiete fahren. „Die Politik bemüht sich, aber die Bürokratie ist ein mit sich selbst beschäftigtes Monster.“

Franz Legewie 2

Franz Legewie kennt die Situation um den Clevischen Ring. 

Anwohner Hermann Taube (63) glaubt nicht, dass das Lkw-Verbot etwas bringt. „Wir haben doch immer noch viel Verkehr hier.“ Weniger Fahrspuren würden nur mehr Probleme bringen. „Dann staut sich der Verkehr und wir haben keine bessere Luft.“ Er fragt sich auch, wohin die Lkw ausweichen sollen, ohne dass umliegende Wohgebiete belastet werden.

Hermann Taube 1

​Hermann Taube glaubt nicht, dass das Lkw-Verbot etwas bringt.

„Weniger Verkehr haben wir hier auf keinen Fall“, meint Nese Simsek (39). Die Hausfrau und Mutter fährt einen Diesel und wäre von einem Fahrverbot auf der Mülheimer Brücke betroffen. Sie wohnt in Mülheim, aber ihre und die Ärzte ihrer Kinder haben ihre Praxen auf der anderen Rheinseite, dorthin fährt sie meist mit dem Auto. „Ein Diesel-Fahrverbot wäre nicht schön, dann brauche ich ein neues Auto.“ Sie hält nichts von der Idee, auf der Mülheimer Brücke in jeder Richtung nur eine Spur einzurichten und dafür einen breiten Fahrradweg zu bauen. „Auf dem Clevischen Ring ist viel zu viel Verkehr.“

Wilhelm Keltenich hat eine klare Meinung zur Verkehrssituation am Clevischen Ring. „Ich würde alles verbieten.“ Der 64-jährige Rentner und Anwohner fährt nur noch mit der KVB, sein Auto hat er vor eineinhalb Jahren abgeschafft. Er befürwortet einen breiten Fahrradweg auf der Mülheimer Brücke. „Das wäre am allerbesten. Aber dann hätten wir hier einen Stau bis nach Leverkusen, dann sind die Abgaswerte auch hoch.“ Das Diesel-Verbot würde zu lange verhandelt, findet Keltenich.

„Durch die Diskussion wird Unsicherheit ausgelöst“

Eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht verraten möchte, hat beobachtet, dass seit dem Lkw-Verbot weniger Lkw auf dem Clevischen Ring unterwegs seien. Die 56-Jährige arbeitet in einem Autohaus an der Straße. „Durch die Diskussion über die Fahrverbote wird Unsicherheit und Zurückhaltung bei den Kunden ausgelöst“, sagt sie. Sie selbst besitzt einen Benziner und ist meist mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. Die Idee, das Lkw-Verbot zu verlängern und einen breiten Fahrradweg auf der Brücke zu bauen, findet sie gut. „Aber in einem Jahr kann sich nicht alles ändern“, sagt sie. „Die Stadt hat das Thema Ewigkeiten verschlafen.“

„Ich wünsche mir, dass der Nahverkehr subventioniert wird und die Fahrradwege verbessert werden“, sagt Linda aus Holweide. Die 35-Jährige ist häufig in Mülheim unterwegs, „aber die Fahrradwege nach Holweide sind wie Puzzleteile. Da muss man sich schon auskennen.“ Einen breiteren Radweg auf der Mülheimer Brücke fände sie gut, da sie viel Fahrrad fährt. Sie besitzt zwar ein Diesel-Auto. „Aber wir versuchen damit nicht in die Innenstadt zu fahren.“ Am Clevischen Ring hat sie bisher keine Veränderung durch das Lkw-Verbot beobachtet. „Von den einschränkenden Maßnahmen der Stadt kriege ich nicht viel mit, aber ein Dieselfahrverbot fände ich gut.“