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Wandmalerei, Skulpturen, FußbödenMit viel Aufwand wird der Kölner Dom gereinigt

Lesezeit 7 Minuten

Gabi Heickenfeld beim Reinigen des Mosaik-Fußbodens im Kölner Dom.

Köln – Morgens zwischen sechs und neun kann man sie nicht übersehen. Dann sind sie nahezu allein, vor der Schmuckmadonna im nördlichen Querhaus, in einem der Seitenschiffe oder im Turmbereich, nur begleitet vom viertelstündigen zarten Schlagen der Domuhr, dem Gemurmel des Gottesdienstes in der Marienkapelle und ein paar versprengten Besuchern, die sich in diesen frühen Stunden im Kölner Dom aufhalten.

Es sind drei Stunden fast kontemplativer Ruhe, in denen man Gabi Heickenfeld und ihre Kollegin bei der Arbeit antreffen kann. Mäandernd ziehen sie ihren Mopp über den Steinfußboden, über den im Laufe des Tages mehr als 20.000 Menschen laufen und kaum die Sauberkeit der Kathedrale, vielmehr ihre Architektur und Kunstwerke in Augenschein nehmen werden.

Touristen und Gläubige, Interessierte und Einheimische, Angestellte des Doms und mit dem Dom Beschäftigte füllen ab neun Uhr das Gebäude und hinterlassen Schmutz, bringen Feuchtigkeit und Staub mit, die sich im Raum ablagern und von denen absolut jede Fläche wieder befreit werden muss. Damit sind drei Reinigungsdamen, ein Bauhelfer sowie mehrere auf Glas, Textilien, Holz, Metall oder Stein spezialisierte Restauratoren beschäftigt.

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Jeden Wochentag werden mehr als 6.000 Quadratmeter geputzt

Alle diese Materialien findet man im Dom. Spinnwebverhangen, Skulpturen zentimeterdick mit Staub bedeckt, Weihwasserbecken, Bänke, Böden klebrig und dreckig, wäre der Dom weder für Besichtigung noch für Spiritualität, weder für ein Gebet, noch für den kleinsten Rückzug nutzbar.

Die Innenfläche des Kölner Domes misst etwas mehr als 6.000 Quadratmeter. Jeden Tag, außer am Wochenende, wird der gesamte Boden, die Lang- und Querhäuser, die Sakraments- und die Hubertuskapelle sowie die Sakristei von zwei Reinigungsdamen im Frühdienst und der Chorumgang in der Nachmittagsschicht nass gewischt. Aber nass ist falsch, nebelfeucht muss es sein, was unmittelbares Trocknen nach dem Wischen bedeutet.

Luftfeuchtigkeit darf nicht zu hoch sein

Denn noch mehr Feuchtigkeit in das Innere des Bauwerks zu bringen, ist nicht erwünscht. Gabi Heickenfeld und ihre Kolleginnen sind sogar die Einzigen, die Wasser für ihre Reinigungsarbeit im Innenraum benutzen dürfen. Matthias Deml, Kunsthistoriker und Pressereferent der Dombauhütte erklärt, dass die Kunstwerke sonst Schaden nähmen, weil „hohe Luftfeuchtigkeit im Raum in Verbindung mit Staub auf den Kunstwerken zu Schäden an den empfindlichen Oberflächen, vor allem an den Farbfassungen führen kann“.

Und so wringt Heickenfeld den nassen Mopp mit einer speziellen Presse aus, bevor sie eine ungefähr zimmergroße Fläche damit wischt und für jeden neuen Gang einen frischen, nachts in der Maschine gewaschenen Mopp verwendet. Mehr als drei Dutzend hat sie davon auf ihrem Wagen, auf dem außer speziellen, für Stein und Holz gebräuchlichen Putzmitteln, noch Lappen, Wassereimer, ein Spachtel für die Beseitigung von Kaugummis und Bonbons, Schaufel und Besen sowie eine Mülltüte untergebracht sind.

Auch Opferstöcke und Weihwasserbecken werden gereinigt

Zum Tagespensum gehören neben den Opferstöcken auch die Weihwasserbecken, aus denen das alte Wasser mit einem Schwamm aufgesaugt, das Becken ausgewischt und neues Wasser aufgefüllt wird. Welke Blumen vor dem Altar mit der Schmuckmadonna sortiert Gabi Heickenfeld aus und füllt die Vasen mit frischem Wasser.

Der Chorumgang mit dem Mosaiksteinboden aus dem 19. Jahrhundert wird um 17 Uhr für das Wischen abgesperrt, da die Frühgottesdienste in der Marienkapelle sowie die Besuchermassen während des Tages keine andere Zeit dafür zulassen. Zweimal in der Woche wird die Vierung geputzt, die Holztreppen gewischt, der Teppich gesaugt, das Polster der Stühle und natürlich die Kanzel mitbedacht. Im gleichen Rhythmus werden an sämtlichen Besucherbänken, allein im Mittelschiff sind es 28 Reihen, die Sitzflächen, Rücken- und Seitenlehnen feucht abgewischt, da fettige, klebrige Stellen trocken nicht zu entfernen sind.

Jeden Morgen werden die Böden außerhalb des Doms abgespritzt

Die Kniebänke, ungeheuer schwer, klappen die Damen hoch und setzen den Staubwedel ein, da dies für Spinnweben anfällige Stellen sind. Der Chorpodest im südlichen Langhaus wird wöchentlich nass gewischt, ebenso oft das Glas der Windfänge am Westportal bis zu einer mit der Trittleiter erreichbaren Höhe poliert. Wer einmal hinschaut, findet jede Menge Fingerabdrücke – am falschen Tag. Nicht vergessen darf man die Wandschränke in den Querhäusern und im nördlichen Langhaus, auch sie werden feucht abgewischt.

Wasser benutzt auch Walter Heider für seine Arbeit. Allerdings draußen, vor dem Dom, wo er die Böden an der Süd- und Nordseite jeden Morgen abspritzt, um die Umgebung in einem ansehnlichen Zustand zu halten. Neben dem Eingang zur Turmbesteigung ist ein Wasseranschluss, von dort schlängelt sich der orangefarbene Schlauch bis zur Domplatte und zum Roncalliplatz hinauf, wo Heider jede Menge Kippen, Eisbecher und Kaugummis mit dem Strahl ungefähr zwei Meter weit wegschiebt, wo sie ein Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe mit einer Kehrmaschine dann aufnimmt. Aber vor allem löst das Wasser Reste und Gerüche des Urins auf, der schlimmer als jeder Abfall die Domumgebung plagt.

Walter Heider ist Bauhelfer. „Sie waren bis ins 19. Jahrhundert eine der größten Handwerkergruppen an einer Kathedrale“, erklärt Deml. „Sie mischten Mörtel, trugen oder zogen Baumaterialien auf die Gerüste und standen Steinmetzen, Zimmerleuten und Maurern auf vielfältige Weise zur Seite. Mit der Elektrifizierung und modernen Technik starb der Beruf jedoch nahezu aus.“ Walter Heider schätzt vor allem das sichtbare Ergebnis seiner Arbeit, auch das oft gezollte Lob der Passanten. „Mir macht dat Spass“, sagt er. „Mit dem Wasserschlauch da rumspritzen, dat is keen körperlische Arbeit“. Er habe früher mal Zementsäcke von Lkw abgeladen – das war körperliche Arbeit.

Diplomrestauratorin reinigt mit Pinseln und Staubsauger die Skulpturen

Wasser setzt Bettina Grimm für ihre Arbeiten niemals ein. Ihre Werkzeuge sind ein Staubsauger und mehrere Pinsel. Sie ist auf Wandmalerei und Stein spezialisierte Diplomrestauratorin, die mit „fachgerechter Reinigung des Inventars“ ihre Tätigkeit viel zu nüchtern beschreibt. Zum Inventar gehören 14 Kreuzwegstationen, Skulpturen, Säulenbasen, jeder in erreichbarer Höhe befindliche, künstlerisch oder architektonisch verarbeitete Stein, die sie alle vorsichtig absaugt. Aber sie kümmert sich auch um Metallarbeiten wie schmiedeeiserne Gitter und Plastiken, um alle in den Chorkapellen befindlichen Dinge, wozu auch Teppiche gehören sowie das aus Holz gearbeitete Chorgestühl im Binnenchor und die Balustrade zwischen Turmbereich und Langhaus.

Fünfmal im Jahr zum Beispiel saugt Bettina Grimm die beiden großen Kreuzwegstationen im Eingangsbereich ab. Der bemalte, der Kunsthistoriker sagt gefasste Kalkstein bekommt von dem durch die Türen hereinwehenden Wind etwas mehr Staub und sogar Kerzenruß ab. Obwohl im Dom ein spezielles, wenig rußendes Wachs verwendet wird.

Mit einem Pinsel löst sie vorsichtig den Schmutz von der Oberfläche und hält die Düse des Staubsaugers in die Nähe, damit er sich nicht weiter im Raum verteilt. Jedes von ihr betreute Objekt wird auf diese fast zärtliche Weise gereinigt. „An manchen Säulen“, erzählt Grimm, „finden sich noch Fragmente von Wandmalerei und da sind Vorsicht und Kenntnis des Materials geboten.“ Da sei es sogar wichtiger, nicht zu viel zu machen, sondern eher etwas wegzulassen. Seltener, im Zehnjahresrhythmus ungefähr, reinigen die Steinmetze der Dombauhütte die höher gelegenen Skulpturen auf dieselbe Weise wie Bettina Grimm. Nur stehen sie dann auf Gerüsten und lösen manchmal dicken wie zu einem Pelz verbackenen Staub vom Stein.

Dreikönigenschreins wird alle zwei Jahre gereinigt

„Textilien sind generell die empfindlichsten Materialien im Dom“, erzählt Leonie Becks, Leiterin der Domschatzkammer und zuständig für die Betreuung der Goldschmiede- und Textilarbeiten. „Sie halten den klimatischen Bedingungen nicht so gut stand wie Holz, edles und unedles Metall oder Stein.“ Die Reinigung des Dreikönigenschreins circa alle zwei Jahre ist zwar eine besondere Aktion, bei der das vergoldete Silber und zum Teil reine Gold mit Bürsten, Pinseln und weichen Tüchern gesäubert wird.

Aber der Schrein nimmt weder durch die minimale Rußschicht noch das Licht Schaden, noch durch die Behandlung. Die Erhaltung der barocken Rubens-Teppiche jedoch, neben den historischen Messgewändern die ältesten Textilien im Dom, ist bedeutend aufwendiger. „Benutzung“, sagt Leonie Becks, „schadet ihnen am meisten.“

Fenster werden nicht geputzt

Die Tapisserien mit vier und mehr als sechs Metern Seitenlänge liegen aufgerollt in einem nichtklimatisierten Depotraum, der kaum Außenklima hat und werden zur Osterzeit zwischen den Arkaden aufgehängt. Ein aus restauratorischer Sicht riskanter Vorgang. Das Emporziehen und dann wieder Einrollen, das gelegentliche Entlangschrammen am Stein können das über 300 Jahren alte Textil beschädigen.

Und die Fenster? Werden Sie geputzt? „Bitte nicht“, insistiert Deml. Den kostbaren Fenstern würde Putzmittel nicht guttun, denn mittelalterliches Glas ist äußerst empfindlich und leidet schon durch Verwitterung. Deswegen schützt man die historischen Fenster mit einer Außenverglasung, um den Regen fernzuhalten.

Bettina Grimm bringt die Reinigungsarbeiten im Dom, die stets Erhaltungsarbeiten sind, auf den Punkt. „Es ist eine Kirche. Sie wird als solche genutzt und muss fachgerecht sauber gehalten werden. Da kann man nicht einfach drüberschrubben, weil man ohne Vorwissen vieles kaputtmachen kann.“