Köln – Im Jahr der Kommunalwahl fordert eine Initiative neue Weichenstellungen in der Kölner Verkehrspolitik. Die „Aktionsgemeinschaft Kölner Verkehrswende“ stellte am Dienstag ein Zehn-Punkte-Papier vor, von dem die bislang 22 Unterzeichner nun die Politik überzeugen wollen. „Viele lieben ihre Stadt und leiden unter dem lieblosen bis hässlichen Zustand vieler öffentlicher Räume“, heißt es darin. Beteiligt sind unter anderem Vertreter von Gewerkschaften, Umwelt- und Verkehrsverbänden sowie ehemalige Verkehrsplaner der Stadtverwaltung.
„Was uns zusammengebracht hat, ist der geplante Ost-West-Tunnelbau“, sagte Mitunterzeichnerin Angela Bankert von der „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“. Werde das auf 600 Millionen Euro taxierte Projekt umgesetzt, seien „die Planungsressourcen der Stadt für die nächsten 20 Jahre gebunden“. Eine Verkehrswende, wie sie sich die Initiative auch im Sinne des Klimaschutzes vorstellt, sei dann nicht möglich.
Katalog der Kölner Initiative ist lang
Der Katalog der Initiative ist lang: Die Forderungen reichen von Tempo 30 auf allen Straßen bis zu breiteren Wegen für Fußgänger und Radfahrer und einem Ausbau des Bus- und Bahnangebots. Die Stadt brauche ein aktualisiertes und verbindliches Konzept zur Verkehrsentwicklung, das viele kleine Verbesserungen umfasse, aber kein „Milliardenprojekt“ wie den Tunnelbau.
Als Alternative zum angedachten Stadtbahn-Tunnel zwischen Heumarkt und Aachener Weiher schlägt das Bündnis vor, die Ost-West-Achse oberirdisch zu gestalten. Der Straßenzug solle zur „durchgehenden Promenade zwischen Heumarkt und Aachener Weiher mit stark erweiterten Flächen für Fuß- und Radwege, Begrünung und mit Stadtplätzen werden“. Die Nord-, Ost- und Westseiten des Neumarkts würden vom Autoverkehr befreit, der Durchgangsverkehr soll weitgehend aus der Innenstadt verbannt werden.
Gegen KVB-Preiserhöhungen in Köln
Der Zusammenschluss denkt jedoch über die Ost-West-Achse hinaus. „Wir haben viele unerledigte Hausaufgaben in Köln“, so Fiete Sass vom „Bündnis Verkehrswende“. Beim Ausbau des Schienenverkehrs in den Außenbezirken gebe es ebenso viel Handlungsbedarf wie bei der Förderung des Radverkehrs in der Innenstadt. In den Stadtteilen hätten derzeit 150.000 Menschen keine Alternative zum Auto. „Der Klimaschutz wird vom Verkehrsdezernat immer noch nicht ernst genommen“, so Roland Schüler, stellvertretender Bezirksbürgermeister Lindenthals.
Das könnte Sie auch interessieren:
Nötig seien die Verlängerung der Stadtbahn-Linien in den Außenbereichen in Kombination mit besseren Querverbindungen. Um den ÖPNV-Anteil am Verkehr zu erhöhen, sei auch eine neue Preispolitik der KVB sinnvoll. „Es kann nicht sein, dass jedes Jahr die Preiserhöhung kommt“, so Angela Bankert, die als Alternative das 365-Euro-Jahresticket nach Wiener Vorbild nannte.
Es handele sich nicht um Utopien, sondern um Vorschläge, die in anderen Städten bereits umgesetzt seien, so die Initiatoren. Ihre Aufgabe sei es nun, „Politik und Verwaltung die Ungeduld der Bürger klarzumachen“.