Beschädigung der NaturKölner Politiker fordern Planungsstopp für neue Rheinbrücke
Köln – Im Kölner Süden soll eine vierspurige Autobahn gebaut werden, um die A555 und die A59 zu verbinden. Dazu wäre es nötig, zwischen Köln und Bonn eine neue Rheinquerung zu planen – entweder eine Brücke oder einen Tunnel. Der genaue Verlauf der Trasse ist bislang noch nicht festgelegt. Der Landesbetrieb Straßen NRW nennt das umstrittene Projekt „Rheinspange 553“.
Kritiker wie die Vertreter des Umweltverbandes BUND stören sich vor allem daran, dass sich in dem Bereich ein spezielles europäisches Natur- und Landschaftsschutzgebiet befindet. Dort kommt unter anderem die stark geschützte Wechselkröte vor. „Die A553 ist nicht machbar“, sagt Holger Sticht, NRW-Vorsitzender des BUND. Die Kölner Grünen sprachen sich bereits im März 2017 auf ihrer Kreismitgliederversammlung gegen die Rheinspange aus.
Kölner Politiker fordert Stopp der bisherigen Planungen
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann hat jetzt einen Stopp der bisherigen Planungen gefordert. „Die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsstudie stellen den Bau einer neuen Autobahnbrücke grundsätzlich in Frage“, sagte er. Bereits die ersten Untersuchungen würden zeigen, dass der hochverdichtete Raum zwischen Köln und Bonn keine neue Autobahnbrücke zulasse. „Entweder würden die Menschen vor Ort massiv durch Schadstoffe und Lärm belastet, oder äußerst hochwertige Ökosysteme müssten zerstört werden – beides ist für uns Grüne inakzeptabel“, sagte Lehmann.
Auch Straßen NRW selbst komme zu der Einschätzung, dass die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, Tiere, Pflanzen, die biologische Vielfalt, Boden, Wasser, Luft und Klima, im gesamten Bereich entweder „hoch“ oder „sehr hoch“ seien. „Sollte diese Autobahnbrücke gebaut werden, würden Flora-Fauna-Habitate, der Retentionsraum im Langeler Bogen, Fischschutzzonen oder das Niederkasseler Landschaftsschutzgebiet Rheidter Werth massiv geschädigt“, so Lehmann.
Grünen wollen auf Verlängerung der Stadtbahn-Linie setzen
Die Grünen wollen stattdessen vollständig auf die Verlängerung der Stadtbahn-Linie zwischen Bonn, Niederkassel und Köln setzen. Es ist geplant, im Kölner Süden zusätzlich zu der Autobahn-Querung eine neue Straßenbahn-Brücke inklusive eines Radwegs zu bauen. Das wäre aus Sicht der Grünen ein deutlich weniger einschneidender Eingriff als eine neue Autobahn-Brücke und würde daher ausreichen. „Auch eine Ertüchtigung der Rodenkirchener Brücke muss jetzt vordringlich geprüft und vorangetrieben werden“, sagte Lehmann. Die Mobilität der Zukunft müsse in Alternativen zum Bau immer neuer Autobahn-Abschnitte liegen.
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Das sehen der Bund, das Land und die Stadt Köln anders. Aus deren Sicht ist der Neubau der Rheinspange 553 aufgrund der kontinuierlich anwachsenden Verkehrsmengen im Raum Köln-Bonn sowie heute schon spürbaren Kapazitätsengpässen absolut notwendig. Das Vorhaben ist daher auch Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans.
Zwei Varianten zur Rheinquerung in Köln
Ein Ingenieurbüro hat in einer Verkehrsuntersuchung bereits zwei Varianten untersucht – eine nördliche Rheinquerung zwischen Godorf und Porz-Lind und alternativ eine südlich gelegene zwischen Wesseling und Niederkassel. Bei der Nord-Variante erwarten die Planer pro Tag 63.600 Kraftfahrzeuge – das würde die Rodenkirchener Brücke jeden Tag um bis zu 18.800 Fahrzeuge und die Bonner Friedrich-Ebert-Brücke um bis zu 8800 entlasten. Die Süd-Variante wäre der Studie zufolge weniger beliebt – nur 47.900 Fahrzeuge würden diese pro Tag nutzen.
Wo genau die Trasse entlangführen soll, wird sich im kommenden Jahr entscheiden. Nach bisheriger Planung soll der Bau bis zum Jahr 2030 beginnen.