Die sogenannten Bagatelleinsätze sind für die Feuerwehr ein Ärgernis und binden unnötig Rettungskräfte.
„Bagatelleinsätze“ Rettungsdienst in Köln klagt – Jeder siebte Einsatz ist vermeidbar
Etwa 15 Prozent aller Einsatzfahrten des Rettungsdienstes in Köln waren im vergangenen Jahr vermeidbar. Bei drei Prozent der Einsätze war kein Patient und keine Patientin mehr vor Ort, gut zwölf Prozent der Einsätze wurden als sogenannte „Bagatelleinsätze“ kategorisiert. Das geht aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Stadtrat hervor.
Hintergrund sind Berichte von Notfallsanitätern, die – unter anderem im „Kölner Stadt-Anzeiger“ – eine hohe Zahl überflüssiger Einsätze beklagen. Viele Patienten, hieß es darin, seien nicht in der von ihr behaupteten Notlage und brächten den personell ohnehin gebeutelten Rettungsdienst an die eigenen Kapazitätsgrenzen.
Der Kölner Rettungsdienst klassifiziert seine Einsätze seit 2017 im sogenannten „gestuften Versorgungssystem“ (GVS) in insgesamt acht Notfallkategorien. Die untersten beiden Kategorien können als vermeidbare Einsätze bezeichnet werden, bei denen der Patient oder die Patientin entweder nicht oder nicht mehr vor Ort ist oder sich nicht in einer erkennbaren Gefahrenlage befindet, in der sie kurzfristig Hilfe benötigt.
Letztere Einsätze seien mit den sogenannten „Bagatellen“ gemeint, heißt es in der Antwort der Stadtverwaltung. Die betreffenden Patientinnen und Patienten hätten auch von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten behandelt werden können.
Auch die Arztrufzentrale 116117 ist durch Bagatellanrufe überlastet
Die Arztrufzentrale (ARZ) über die Hotline 116117 ist für genau solche Fälle eigentlich vorgesehen, in denen die Personen zwar grundsätzlich Hilfe benötigen, die aber nicht zeitkritisch ist. Die Stadtverwaltung kritisiert in ihrer Antwort aber die mangelhafte Erreichbarkeit der Hotline. Die ARZ teile regelmäßig mit, dass ihre Leitungen ebenfalls durch „Bagatellen“ belegt seien.
Der städtische Rettungsdienst ächzt derzeit unter einer besonders hohen Zahl von Einsätzen. „Wir haben in diesem Jahr 20 Prozent mehr Einsätze als im vergangenen Jahr“, hatte Rettungsdienst-Leiter Alex Lechleuthner zuletzt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt. Die Gründe dafür seien noch unklar.
Für die Vielzahl an Einsätzen gebe es „aber schon jetzt nicht genug Personal“, sagte Lechleuthner weiter. „Wir brauchen jede Menge Nachwuchs.“ Auch in den nächsten fünf Jahren werde es in Köln „kein vollständig besetztes Rettungsdienstsystem“ geben. Folge sei, dass zu Spitzenzeiten teils nur noch wenige Wagen verfügbar seien und sich die Anfahrtswege für das Rettungspersonal verlängerten. (hol)