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„Außergewöhnliches Zeugnis“Jüdisches Viertel in Köln soll 2021 Unesco-Welterbe werden

Lesezeit 3 Minuten
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Die Baustelle der Archäologischen Zone auf dem Rathausplatz am Donnerstag

Köln – Den Titel Unesco-Welterbe erhalten ausschließlich Denkmäler, Ensembles und Stätten sowie Naturgebilde mit einem „außergewöhnlichen universellen Wert“, die als besonders schützens- und erhaltenswert gelten. 1121 von ihnen existieren weltweit – 46 befinden sich in der Bundesrepublik. Der Kölner Dom gehört seit 24 Jahren dazu. In den kommenden Jahren könnte die Stadt zwei weitere Welterbestätten hinzugewinnen.

Die Unesco als Unterorganisation der Vereinten Nationen will im kommenden Jahr über einen Antrag für den Niedergermanischen Limes entscheiden, zu dem auch das Praetorium – die Überreste des römischen Statthalterpalasts – am Rathaus gehört. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) und die Stadt haben jetzt außerdem beantragt, auch das mittelalterliche jüdische Viertel unter dem Rathausplatz in die Welterbeliste aufzunehmen.

Teile der Archäologischen Zone

Das Praetorium und das jüdische Viertel sind beide Teil der Archäologischen Zone, die so ausgebaut wird, dass dort in Zukunft ein unterirdischer Rundgang möglich sein wird. Auf dem darüber liegenden Teil des Rathausplatzes entsteht zudem ein Jüdisches Museum, das die Stadt zurzeit bauen lässt und das der LVR betreiben wird.

Alles zum Thema Henriette Reker

Die archäologische Fundstätte im Zentrum der Stadt stellt aus Sicht des LVR „ein außergewöhnliches Zeugnis der kulturellen Tradition und städtebaulichen Organisation eines mittelalterlichen jüdischen Viertels dar“. Köln war zu dieser Zeit die größte Stadt des Deutschen Reiches. Die sogenannte Kahal Kolonia – die Kölner Religionsgemeinde – zählte damals zu den ältesten und wichtigsten jüdischen Gemeinden nördlich der Alpen und ist laut LVR seit der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts nachweisbar.

Überreste einer Synagoge unter dem Rathenauplatz

Unter dem Rathausplatz befinden sich die Überreste einer Synagoge, eines jüdischen Ritualbads (Mikwe), eines Hochzeitshauses, eines Hospitals sowie weiterer öffentlicher und privater Gebäude. Archäologen entdeckten auf dem Areal außerdem 500 Schiefertafeln mit hebräischen Graffiti, Münzschatzfunde, Schmuck, Fragmente der liturgischen Synagogenausstattung, Hausrat und Kleidung. Die Funde ermöglichten ihnen „detaillierte Einblicke in die städtebauliche Anlage und die Inventare der Häuser sowie in die Alltagskultur jüdischen Lebens im innerstädtischen Quartier“, so der Landschaftsverband.

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„Das Zusammenleben der jüdischen und christlichen Gemeinschaft ist in Köln durch sensationelle archäologische Zeugnisse und schriftliche Quellen überliefert“, so LVR-Direktorin Ulrike Lubek. Wie ein offenes Geschichtsbuch präsentiere sich das jüdisch-mittelalterliche Viertel, das der LVR den Kölnern und Besuchern der Stadt sichtbar machen wolle.

Oberbürgermeisterin Reker zeigte sich zuversichtlich

„Der Welterbe-Status wäre die Krönung dieser Aktivitäten“, so Lubek. Oberbürgermeisterin Henriette Reker zeigte sich zuversichtlich, dass Köln einen Zuschlag der Unesco bekommen könnte. „Dass das jüdische Viertel vor dem Historischen Rathaus zum Welterbe zählt, ist für mich selbstverständlich“, sagte sie.

Die Unesco wird den Antrag für das jüdisch-mittelalterliche Viertel zunächst intern prüfen. Sollte das erfolgreich verlaufen, geht es im nächsten Schritt darum, auf die nationale Vorschlagsliste zu gelangen, die bis zum Sommer 2023 aufgestellt wird. Die ersten dieser Anträge werden ab 2025 im offiziellen Verfahren bei der Unesco eingereicht, die dann eine endgültige Entscheidung treffen wird.

Status des Kölner Doms war zeitweise gefährdet

Seit 1996 zählt die Unesco den Kölner Dom zum Weltkulturerbe. Die Experten der Organisation begründeten die Aufnahme des Doms in die entsprechende Liste damit, dass es sich um eines der europäischen Meisterwerke gotischer Architektur handele.

Die Kathedrale sei ein „Zeugnis der Stärke und Beständigkeit des christlichen Glaubens in Europa“. Trotz der langen Bauzeit von 1248 bis 1880 stelle der Dom, bezogen auf die Umsetzung der Baupläne, ein „Musterbeispiel von Einheit und Kompromisslosigkeit“ dar.

Im Jahr 2004 setzte die Unesco den Dom vorübergehend auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes, weil in Deutz Hochhäuser entstehen sollten, die die „visuelle Integrität“ des Doms gefährden könnten, wie es damals hieß. Nach einer Änderung der Pläne wurde der Dom 2006 von der Liste gestrichen. (red)