Grün in der StadtKleingärten-Nachfrage in Köln nimmt zu – Wenige Flächen verfügbar
Köln – Einst galten sie als Bollwerk der Spießigkeit, als Ödland der Gartenzwerge. Mittlerweile liegen Kleingärten im Trend, sind sogar hip bei jungen Großstädtern. Der Run auf die Schrebergärten sei seit Jahren jedenfalls ungebrochen, sagt Michael Franssen, Geschäftsführer des Kreisverband Kölner Gartenfreunde. „Die Nachfrage ist immens.“ Es gebe Tage, da erreichten seinen Verband, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden ist, 20 bis 50 Anrufe. Insgesamt schätzt er die Nachfrage auf 10.000 pro Jahr.„Die Menschen wollen sehen, woher die Lebensmittel kommen“, so Franssen. Zudem dienten die Gärten als Ort der Kommunikation, wo sich Nachbarn treffen und grillen oder Kaffee trinken. Und offenbar treffen die Schrebergärten auch den Nerv einer Generation, die umweltfreundlich denkt. Denn Kleingärten sind Anlagen, die der Artenvielfalt dienen und helfen, die Temperaturen besonders in den überhitzten Innenstädten zu senken. Die Corona-Pandemie habe die Lust am eigenen Garten als Rückzugsort nochmals erhöht.
Der Bedarf an Grün, auf dem Menschen in Köln gärtnern können, wird also wachsen. 13.000 Kleingärten mit 50.000 Pächtern in 116 Anlagen auf einer Fläche von gut 5,4 Quadratkilometern gibt es derzeit in der Stadt. Das entspricht 1,4 Prozent der gesamten Stadtfläche.
Stadt Köln will Gemeinschaftsgärten anbieten
Städtischen Schätzungen zufolge erreiche Köln momentan einen Deckungsgrad von 66 Prozent des Bedarfs, erläutert der stellvertretende Leiter des Grünflächenamts, Joachim Bauer. Dieser Anteil werde schon 2025 auf 60 Prozent sinken, weil die Stadt kontinuierlich wachse. Die Kommune geht bis Mitte des Jahrhunderts von einem Einwohnerwachstum von 60.000 bis 80.000 Menschen aus.
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Weil die Flächen für herkömmliche Kleingärten bereits ausgeschöpft seien, will die Verwaltung vermehrt Gemeinschaftsgärten anbieten. So habe die Kommune in Höhenberg und Holweide auf vier Hektar zwei Gartenlabore eingerichtet, in denen Pächter Parzellen anmieten können. Hier gibt es auch Gemeinschaftsgärten für Gruppen, die bis zu 500 Quadratmeter groß sind. „Die Gärten sind überaus gut angekommen“, so Bauer. Die Stadt wolle daher das Projekt ausweiten.
Zudem müsse der Bestand geschützt werden. Das Bundeskleingartengesetz biete einen guten Schutz, zudem habe die Stadt mit dem Papier „Perspektiven 2030“ der Ökologie einen hohen Stellenwert eingeräumt. „Ein absoluten Schutz gibt es aber nicht“, räumt Bauer ein. Der Druck der Wohnungswirtschaft wachse, Rat und Stadt könnten theoretisch künftig auch andere Prioritäten setzen.
Supermärkte in Köln sollen überbaut werden
Kleingärten und Wohnungsbau bedeuteten aus Sicht des Mietervereins keinen Gegensatz, betonte Geschäftsführer Hans Jörg Depel. Köln besitze noch Flächenreserven, die noch nicht ausgewiesen seien. München sei in der Fläche deutlich kleiner als Köln, habe aber 400.000 Einwohner mehr. „Wir müssen schlau bauen“, sagt Depel und meint damit: Baulücken nutzen, Supermärkte überbauen oder auch in die Höhe bauen. Selbst Hochhäuser dürften kein Tabu sein.
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Franz-Xaver Corneth, Vorsitzender des Mietervereins, distanzierte sich indessen von seiner Idee, Kleingärten für den Wohnungsbau zu räumen. In einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte er kürzlich vorgeschlagen: „Wir nehmen Grundstücke, auf denen sich heute Kleingärten befinden, und bauen dort klimagerechte Wohnungen.“Er habe sich nun intensiver mit dem Thema beschäftigt, begründet er seine Kehrtwende. Gerade Mieter seien auf die Kleingärten angewiesen, weil sie eben über keinen eigenen Garten verfügten.