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Höchste Zeit zum UmdenkenKlimawandel stellt Köln vor große Probleme

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Wochenlang war es knochentrocken in Köln.

Köln – Es ist eine rasante Veränderung, die vor allem Großstädte trifft. Der Klimawandel stellt Politik und Gesellschaft vor gewaltige Herausforderungen: Dauerhitze, Temperaturanstieg und Belastungen für Menschen. Doch die Klagen über einen möglichen Jahrhundertsommer sind laut Klimaforschern nur ein Vorgeschmack auf die Veränderungen und Probleme, die in Zukunft zu erwarten sind. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) hat eine detaillierte Klimaanalyse für NRW veröffentlicht. Die Prognose ist alarmierend: Die Städte sind nicht vorbereitet auf die Veränderungen, die auf sie warten. Es sei höchste Zeit zu handeln. Denn die Anpassung an den Klimawandel ist auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.

Bereits heute leiden unter der Hitzebelastung mehr als fünf Millionen Menschen in NRW. Das geht aus der Lanuv-Analyse hervor. Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche, Kreislaufproblemen und Herzrhythmusstörungen sind die Folge. Und die Wetter-Extreme werden zunehmen: Bis Mitte des Jahrhunderts soll laut Lanuv die durchschnittliche Jahrestemperatur um bis zu 1,7 Grad Celsius ansteigen, bis Ende des Jahrhunderts sogar bis zu 4,7 Grad. Das Lanuv prognostiziert, dass bis 2050 jeder zweite NRW-Einwohner unter den Folgen leiden wird. Das sind rund neun Millionen Menschen.

Besonders betroffen sind die Großstädter. Auf dem Land sind die Probleme geringer, weil der Luftaustausch besser funktioniert, es kühlt schneller ab. Der Temperaturunterschied kann bis zu zehn Grad betragen.

62 Prozent der Kölner leiden unter der Hitze

Laut Lanuv leiden in Köln schon jetzt 62 Prozent der Einwohner unter der Hitze – in absoluten Zahlen 654000 Menschen. In Düsseldorf sind es sogar 70 Prozent. Vor allem wegen der dichten Besiedelung heizen sich die Städte auf. „Sie wirken wie ein Betonblock. Die Hitze zieht nicht ab, kalte Luft aus dem Umland kann nicht herein“, sagt Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann. „Gegen extrem heiße Tage können wir uns wappnen. Das Problem sind vor allem die Nächte“, sagt Deitermann. Wenn das Thermometer um vier Uhr nachts immer noch mehr als 20 Grad Celsius anzeigt, gilt das als Tropennacht. Und das war in diesem Sommer schon häufig der Fall.

Komplexe Probleme für Städte

Ohne Luftaustausch und Abkühlung bilden sich sogenannte Hitzeinseln – Gebiete in Städten, die nicht abkühlen und zu einer dauerhaften Belastung werden. Für die Hitzeinseln gibt es zahlreiche Gründe: dichte Bebauung und Betonwüsten, sodass kein Luftaustausch stattfinden kann. Gebäude, die an heißen Tagen Energie speichern und in der Nacht abstrahlen, Verkehr und Industrie, die ebenfalls Wärme abgeben, sind nur einige der Aspekte. Wo die Probleme so komplex sind, wird ihre Lösung für Städteplaner zur extremen Herausforderung.Die Landesregierung hat zur Unterstützung der Städte und Kommunen 2013 die Initiative Klima-Expo NRW gegründet. Als Koordinierungsstelle zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft verfolgt sie drei Ziele: Innovation, Bildung und Klimaschutz. „Priorität für Städte und Politik hat es, den Klimawandel aktiv zu verfolgen und nicht noch weiter zu verstärken“, sagt Klima-Expo-Sprecherin Miriam Canfora.

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Der Sommer in Köln war sehr trocken. 

In der Theorie ist alles ganz einfach. Mehr Grün muss in die Stadt. „Pflanzen speichern Wasser, das dann verdunstet und kühlt“, so Canfora. Sie wirken als natürliche Klimaanlage gegen die Hitzeinseln. „Es müssen nicht immer ganze Parks und Grünanlagen sein“, sagt Canfora, „auch Pflanzen auf Dächern und Fassaden helfen viel. Zudem verbessern sie die Luft, weil sie Feinstäube und Schadstoffe filtern.“ Doch Pflanzen benötigen Pflege, das kostet. Freie Flächen in den Großstädten zu erhalten und erweitern sei angesichts des knappen Wohnraums äußerst schwierig. Außerdem empfiehlt die Initiative zusätzliche natürliche Gewässer, die für Kühle sorgen. Weniger dichte Bebauung würde zudem den Luftaustausch begünstigen.

Stadt Köln unterstützt grüne Fassaden finanziell

Die Stadt Köln setzt beim Grün an: „Wir wollen Anreize für Kölner schaffen, sich aktiv am Umweltschutz zu beteiligen“, sagt Konrad Peschen, Leiter des Umweltamts. Mit 3,85 Millionen Euro über fünf Jahre unterstützt die Stadt Unternehmen und Bürger, die an Fassaden und Dächern Grün pflanzen. „Wir sind auf die Kölner angewiesen“, so Peschen. Er hofft, dass finanzielle Unterstützung das Umdenken fördert: „Ziel soll es sein, dass wir beim Gebäudebestand und bei Neubauten den Klimaschutz mitdenken“. Die Häuser, die das Klima schützen, müssten zu einem Statussymbol werden.In Düsseldorf ist die Lage ähnlich. „Die Stadt setzt sich seit Jahren für die Verbesserung des Stadtklimas ein“, sagt Stadtsprecher Michael Bergmann. „Auch Bürgerinnen und Bürger sind angehalten, zur Verbesserung des Klimas beizutragen.“

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Im Dezember 2017 hat die Landeshauptstadt ein Klimaanpassungskonzept verabschiedet. Es beinhaltet 15 Maßnahmen zur Erhaltung der Lebensqualität, unter anderem ein Förderprogramm für Dach- und Fassadengrün für Bürger, effizientere Bauweisen, Informationsprogramme und mehr Schattenflächen.

Doch bis zur Anpassung an den Klimawandel ist es noch ein weiter Weg: „Wir brauchen mehr Austausch, mehr Initiativen und auch mehr Investitionen – städteübergreifend“, sagt Klima-Expo-Sprecherin Canfora.

Klimaschutz ist eine soziale Frage

Dabei sollen Städte und Kommunen nicht alleine gelassen werden, da Maßnahmen für ein besseres Stadtklima weitgreifende Änderungen benötigen. Wie viel Geld eine klimaangepasste Stadt etwa in Köln oder Düsseldorf kosten würde, das vermag niemand zu beziffern. Doch die Probleme werden immer drängender.Die Städte geraten zunehmend unter Zugzwang. Auch, weil die Klimaherausforderungen die soziale Lage verschärfen: Laut Lanuv ist wegen der Hitze besonders das Leben in sozial benachteiligten Quartieren beeinträchtigt. Oft sind sie dichter bebaut, es gibt weniger Grünflächen, die Wohnungsqualität ist schlechter. Maßnahmen gegen den Klimawandel würden wohl auch die soziale Lage der Gesellschaft verbessern.Die Landes-SPD hat einen entsprechenden Antrag gestellt. Sie befürchten durch die Hitzefolgen eine Segregation der Gesellschaft: „Wir müssen in NRW für Umweltgerechtigkeit sorgen“, sagt André Stinka, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.

Insbesondere spiele die Gestaltung von Grünflächen im Wohnumfeld und das Wasser in den Quartieren eine wichtige Rolle. Die Auswirkungen des Klimawandels in sozialschwachen Stadtteilen zu begrenzen, wäre laut Landes-SPD ein wichtiger Beitrag zur Umweltgerechtigkeit und der sozialen Teilhabe. Sie fordert die Landesregierung zu mehr Unterstützung der Städte und Kommunen auf.Fest steht, dass die Folgen des Klimawandels ein dominantes Thema für die Politik und Gesellschaft im 21. Jahrhundert sein werden. Stärker noch, als es bisher ist. Die Herausforderungen lassen sich wohl nur gemeinsam lösen – im Kleinen wie im Großen.