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Verwirrung bei RaubprozessKölner Richter verzweifelt an Dolmetscher und greift durch

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Dr. Achim Hengstenberg, Vorsitzender Richter am Kölner Landgericht, führte die Verhandlung.

Köln – Einen Prozessauftakt mit Hindernissen erlebte der Vorsitzende Richter Achim Hengstenberg am Dienstag bei einem Verfahren um versuchten Raub im Landgericht. Der aus Bangladesch stammende Angeklagte hatte in Saal 23 des Kölner Justizgebäudes einen Dolmetscher an der Seite, der die Gesprächsinhalte aber partout nicht übersetzte. Das führte zu Konsequenzen.

Dolmetscher hält keinen Abstand und übersetzt nicht

Zu Beginn hatte der Richter die mobile Mikrofonanlage gelobt. Der Angeklagte hatte einen Knopf im Ohr und sollte darüber mit genügend Abstand – im Sinne des Infektionsschutzes – die Übersetzung erhalten. Der Dolmetscher setzte sich jedoch direkt neben den Angeklagten und sprach an der Trennscheibe aus Plexiglas vorbei und teilweise ohne Maske zu diesem.

Für noch stärkeres Kopfschütteln sorgte beim Richter die Tatsache, dass der Dolmetscher offenbar nach Gutdünken übersetzte. Während der Vorsitzende und Verteidiger Mario Geuenich etwa über das richtige Alter des Angeklagten diskutierten, der mit 16 Jahren seine Heimat verlassen hatte, schwieg der Dolmetscher, als wüsste er gar nicht, was seine Aufgabe sei.

Richter tauscht Übersetzer aus und ist erleichtert

„Sie übersetzen ja schon wieder nicht“, sagte Richter Hengstenberg, „so kann das nicht funktionieren, dafür geht es hier um zu viel für den Angeklagten.“ Der Dolmetscher wurde daraufhin seiner Pflichten entbunden und verließ irritiert den Saal.

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„Das hatte ja nur in Ansätzen Züge einer Gerichtsverhandlung“, resümierte der Richter, der einen neuen Übersetzer einsetzte. Dem neuen Dolmetscher, der nach einer Verhandlungspause erschienen und akkurat und simultan übersetzte, sagte der Richter sichtlich erleichtert: „Vielen Dank, es ist so angenehm, sich verständigen zu können.“

Bewährungsstrafe für Angriff mit Besenstil

Dem 26-jährigen Angeklagten drohte eine mehrjährige Haftstrafe. Er soll an einem Julitag ein gerade geschlossenes Restaurant in Neuehrenfeld betreten, den Koch bedroht und Geld und Handy gefordert haben. Schlägen mit der Faust folgten laut Anklage Hiebe mit einem Besenstil, der auf dem Kopf des Kochs zerbrach. Der Mann erlitt eine Platzwunde. Er schrie so laut, worauf der Täter geflüchtet sein soll.

Im Zeugenstand bestätigte der Koch die Angaben, auch sei er mit einem Messer bedroht worden. Der Angeklagte widersprach dem. Er habe den Mann vom Fußball gekannt und bei ihm gegessen. Es habe Streit gegeben, er habe sein Reisgericht weggeworfen, woraufhin der Koch ihn attackiert und er sich gewehrt habe. Ausrauben habe er den Mann nicht wollen, was der Richter am Ende auch nicht annahm. Der Angriff mit dem Besen brachte dem Täter aber sechs Monate Haft auf Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung ein. Der Haftbefehl wurde aufgehoben.