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Lynchmord angeklagtWütender Mob tötet Autofahrer in Köln – die Hintergründe

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Einsatz der Polizei in Höhenberg auf der Bamberger Straße nach einem Messerangriff.

Polizisten der Kölner Polizei im Einsatz auf der Bamberger Straße in Höhenberg nach einem Messerangriff.

Ein regelrechter Lynchmord mit vielen Beteiligten mitten auf der Straße in Köln-Höhenberg, davon spricht die Anklage der Staatsanwaltschaft Köln. Nun sei auch das Motiv klar. Am Mittwoch startet ein erster Prozess.

Es war ein Gewaltexzess mitten in Höhenberg und laut Anklage der Staatsanwaltschaft ein regelrechter Lynchmord. Etwa 30 Männer sollen sich an der grausamen Tat beteiligt und sich dem Auto des Opfers in den Weg gestellt haben. Was genau an jenem 10. März dieses Jahres passierte, sollen superscharfe Aufnahmen aus einer Überwachungskamera zeigen. Nächste Woche startet der Prozess.

Köln-Höhenberg: Video zeigt mutmaßlichen Lynchmord

Die Videoaufnahmen sollen zeigen, wie ein wütender Mob zunächst auf den Smart des Opfers einschlägt, Scheiben zertrümmert und den Fahrer an der Weiterfahrt hindert. Der 37-Jährige soll noch versucht haben, sich aus dieser Lage zu befreien, wurde dann aber auf der Straße fixiert. Die Anklage spricht von Schlägen gegen den Körper des Mannes, unter anderem mit einem Hammer.

Auch sollen die Täter mit einem Messer auf den Mann eingestochen haben, da lag dieser bereits regungslos am Boden. Die Täter flüchteten und überließen den Schwerstverletzten offenbar seinem Schicksal. Der Mann überlebte den Angriff zunächst, verstarb aber 18 Tage später im Krankenhaus aufgrund multiplen Organversagens und eines durch Sauerstoffmangel erlittenen Hirnschadens.

Verfeindeter Familienclan soll Mordplan geschmiedet haben

Hintergrund der Tat sollen Auseinandersetzungen zweier Großfamilien sein. Der Bruder des Opfers soll sich in ehrabschneidender Weise über den anderen Familienclan, deren Mitglieder aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen sollen, geäußert haben. Daraufhin sei innerhalb der beleidigten Familie ein Mordplan entwickelt worden, der laut Anklage auch in die Tat umgesetzt wurde.

Einer der mutmaßlichen Beteiligten muss sich ab kommender Woche vor dem Kölner Landgericht verantworten. Der 31-Jährige soll zwar nicht aktiv an der Tötungshandlung beteiligt gewesen sein, sondern diese aus einigen Metern Entfernung verfolgt haben. Er soll aber am Tatplan beteiligt gewesen sein, weshalb die Staatsanwaltschaft von einer klaren Mittäterschaft ausgeht.

Dieser Schluss sei mit Blick auf das Ergebnis des Ermittlungsverfahrens nicht zulässig, sagt Verteidiger Günter J. Teworte. Das bedeutet, die Staatsanwaltschaft hätte aus Sicht der Verteidigung einen gemeinschaftlichen Mord in Bezug auf den Angeklagten nicht annehmen dürfen. Es ist daher mit einem äußerst strittigen Prozess zu rechnen. Dem Beschuldigten droht eine lebenslange Gefängnisstrafe.

Weitere Verdächtige zunächst nicht greifbar

Dass bei so vielen Beschuldigten ausgerechnet nur jemand auf der Anklagebank sitzt, der nicht an der direkten Tötungshandlung beteiligt war, liegt daran, dass viele Verdächtige zunächst nicht greifbar waren.

Die Polizei hatte vier Wochen nach der Tat bereits 18 Tatverdächtige im Visier. Diese sollten bei einer Razzia zeitgleich verhaftet werden. Bei den Durchsuchungen in sechs Wohnungen und vier Flüchtlingsheimen in Köln sowie einer in Wuppertal wurde aber kein einziger von ihnen angetroffen.

Der nun angeklagte 37-Jährige wurde bei einer späteren Kontrolle als erster verhaftet. Mehrere weitere Tatverdächtige sollen aber in der Zwischenzeit verhaftet worden sein, sodass in den kommenden Wochen oder Monaten mit einem oder mehreren weiteren Schwurgerichtsverfahren zu rechnen ist.

Bei der Razzia soll die Polizei auch eine falsche Wohnung in Köln-Neubrück gestürmt haben. Beamte brachen die Wohnungstür eines völlig unbeteiligten Ehepaares (beide 85) mit einer Ramme auf. Die Frau hatte daraufhin Kreislaufprobleme erlitten.