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Kölner Indie-Musiker MinckWarum Lima und Metallica eine Rolle im neuen Album spielen

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Oliver Minck beim Gespräch im Weltempfänger Café in Köln-Ehrenfeld

Köln – Lima kann vieles gleichzeitig sein: die peruanische Hauptstadt, ein Sehnsuchtsort, eine Metapher. Und der Name des Eröffnungslieds von Oliver Mincks neuem Album „Schöne Grüße an die Welt“. „Lima ist einerseits eine bekannte Stadt, aber es gibt nur wenige Menschen in Deutschland, die tatsächlich dort waren“, sagt der Sänger mit dem Künstlernamen Minck. Abgesehen davon, dass Lima sich phonetisch gut singe lasse, habe der Ort auch etwas Geheimnisvolles.

Jeder kann sich dazu seine Gedanken machen, denn nach eindeutigen Botschaften in dem Text des 48-Jährigen sucht man vergebens. Und das sei gewollt – „Für mich macht es in meinem Herzen Sinn. Ich weiß, was ich damit verbinde. Aber das möchte ich jetzt nicht sagen, denn das würde ihn für andere dann verschließen“, sagt Minck, dessen Texte sich durch einen assoziativen und poetischen Stil auszeichnen.

Neues Album von Kölner Musiker Minck

Wir treffen den Musiker im Weltempfänger Café in Ehrenfeld und sprechen über seine neue Indie-Folk-Platte. Es ist die zweite Albumveröffentlichung binnen eines Jahres, und sein zweites Album als Solokünstler überhaupt. Vorher bildete der Musiker und Journalist zusammen mit Benedikt Filleblöck die Indie-Band „Wolke“, die bis zum Jahr 2012 bestand. Danach taten sich die beiden mit weiteren Musikern zusammen und formten bis 2017 die Folgeband „Die Sonne“.

Jetzt also das Soloprojekt von Minck. Ob der künstlerische Prozess in Eigenregie nun leichter ist? „Im Zweierbund spielt man sich natürlich die Bälle hin und her, man hat einen Gegenpart. Mit der großen Band war es anfangs auch total cool, aber fünf Menschen in unserem Alter zu vereinbaren, gerade auch wenn der kommerzielle Erfolg sich nicht so einstellt – das erfordert wahnsinnig viel Engagement von allen“, weiß Minck. Insofern sei er nun schon befreiter. „Es liegt alles an mir: Ich arbeite dran, wenn ich motiviert bin. Das ist mein Ding und ich kann nicht andere verantwortlich machen“.

Minck covert „Nothing Else Matters“ von Metallica

Doch Support holt Minck sich dennoch – ganz nach Bedarf. Eine eindeutige musikalische Handschrift hinterlässt beispielsweise die brasilianische Musikerin Betania Hernández, die die Geigen- und Bratschen-Parts spielt. Kennengelernt haben sich die beiden übers Internet. Die vielen Streicher im Hintergrund seien ihm diesmal sehr wichtig gewesen, betont Minck.

Weitere weibliche Verstärkung bekommt Minck für sein Metallica-Cover von „Nothing Else Matters“ („Alles was zählt“). Zusammen mit Hanna Fearns singt er die Metal-Ballade auf Deutsch und in Folk-Version. „In Amerika gab es mal eine Challenge zu Metallica-Cover, mit eigenem Hashtag. Und ich fand es interessant, den Song mal nicht als bombastische Streicher-Ballade zu begreifen, sondern als einfachen Folk-Song.“

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Ganz nach dem Prinzip der Pop-Dolmetscher – einer mittlerweile eingestellten Sendung auf 1Live, die Minck rund ein Jahrzehnt lang mit seinem Kollegen Filleblöck gemacht hat – erhalten Poplieder übersetzt und in neuem musikalischen Gewand plötzlich auch neue Eigenheiten: „Da steckt häufig auch was drin, was man dann herauskitzeln kann“. Minck hat nicht nur dadurch seine theoretische Musikexpertise erlangt, sondern schreibt auch seit Jahren regelmäßig für das Magazin „Stadtrevue“ als Kenner der lokalen Indie-Szene, die in Köln zugegebenermaßen nie so im Glanz erstrahlt ist wie etwa in Hamburg.

Indie-Szene in Köln: Elektronisch-poppiger Sound

Aktuelle Trends seien derzeit auch schwer auszumachen. „In den letzten zehn Jahren bis vor Corona gab es schon den Trend aus elektronischer und Bandmusik, bei so Bands wie Golf oder Woman, oder Roosvelt, alles irgendwie unterschiedlich, aber schon mit einem elektronischen Indie-Pop-Ansatz könnte man sagen.“ Diesen Sound könne man Köln durchaus zuordnen. Und was Aufführungsorte der Szene anbelangt hat Minck das Gefühl, dass das Bumann & Sohn in Ehrenfeld den Platz eingenommen hat, den früher das Gebäude 9 als Sprungbrett für Indie-Bands eingenommen hat – während hier mittlerweile doch schon die etablierteren Musiker auftreten.

Auch Minck selbst möchte Gastgeber sein und hat mit einem Kollegen eine Konzertreihe in der Kneipe Rubinrot in Ehrenfeld gestartet. Bei „Lieblingslieder“ sollen ausgewählte Musikerinnen und Musiker eigene Songs präsentieren, aber auch zeitlose Evergreens oder fast vergessene Klassiker. „Wir wollten einen Ort schaffen, mit Menschen, die man mag, wieder spielen zu können“, sagt Minck.

Der nächste Termin von Lieblingslieder ist am 11. Mai, 20 Uhr, Eintritt beträgt 10 Euro.