Archäologische Zone in KölnMuseum wird um zweistellige Millionensumme teurer
Köln – Die erneute Kostensteigerung, die im Zusammenhang mit dem Bau der Archäologischen Zone und des Jüdischen Museums auf die Stadtverwaltung zukommt, dürfte die Befürchtungen so mancher Ratspolitiker bei weitem übertreffen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll das Museum um eine mittlere zweistellige Millionensumme teurer werden als die noch vor einem Jahr errechneten 95 Millionen Euro.
Die Verwaltung muss ihren überarbeiteten Kostenplan dem Stadtrat zur Genehmigung vorlegen. Die Beschlussvorlage soll sobald wie möglich erstellt werden.
Angebote 30 Prozent teurer als kalkuliert
Ein für die Ratspolitiker bestimmter Bericht über den Stand der Bauarbeiten zu Beginn des vorigen Dezembers beschreibt die Probleme. Weil Baufirmen aufgrund früherer Verzögerungen nicht mehr an die Verträge gebunden waren, musste die Stadt sieben Gewerke ein zweites Mal ausschreiben.
„Die beiden bisher neu beauftragten Gewerke der Zimmerer- und Holzbauarbeiten sowie der Metall-Glas-Fassade liegen über den kalkulierten Kosten und weisen somit bereits auf eine Preissteigerung hin, die auch bei den weiteren fünf neu ausgeschriebenen Gewerken erwartet wird“, heißt es in dem Bericht.
Wegen der „Bauzeitverschiebung bis 2024“ bestehe für alle weiteren Gewerke des Innenausbaus und der Ausstellung „das Risiko des Eintretens von Preissteigerungen“. Hinzu komme die aktuelle Situation der Corona-Pandemie. Die hat nach Angaben der Verwaltung dazu geführt, „dass die Bieter aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit ihre Preise zusätzlich angehoben haben“. Insgesamt sei davon auszugehen, „dass die Angebotspreise aktuell bis zu 30 Prozent über dem kalkulierten Preis der Kostenberechnung liegen können“.
Ratspolitiker hat „böse Vorahnungen“
Außerdem haben sich dem Bericht zufolge weitere Zusatzkosten ergeben. Das sei teils mit den Besonderheiten des an das Historische Rathaus grenzenden Baufelds zu begründen.
Eine aufwendige Sicherung des Fundaments sei notwendig gewesen, ebenso Durchbrüche durch die Archäologie, die vor den Grabungsarbeiten nicht ersichtlich waren. Geänderte rechtliche und sicherheitstechnische Bestimmungen, etwa zum Brandschutz und zur Barrierefreiheit, hätten die Ausgaben ebenso erhöht wie zusätzliche Leistungen externer Planungsbüros.
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Blindgänger im Baugrund, teure Probebohrungen mit Rücksicht auf die historischen Bodenfunde, ein Wirrwarr von im Erdreich verlegten Leitungen und Rohren sowie ein unvorhersehbarer Sanierungsbedarf des Rathausfundaments: all das hat nach Angaben der Gebäudewirtschaft dazu beigetragen, dass der Zeitplan nach Beginn der Arbeiten im Jahr 2015 schon bald nicht mehr einzuhalten gewesen sei. Im Februar 2020 hatte Baudezernent Markus Greitemann bekannt gegeben, dass die für 2021 vorgesehene Eröffnung des Museums voraussichtlich erst 2024 gefeiert werden kann.
Derzeit gibt es Verzögerungen beim Stahlbau, einem Schlüsselgewerk für die Statik des Gebäudes. Die FDP hatte nach einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Anfrage gestellt. Die Verwaltung solle mitteilen, wie groß die zeitliche Verzögerung beim Bau des Museums ist und in welcher Höhe die Kosten steigen werden. „Aufgrund unserer Erfahrungen bei der Sanierung der Oper halten wir böse Vorahnungen für angebracht“, sagte FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite am Dienstag.
600 Meter langer Rundgang durch Kölns Geschichte
Das Kulturvorhaben trägt offiziell den Namen Miqua. Eine Abkürzung für Museum im Quartier. Der Name bezieht sich auf die 6000 Quadratmeter umfassende Ausgrabungsfläche unter dem Rathausvorplatz. Das von der Stadt finanzierte, vom Landschaftsverband Rheinland zu betreibende Museum wird einen Rundgang durch die 2000-jährige Geschichte Kölns ermöglichen. Das Gebäude über dem 600 Meter langen Archäologie-Parcours wird das Jüdische Museum beherbergen.
„Die derzeitige Terminprognose führt zu einem baulichen Fertigstellungstermin für das Gesamtprojekt“ zum dritten Quartal 2024“, ist in dem Baubericht der Verwaltung zu lesen. Die Frage, ob das Museum dann tatsächlich noch im selben Jahr eröffnet werden kann, lässt die Verwaltung vorerst unbeantwortet.