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CoronaMehr als 14.000 Minderjährige in Köln geimpft – Schul-Impfungen geplant

Lesezeit 4 Minuten
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Max (12) hat sich vor dem Start ins Schuljahr im Impfzentrum impfen lassen.

Köln – Max (12) ist „ein bisschen“ aufgeregt. „Aber ich möchte geimpft werden“, sagt er und reicht dem Mitarbeiter am Schalter des Impfzentrums seinen Impfpass. Bald sei nämlich Klassenfahrt, da will er unbedingt dabei sein. Seine Mutter Nadine Kohl und die kleine Schwester Ida (9) begleiten ihn. Die ganze Familie hat seit Wochen auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für die Corona-Schutzimpfung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren gewartet. Als die gestern kam, haben sie den letzten Ferientag gleich für einen Ausflug ins Impfzentrum genutzt.

Zahl der Schüler im Impfzentrum deutlich gestiegen

Mit der am Montag verkündeten Entscheidung sind die Zahlen der Schülerinnen und Schüler, die spontan ohne Termin im Impfzentrum vorbeikommen, noch am selben Tag deutlich gestiegen. Seien zu Beginn des Impfangebots der Stadt an einem Tag maximal 80 Kinder und Jugendliche da gewesen, seien es allein am Montag 370 gewesen, am Dienstag wurde dieser Wert nochmal übertroffen. Unter ihnen viele junge Impflinge von 12 oder 13 Jahren. Die, die jetzt hier sitzen, hoffen, dass dadurch ein Stück mehr Entspannung in ihren Schul- und Familienalltag kommt. „Max soll keine Angst mehr haben, dass die Klassenfahrt wegen einer Quarantäne für ihn ausfällt. Auch Treffen und Sport mit den Kumpels sind so bald wieder unbeschwert möglich, auch wenn die Inzidenzen steigen.“

Auch dass Max nun gemeinsam mit seinen Eltern die kleine Schwester schützt, war für die Familie ein wichtiges Argument. Der 13-jähigen Tessa geht es ähnlich, als sie nach der Impfung mit ihrem Vater das Impfzentrum verlässt. „Ich wollte das, weil ich mich so einfach gesichert fühle“. Auch Masoue Nabili wünscht sich für seine Tochter Tara (12) nach einem schwierigen Schuljahr durch die Impfung ein Stück Normalität.

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Stadt startet mobile Impfangebote

Bislang wurden nach Angaben der KV Nordrhein 14.100 Kölner Jungen und Mädchen unter 18 Jahren zum ersten Mal geimpft, 8800 von ihnen schon zum zweiten Mal. Die Impfungen von Montag und Dienstag sind noch nicht eingerechnet. Um mit ihrem Impfangebot noch mehr Schülerinnen und Schüler zu erreichen, startet die Stadt nach den Sommerferien mit mobilen Impfangeboten an den weiterführenden Schulen. Möglich wird dies durch einen Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums vom vergangenen Freitag, der es den Schulträgern erlaubt, Schülern der Sekundarstufe II ab 16 Jahren an weiterführenden Schulen vor Ort ein Impfangebot zu machen.

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Tara (12) ist mit ihrem Vater Masoue Nabili, Mutter Sepideh und Bruder Tiam im Impfzentrum.

Ein Signal, auf man das bei der Stadt Köln nur gewartet hat. Schon seit einer Woche liefen die Vorbereitungen, in die auch die Feuerwehr einbezogen sei, erklärt ein Stadtsprecher. Mit den Schulleitungen der Berufskollegs sei man bereits im Austausch. Berufskollegs, die Interesse an einer mobilen Impfaktion in der Schule hätten, könnten nach Schulbeginn der Stadt ihren Bedarf melden. Dann könnten die Impfungen vor Ort schon in der kommenden Woche starten, so der Sprecher.

Dasselbe gilt für die weiterführenden Schulen, wo das Amt für Schulentwicklung die Bereitschaft zur Durchführung gerade abfragt. Eine Aufgabe der Schulleitungen in der ersten Schulwoche werde es sein zu ermitteln, wie viele Schülerinnen und Schüler dieser Altersklasse Interesse an einer solchen Impfung hätten. Dann könne man auch hier in der kommenden Woche starten. Außerdem ist das Impfzentrum offen für Schulen, die gemeinsam mit einem dafür organisierten Bus dorthin fahren können. Dabei betont der Stadtsprecher, dass kein Druck aufgebaut werden solle. Es bleibe ausdrücklich ein freiwilliges Angebot.

„Wir sind sofort dabei“

Bislang darf ein solches mobiles Impfangebot in der Schule allerdings nur den Schülern ab 16 Jahren gemacht werden, da für diese eine schriftliche Einwilligung der Eltern nicht notwendig ist. Sollte das Gesundheitsministeriums in einem nächsten Schritt auch für die Zwölf- bis 15-Jährigen mobile Impfungen in Schulen bewilligen, sei man auch darauf vorbereitet, so die Stadt. Die Kinderärzte, die in dieser Altersgruppe bei der Erstimpfung zwingend die medizinische Aufklärung machen müssen, seien schon mit an Bord. Logistisch würde das allerdings aufwändiger, da in dieser Altersgruppe die schriftliche Einwilligung der Eltern nicht genüge und bislang zwingend ein Erziehungsberechtigter dabei sein müsse.

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Viele Jugendliche wollten sich im Impfzentrum gegen Corona impfen lassen.

In den Schulen begrüßt man die Pläne, die Impfungen niedrigschwellig in die Schulen zu bringen. „Es ist unser wichtigstes Anliegen, unseren Schülerinnen und Schülern ein möglichst normales Schuljahr zu ermöglichen“, sagt etwa der Leiter der Max-Ernst-Gesamtschule, Ralf Emmermann. Impfungen seien ein wichtiger Baustein, um dies auch bei steigenden Inzidenzen zu erreichen. Dass die Stiko die Empfehlung pünktlich zum Schuljahresbeginn gegeben habe, habe ihn sehr erleichtert. Auch André Szymkowiak, Schulleiter des Thusnelda-Gymnasiums begrüßte die neue Option. „Wir sind sofort dabei. Sobald das Angebot kommt, werden wir alles organisieren. Ich weiß von vielen Schülern, dass sie selbst ein hohes Interesse daran haben.“ Erst Recht, seit Schulministerin Yvonne Gebauer klar gestellt hat, dass Geimpfte nicht mehr in Quarantäne müssen, auch wenn sich der Sitznachbar angesteckt hat.