Die neue Technik unterscheidet sich kolossal von der Ausstattung im Bestandsgebäude.
Neue Säle in LeichtbauhalleSo hochmodern verhandeln Kölner Richter jetzt – aber nicht sehr lange
Stolperfallen durch Kabelsalat, schlechte Akustik und veraltetes Mobiliar – das ist Alltag in Land- und Amtsgericht an der Luxemburger Straße. Doch jetzt gibt es nebenan eine hochmoderne Ausnahme. Am Mittwoch feierte die Kölner Justiz die Einweihung von vier neuen und besonderen Gerichtssälen. Sie befinden sich in einer in Rekordzeit errichteten Leichtbauhalle auf einem früheren Parkplatz.
Köln: Vier hochmoderne Gerichtssäle in Leichtbauhalle
Stacheldraht umgibt das Gelände der neuen Nebenstelle an der Rudolf-Amelunxen-Straße, Überwachungskameras zeichnen jede Bewegung auf. Wer zukünftig in die 2500 Quadratmeter Halle hinein will, muss zunächst durch die Sicherheitsschleuse mit Metalldetektor. Ein großer Korridor führt zu insgesamt vier Gerichtssälen – jeweils zwei für Landgericht und Amtsgericht.
Der größte Raum mit 400 Quadratmetern ist für sechs Angeklagte in Strafprozessen ausgelegt, was noch erweitert werden kann. Große Leinwände werfen in Zukunft die Akteninhalte an die Wand. Jeder Platz ist verkabelt, an die Soundanlage können Kopfhörer angeschlossen werden, um Dolmetscher einklinken zu können. Auch in den abgetrennten Zuschauerbereichen befinden sich Bildschirme und Lautsprecher.
Köln: Platzproblem im Justizzentrum wird „entschärft“
Es ist ein krasser Kontrast zu der bisherigen Technik im alten Justizgebäude, Baujahr 1981. In den meisten Sälen gibt es keine Mikrofonanlage oder fest installierte Bildschirme. Brauchen etwa Anwälte Strom für ihre Laptops oder Handys, dann muss oft ein Verlängerungskabel beschafft werden. Auch quetschen sich Prozessbeteiligte und Zuschauer buchstäblich in viel zu kleine Räume.
Die beengte Situation im Bestandsgebäude war auch der Grund, das vom Landgericht Gießen erprobte Konzept der Leichtbauhalle in Köln einzuführen. „Das Platzproblem wird so nicht vollständig gelöst, aber immerhin entschärft“, sagt die neue Landgerichtspräsidentin Katrin Jungclaus. Ihr Amtsgerichtskollege Dietmar Dumke lobte die hohe Qualität des „Provisoriums“.
Provisorium soll nur drei Jahre stehen
Für nur drei Jahre hat die Kölner Justiz die Leichtbauhalle der Spezialfirma Much aus Limburg an der Lahn gemietet. Dann, so zeigte sich der Kölner Oberlandesgerichtspräsident Bernd Scheiff optimistisch, könnten die Arbeiten zum ersten Bauabschnitt des geplanten völlig neuen Justizzentrums beginnen. Der Zeitplan für den Justizneubau ist allerdings schon mehrfach nach hinten korrigiert worden.
Abriss und Neubau sollen im laufenden Betrieb am Standort Sülz verwirklicht werden. Die Bediensteten von Land- und Amtsgericht sollen, so der derzeitige Plan, ab Mitte 2026 in das ehemalige Gebäude der Arbeitsagentur auf dem gleichen Gelände ausweichen, auch für die Staatsanwaltschaft ist ein Interim geplant. Die alten Verhandlungssäle sollen zunächst bestehen bleiben – bis zur Errichtung der Nachfolgeräume in einem weiteren Bauabschnitt.