Eine Jury hat den Siegerentwurf gekürt. Der Bauherr zeigt erste Illustrationen vom neuen Justizzentrum.
Hochhaus wird abgerissenJetzt steht fest, wie das neue Kölner Justizzentrum aussehen soll
Das marode und von vielen als hässlich beschriebene Justizzentrum an der Luxemburger Straße soll sich zum modernen und bürgernahen Justizpalast wandeln. Der notwendige Neubau ist seit vielen Jahren geplant und jetzt endlich steht fest, wie genau er aussehen soll: Eine Jury, der auch die Präsidenten von Land- und Amtsgericht angehörten, entschied sich für fünf ineinander verwobene und lichtdurchflutete Würfel, angegrenzt an einen neugestalteten Abschnitt des Inneren Grüngürtels.
Kölner Justizzentrum: Glasfront soll für Transparenz stehen
Mit der geplanten breiten Glasfront des neuen Justizzentrums im Eingangsbereich erfüllt sich der zu Beginn des Wettbewerbs geäußerte Wunsch des aktuellen Landgerichtspräsidenten Roland Ketterle nach einem Neubau, „der für eine offene und transparente Justiz steht“. Für gelebte Bürgernähe soll auch der neue „Platz der Justiz“ und ein Parkabschnitt mit Weiher stehen. Der soll dort im Inneren Grüngürtel entstehen, wo sich jetzt noch Autonomes Zentrum und Justizparkhaus befinden.
Das Grundgerüst der fünf Würfel oder Quadrate stand bereits mit Abschluss des vorangegangenen städtebaulichen Wettbewerbs im Oktober 2022, der auch den Komplettabriss des bestehenden Hochhauskomplexes aus dem Jahr 1981 besiegelt hatte. Der Siegerentwurf, der als einziger im Wettbewerb relativ flache Bauten vorsah, stammte vom Düsseldorfer Architektenbüro HPP, das nun auch den zweiten Durchgang für die genaue optische und technische Ausgestaltung gewonnen hat.
Köln: Aktuelles Justizhochhaus ist völlig marode
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) als Bauherr spricht von einem „nachhaltigen, zukunftsfähigen und wirtschaftlichen“ Bauvorhaben für das neue Justizzentrum. In trockenen Tüchern ist die Umsetzung des Siegerentwurfs von HPP allerdings noch nicht ganz. Zweite und dritte Plätze wurden an weitere Architekten vergeben und drei sogenannte Anerkennungen. „Mit den Preisträgern wird nun im Rahmen eines Vergabeverfahrens final verhandelt“, heißt es vom BLB.
Bisher bemängeln die Bediensteten und Besucher die veraltete Ausstattung: Marode Toiletten ohne Spiegel an den Waschbecken, Aufzüge, die ständig ausfallen, zuletzt sogar abgesackt sind, Kabelsalat und somit Stolperfallen in den Sälen, weil überall Steckdosen für die Laptops der Anwälte fehlen. Das soll bald vorbei sein. Im jetzigen Justizhochhaus wurden einige Gerichtssäle notdürftig nachgerüstet, um wenigstens Videokonferenzen oder das Abspielen von Beweisvideos zu ermöglichen.
Kölner Justizneubau: Baubeginn immer weiter verschoben
Allerdings stellen sich viele der etwa 1800 Justizbeschäftigten an diesem Standort die Frage, ob sie den Bezug des Neubaus in ihrem Dienstleben noch mitbekommen. Denn der Zeitplan gerät immer wieder ins Stocken. Hatte der damalige NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) vor zwei Jahren vollmundig angekündigt, dass die Bauarbeiten im Jahr 2026 beginnen und „ganz optimistisch gesehen am Ende des Jahrzehnts“ abgeschlossen werden könnten, ist davon längst keine Rede mehr.
Frühestens Mitte 2026 soll überhaupt erst die Interimsstätte für die Justizbeschäftigten ertüchtigt sein, die ehemalige Arbeitsagentur nebenan. Erst dann können schrittweise die Abrissarbeiten des bestehenden Justizzentrums starten. Laut einer neuen Ausschreibung soll mit dem Abbruch des Hochhauses sogar erst 2031 begonnen werden. Je nachdem, wie lange der Abriss in Anspruch nehmen wird, erscheint selbst die Fertigstellung am Ende des kommenden Jahrzehnts fraglich.