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Thomas Drach, „Cold Case“ Petra Nohl, Dara K.Die 18 spektakulärsten Kölner Strafprozesse im Jahr 2024

Lesezeit 12 Minuten
Die Fälle um Thomas Drach, Petra Nohl und den Mord an Dara K. (im Bild der Angeklagte Ahmet Y.) wurden 2024 am Landgericht verhandelt.

Die Fälle um Thomas Drach, Petra Nohl und den Mord an Dara K. (im Bild der Angeklagte Ahmet Y.) wurden 2024 am Landgericht verhandelt.

Wir schauen zurück auf die spektakulärsten und emotionalsten Strafprozesse im Jahr 2024 am Kölner Landgericht.

Januar 2024: Thomas Drach erhält Sicherungsverwahrung

Der unter immensen Sicherheitsvorkehrungen geführte Mammut-Prozess gegen den „Berufskriminellen“ Thomas Drach fand Anfang Januar nach fast zwei Jahren endlich sein Ende. Der frühere Reemtsma-Entführer kassierte für drei bewaffnete Raubüberfälle 15 Jahre Haft plus Sicherungsverwahrung. Der heute 64-jährige Drach kommt somit womöglich nie wieder frei.

Reemtsma-Entführer Thomas Drach beim Prozess im Kölner Landgericht

Reemtsma-Entführer Thomas Drach beim Prozess im Kölner Landgericht

Das Landgericht sah es als erwiesen an, dass Drach in den Jahren 2018 und 2019 am Flughafen Köln/Bonn und an den Ikea-Märkten in Köln-Godorf und Frankfurt am Main jeweils Geldboten überfallen hatte. Zwei wurden an den Beinen von Kugeln aus einer Kalaschnikow getroffen. Drach habe einen möglichen Tod der Männer billigend in Kauf genommen, das sei versuchter Mord.

Im letzten Wort vor dem Urteil hatte Drach einen „glasklaren Freispruch“ gefordert und seine Verschwörungstheorie wiederholt, wonach die Staatsanwältin Zeugen als Spitzel gekauft habe, die ihn belasten sollten. Zu fast jedem der 100 Verhandlungstage wurde Drach per Helikopter aus der JVA Köln gebracht – Straßen wurden dafür abgesperrt. Drach hat Revision gegen das Urteil eingelegt.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Hier lesen Sie mehr: Das Urteil ist da – Thomas Drach kommt womöglich nie wieder frei

Februar 2024: „Dr. Knarf“ sprengt sich in Drogenlabor in die Luft

Er wollte hochwirksame Drogen herstellen, experimentierte mit Butangas und sprengte sich buchstäblich selbst in die Luft. Bestraft war Rapper „Dr. Knarf“ längst, er erlitt schwerste Verbrennungen, mehrere Schlaganfälle, eine Schädelplatte musste entfernt werden. Sieben Jahre nach dem Vorfall in der Innenstadt stand das Urteil fest – anderthalb Jahre Haft auf Bewährung.

Der angeklagte Rapper „Dr. Knarf“ beim Prozess im Kölner Landgericht

Der angeklagte Rapper „Dr. Knarf“ beim Prozess im Kölner Landgericht

„Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an das Geschehen denke“, hatte „Dr. Knarf“ erklärt. Jetzt sei es so, als hätte er zwei Leben, das vor dem Vorfall und das danach. Er habe bis zu der Explosion den ganzen Tag gekifft und sich in entsprechenden Kreisen aufgehalten. Sein Tonstudio sei aber nicht nur Tarnung für das Drogenlabor gewesen. Er habe auch regelmäßig Musik produziert.

Hier lesen Sie mehr: Drogenlabor explodiert – Kölner Rapper „Dr. Knarf“ erhält Bewährung

März 2024: Höchststrafe im „Cold Case“ um ermordete Petra Nohl

Der Kölner „Cold Case“ um die im Jahr 1988 getötete Petra Nohl ist seit März keiner mehr. Das Landgericht verurteilte den 57-jährigen Norbert K. wegen Mordes zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe. „Ich bin total erleichtert“, sagte die Tochter der Getöteten kurz nach dem Urteil. Sie habe große Angst vor einem möglichen Freispruch gehabt. Den hatten die Verteidiger gefordert.

Petra Nohl wurde im Alter von 24 Jahren am 14. Februar 1988 in Köln getötet.

Petra Nohl wurde im Alter von 24 Jahren am 14. Februar 1988 in Köln getötet.

„Wir sind überzeugt davon, dass Sie Petra Nohl getötet haben.“ Diese Worte richtete die Richterin an den Angeklagten. Nach einem Discobesuch sei dieser seinem Opfer gefolgt. „Sex oder Geld“ sei sein Ziel gewesen, bevor er Nohl brutal getötet habe. Ein Tipp eines Mitwissers nach „Aktenzeichen XY … ungelöst“ und DNA-Spuren führten letztlich zur Überführung des Täters nach 36 Jahren.

Hier lesen Sie mehr: „Besonders verwerflich“: Kölner für Mord an Petra Nohl nach 36 Jahren verurteilt

März 2024: Altenpfleger betätigte sich als perverser „Folterknecht“

Fünf Jahre Gefängnis lautete das milde Urteil für einen 55-jährigen Altenpfleger aus Köln, der sich als „Folterknecht“ betätigt, einen Mann mit Drogenschulden an eine Liebesschaukel gefesselt und ihn stundenlang vergewaltigt hatte. Als Lohn für seine schreckliche Tat soll der Angeklagte von seinen Auftraggebern Kokain erhalten haben. „Dr. Harald“ habe sich der Angeklagte zuletzt genannt.

Der verurteilte Altenpfleger mit seinem Verteidiger Ingo Lindemann im Landgericht Köln

Der verurteilte Altenpfleger mit seinem Verteidiger Ingo Lindemann im Landgericht Köln

Und es soll sich in kriminellen Kreisen herumgesprochen haben, dass dieser „gewisse Dienste“ erledige. Das Opfer soll die Drogen eines Dealers konsumiert haben, die er eigentlich verkaufen sollte. Der Dealer soll sich dann mit einem Bekannten die perverse Bestrafung ausgedacht und das Opfer zu „Dr. Harald“ gebracht haben. Die beiden Mittäter erhielten sogar höhere Haftstrafen.

Hier lesen Sie mehr: Im Auftrag gehandelt – Altenpfleger vergewaltigt Kölner über Stunden

April 2024: Pro-russische Aktivistin wehrte sich gegen Geldstrafe

Für die öffentliche Billigung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine musste sich die pro-russische Aktivistin Elena Kolbasnikova erneut vor Gericht verantworten. Die 49-Jährige wehrte sich gegen eine Geldstrafe, daher wurde vor dem Landgericht neu verhandelt. Russland sei kein Aggressor, sondern helfe, den Krieg zu beenden, hatte Kolbasnikova einem Interview geäußert.

Die Angeklagte Elena Kolbasnikova mit ihrem Rechtsanwalt Markus Beisicht im Landgericht Köln

Die Angeklagte Elena Kolbasnikova mit ihrem Rechtsanwalt Markus Beisicht im Landgericht Köln

Dieser Krieg habe im Jahr 2014 begonnen, acht Jahre sei Russland geduldig gewesen: „Aber es ist weiter eskaliert und es gibt keinen anderen Weg.“ Den Bildern vom Massaker in Butscha mit vielen toten Zivilisten glaubte sie nicht. Das Landgericht bestätigte die Geldstrafe von 900 Euro, nachdem Kolbasnikova zu einem zweiten Termin nicht erschienen war. Sie lebt inzwischen in Kaliningrad.

Hier lesen Sie mehr: Anwalt von Elena Kolbasnikova stellt Angriffskrieg auf Ukraine in Abrede

Mai 2024: Auftraggeber muss für „öffentliche Hinrichtung“ lebenslang in Haft

Als „öffentliche Hinrichtung“ bezeichnete der Vorsitzende Richter Achim Hengstenberg die mit einem Kopfschuss ausgeführte Ermordung des früheren „Hells Angels“-Rocker Eren Y. (35) neben einem Brauhaus in Mülheim. Während die beiden mutmaßlichen Schützen noch immer auf der Flucht sind, wurde im Kölner Landgericht der Auftraggeber zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt.

Der Tatort im Böcking-Park in Köln-Mülheim

Der Tatort im Böcking-Park in Köln-Mülheim

Hami S. (27) hatte bis zuletzt seine Unschuld beteuert, der Bundesgerichtshof in Karlsruhe bestätigte das Urteil aber jüngst. Das Motiv für den Mordauftrag konnte laut Richter Hengstenberg nicht abschließend geklärt werden. Womöglich habe es nach der Auflösung des Kölner „Hells Angels“-Charters „Rhine Area“ Streit um eine von Eren Y. geplante Neugründung der Gruppierung gegeben.

Hier lesen Sie mehr: „Öffentliche Hinrichtung“ – Richter verurteilt früheren Kölner „Hells Angels“-Rocker für Mordauftrag

Juni 2024: Familienvater erschießt Geliebte, um seine Ehe zu retten

Für den Mord an seiner Geliebten muss Familienvater Mehmet B. (37) lebenslang in Haft. Das entschied das Landgericht und verschärfte damit ein früheres Totschlag-Urteil von lediglich elf Jahren Haft. Laut Richter Peter Koerfers hat der Angeklagte sein Opfer planvoll und heimtückisch in einem Auto erschossen und mit einem Komplizen die Leiche auf einem Feld in Rheinland-Pfalz angezündet.

In diesem Fiat Panda wurde die Geliebte des Angeklagten erschossen.

In diesem Fiat Panda wurde die Geliebte des Angeklagten erschossen.

Auslöser sei ein kurz zuvor gestellter Scheidungsantrag der Ehefrau gewesen. „Ihm wurde klar, dass er die Beziehung zur Geschädigten nicht fortsetzen konnte“, sagte Richter. Durch das Scheidungspapier, das ihm die Ehefrau per Whatsapp per Kopie hatte zukommen lassen, habe ein Zerbrechen der Familie gedroht. „Er wollte und musste seine Geliebte loswerden“, so der Richter.

Hier lesen Sie mehr: Lebenslang Haft – Geliebte erschossen, weil Ehefrau die Scheidung wollte

Juli 2024: 17-Jähriger für Vergewaltigung in der TH Köln verurteilt

Für die Vergewaltigung einer Frau in den Toilettenräumen der TH Köln am Ubierring erhielt ein 17-jähriger Kölner am Landgericht siebeneinhalb Jahre Gefängnis. Zudem soll am Ende der Haftzeit die Sicherungsverwahrung geprüft werden. Der Beschuldigte kommt also womöglich nie wieder frei. Ein psychiatrischer Gutachter hatte den Beschuldigten offenbar als sehr gefährlich eingestuft.

Das Hauptgebäude des Campus Südstadt der TH Köln in der Claudiusstraße. Die Tat geschah im Nebengebäude am Ubierring.

Das Hauptgebäude des Campus Südstadt der TH Köln in der Claudiusstraße. Die Tat geschah im Nebengebäude am Ubierring.

Die vollendete Vergewaltigung in einem Fall, ein weiteres versuchtes Sexualdelikt mit gefährlicher Körperverletzung, ein Raubgeschehen, Beleidigung und mehrere Diebstahlstaten sahen der Vorsitzende Richter Helge Eiselt und seine Strafkammer am Ende des Verfahrens als erwiesen an. Der Prozess fand aufgrund des jungen Alters des Beschuldigten unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Hier lesen Sie mehr: Vergewaltigung an TH Köln – 17-Jährigen droht auch Sicherungsverwahrung

Juli 2024: Männerchat soll Vergewaltiger angestachelt haben

Angestachelt von einer frauenverachtenden Whatsapp-Gruppe mit 17 Männern und einer „Sex-Rangliste“ hat ein Gärtnermeister aus Hessen an Karneval eine 20-jährige Studentin in Köln vergewaltigt – davon zeigte sich das Landgericht in einem Revisionsprozess überzeugt. Einem durch den BGH aufgehobenen Freispruch in erster Instanz folgte nun eine Strafe von drei Jahren Gefängnis.

Der Angeklagte (38) mit seinem Verteidiger beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Der Angeklagte (38) mit seinem Verteidiger beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Das Opfer hatte zuvor in einem Hotelzimmer einvernehmlichen Sex mit einem Freund des Angeklagten. Der Verurteilte (38) habe sich bei seiner Rückkehr in das Zimmer an der im Tiefschlaf befindenden Frau vergangen. Ein weiterer Bekannter hatte Teile davon gefilmt und das Verhalten im Whatsapp-Chat gefeiert. „Frauen wurden wie Trophäen behandelt“, stellte der Richter fest.

Hier lesen Sie mehr: Schlafende Frau in Kölner Hotel vergewaltigt – Gärtner muss ins Gefängnis

Juli 2024: Kölner sticht auf Vater ein und begräbt ihn unter Wäsche

Für die Tötung seines Vaters in dessen Wohnung in der Altstadt muss ein 39-jähriger Kölner auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Psychiatrie, das verkündete Richter Peter Koerfers im Landgericht. „Er hat seinem Sohn zu lange die helfende Hand hingehalten“, sagte Koefers über das Opfer, das den Sohn immer in Schutz genommen hatte, auch nach mehreren Gewaltausbrüchen.

Der Beschuldigte mit seinem Verteidiger Frank Seebode beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Der Beschuldigte mit seinem Verteidiger Frank Seebode beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Laut Urteilsbegründung habe der Beschuldigte im Verlauf eines Streits heftig auf seinen Vater eingeschlagen und eingetreten, sodass es zu Einblutungen in der Kopfschwarte und Rippenbrüchen kam. Der Sohn habe den Senior dann ins Schlafzimmer geschleppt, mit einem Küchenmesser auf ihn eingestochen und schließlich unter einem Berg von Möbelstücken und Kleidung begraben.

Hier lesen Sie mehr: Vater getötet und unter Wäsche begraben – so begründet der Richter das Urteil

August 2024: Brandanschlag am Görlinger-Zentrum gefährdete SEK-Beamte

Für einen Brandanschlag in einer Wohnung nahe des Görlinger-Zentrums in Bocklemünd verteilte das Landgericht einen 57-jährigen Kölner zu neun Jahren Gefängnis. Mit einer Gasflasche hatte der Mann das Feuer entfacht und so auch das Leben der im Haus eingesetzten SEK-Beamten gefährdet. Ein Elitepolizist wäre in Todesangst beinahe aus einem Fenster im verrauchten Treppenhaus gesprungen.

Der Angeklagte mit Verteidigerin Karin Bölter und zwei Wachtmeistern beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Der Angeklagte mit Verteidigerin Karin Bölter und zwei Wachtmeistern beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Der Urteilsspruch lautete auf versuchten Mord in sieben Fällen, besonders schwere Brandstiftung und gefährliche Körperverletzung. Vor dem Geschehen war der Angeklagte, der Bürgergeld bezog, mit Äußerungen mit Reichsbürgerjargon aufgefallen. Gestraft war der Täter auch vorher schon: Nach einem rettenden Sprung vom Balkon musste ihm der linke Unterschenkel amputiert werden.

Hier lesen Sie mehr: Neun Jahre Haft nach Brandanschlag auf SEK-Beamte in Köln

September 2024: Liebespaar betäubt und entführt Kölner Therapeutin

Ein „bizarr anmutender Fall“, sagte Richter Thomas Stollenwerk, nachdem er im Landgericht zwei Männer für die brutale Entführung einer Psychotherapeutin zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt hatte. Ein unzufriedener Patient hatte das Verbrechen mit seinem Lebenspartner geplant und umgesetzt. Die Therapeutin wurde in ihrer Praxis angegriffen, betäubt und in eine Kiste gesteckt.

Die Angeklagte - mit den Verteidigern Petra Wunsch und Salih Kocak - verstecken ihre Gesichter vor den Pressekameras.

Die Angeklagte – mit den Verteidigern Petra Wunsch und Salih Kocak – verstecken ihre Gesichter vor den Kameras.

In der Täterwohnung wurde das Opfer in ein abgeklebtes Bad gebracht, es wurde ein Venenzugang für Beruhigungsmittel gelegt – ein Angeklagter ist gelernter Krankenpfleger. Durch intensive Gespräche mit ihrem früheren Patienten in der Tatnacht konnte die Therapeutin ihre Freilassung erreichen. Vorher musste sie dem Mann noch 1,5 Millionen Euro Schadenersatz zusichern.

Hier lesen Sie mehr: Zwei Männer entführen Kölner Psychologin – Kuss nach dem Urteil

Oktober 2024: Haftstrafen für Komplizen der „No Name“-Schießerei

Mit hohen Gefängnisstrafen und einer Verhaftung im Gerichtssaal endete der Strafprozess um die tödlichen Rocker-Schüsse in der Nippeser Kneipe „No Name“. Doch nicht die eigentlichen Schützen – im Verdacht stehen zwei flüchtige Mitglieder der ehemaligen Kölner „Hells Angels“-Gruppierung „C-Town“ – saßen auf der Anklagebank, sondern mutmaßliche Komplizen wegen Beihilfehandlungen.

Die Kneipe „No Name“ in Nippes kurz nach der Schießerei im Jahr 2015

Die Kneipe „No Name“ in Nippes kurz nach der Schießerei im Jahr 2015

Die Richterin sprach von einer regelrechten Hinrichtung, die sich an jenem Novembertag im Jahr 2015 in der Gaststätte auf der Neusser Straße ereignet habe. Ein Rollkommando hatte das „No Name“ aufgesucht und sofort auf mehrere Anwesende geschossen. Ein Mann fiel tödlich getroffen vom Barhocker. Hintergrund war ein vermeintlicher Diebstahl der Opfer in einer Rockerkneipe.

Hier lesen Sie mehr: Hohe Haftstrafen nach „Hinrichtung“ in Kneipe – aber nicht für die Schützen

November 2024: Kölner soll Frau in Pakistan ermordet haben

Ein Mord ohne gefundene Leiche, vor mehr als zehn Jahren, im weit entfernten Südasien. Unter diesen Umständen startete ein Schwurgerichtsverfahren vor dem Kölner Landgericht. Auf der Anklagebank saß ein Deutscher mit pakistanischen Wurzeln. Er soll sich als Experte für Schwarze Magie ausgegeben, zunächst eine Kanadierin ausgenommen und dann nach Pakistan gelockt haben.

Der Angeklagte mit Verteidiger Philipp Thiée und einem Wachtmeister beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Der Angeklagte mit Verteidiger Philipp Thiée und einem Wachtmeister beim Prozessauftakt im Landgericht Köln

Laut Anklage soll der Beschuldigte bereits im Vorfeld geplant haben, seine Kundin in Pakistan zu töten, laut Richter womöglich wegen Schulden. Er habe der arglosen Frau laut Anklage vergifteten Tee gereicht, ihr dann ein Baumwollseil um den Hals gelegt und sie erdrosselt. Danach sollen der Angeklagte und ein Komplize ihr totes Opfer in einen Bewässerungskanal geworfen haben.

Hier lesen Sie mehr: „Experte für schwarze Magie“ – Kölner soll Frau in Pakistan ermordet haben

November 2024: Perverse Fantasien ausgelebt – Betreuer an Kölner Grundschule verurteilt

Ein früherer OGS-Betreuer an einer Grundschule in Mülheim muss wegen Anstiftung zum schweren sexuellen Kindesmissbrauch per Livestream für elf Jahre ins Gefängnis. Der Vorsitzende Richter Christoph Kaufmann sprach von einem Doppelleben des Mannes. Der von Bekannten als freundlich und hilfsbereit beschriebene Mann habe nachts am PC seine sadistische Seite gezeigt und ausgelebt.

Der Angeklagte Norman S. (54) beim Prozessauftakt mit seinen Verteidigern Maximilian Klefenz und Frank Hatle.

Der Angeklagte Norman S. (54) beim Prozessauftakt mit seinen Verteidigern Maximilian Klefenz und Frank Hatle.

Über eine Datingseite auf den Philippinen habe er Kontakte zu Müttern bekommen, die gegen Bezahlung zum sexuellen Missbrauch ihrer Kinder bereit gewesen seien. Im Einzelfall für umgerechnet 30 Euro. Zahlreiche sichergestellte Chatverläufe belegen laut Gericht, dass Norman S., der über seine Verteidiger alles bestritt, die schlimmsten Missbrauchsphantasien geäußert habe.

Hier lesen Sie mehr: „Sadistisch, sexuell gestört“ – Kölner OGS-Betreuer muss lange in Haft

Dezember 2024: Kölnerin wollte ihre demenzkranke Mutter „erlösen“

In einer umfangreichen Einlassung hat eine gelernte Krankenschwester und frühere Schöffin vor dem Kölner Landgericht einen Tötungsversuch an ihrer Mutter gestanden. Sie habe im Sinne und an jenem Tag im vergangenen Januar allerdings auch mit der Zustimmung der schwer demenzkranken Mutter gehandelt, die „völlig menschenunwürdig“ in einem Pflegeheim im Stadtteil Ehrenfeld gelebt habe.

Die beschuldigte Krankenpflegerin und Schöffin mit ihrem Verteidiger Christoph Grabitz im Landgericht Köln

Die beschuldigte Krankenpflegerin und Schöffin mit ihrem Verteidiger Christoph Grabitz im Landgericht Köln

Die Schwurgerichtskammer glaubte der 62-Jährigen, aus Mitleid gehandelt zu haben. Die Angeklagte habe das aus ihrer Sicht „unwürdige Dahinsiechen“ der Mutter beenden wollen. Eine von der Verteidigung ins Spiel gebrachte Tötung auf Verlangen sah das Gericht nicht, da diese keinen dementsprechenden Willen mehr bilden konnte. Das Urteil – vier Jahre Haft – lautete auf Totschlag.

Hier lesen Sie mehr: Tochter spritzt Mutter Überdosis Insulin – Vier Jahre Haft

Dezember 2024: Spektakuläres Verfahren um Betonplatten-Unglück eingestellt

Das Strafverfahren um die im November 2020 durch eine Betonplatte auf der A3 erschlagene Kölnerin Anne Mutz wurde im Kölner Landgericht überraschend beendet. Mit Zustimmung aller Prozessbeteiligten stellte die Vorsitzende Richter Sibylle Grassmann das Verfahren gegen Geldauflage ein. Ein beschuldigter Oberbauleiter muss mit 90.000 Euro die höchste Summe bezahlen.

November 2020: Eine aus der Lärmschutzwand herabfallende Betonplatte traf den VW Polo und tötete die Insassin.

November 2020: Eine aus der Lärmschutzwand herabfallende Betonplatte traf den VW Polo und tötete die Insassin.

Die Richterin sagte, dass nicht nachweisbar sein könnte, dass die  Angeklagten Kenntnis von der fehlenden Tragfähigkeit der Betonwand-Halterungen gehabt hätten – was letztlich zum Unglück geführt hatte. Dem Oberbauleiter war Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen worden. Durch die Zahlungen könne laut Gericht das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung beseitigt werden.

Hier lesen Sie mehr: Keine Strafe nach A3-Tragödie – So begründet das Landgericht das plötzliche Prozess-Ende

Dezember 2024: Mordurteil nach Tötung des 15-jährigen Dara K. in Mülheim

Mit einem Mordurteil endete der emotionale Strafprozess um die Entführung und Tötung des 15-jährigen Dara K. im Mülheimer Hafen im vergangenen März. Joshua M. (19), der die tödlichen Messerstiche ausgeführt hat, muss nach Jugendstrafrecht für neun Jahre in Haft. Mittäter Ahmet Y. (27) soll nach dem Willen des Landgerichts sogar lebenslang ins Gefängnis. Y. protestierte lautstark.

In diesem Bereich im Mülheimer Hafen wurde der 15-Jährige im März 2024 getötet.

In diesem Bereich im Mülheimer Hafen wurde der 15-Jährige im März 2024 getötet.

Für den Vorsitzenden Richter Ansgar Meimberg und dessen Kammer stand fest, dass die beiden Haupttäter den Jugendlichen von einer Gaststätte in Mülheim unter Vorhalt einer Schrotflinte entführt und zu einer abgelegenen Insel am Hafen verbracht hatten. Dort sollte Dara K. laut Gericht für schwelende Streitigkeiten um Drogengeschäfte und „Ungehorsam“ bestraft werden.

Hier lesen Sie mehr: Haupttäter beschwert sich lautstark über Mordurteil