Köln – Eine Mitarbeiterin eines Schuhgeschäfts in der Innenstadt hat vor dem Eingang zwei Nagelbretter am Boden angebracht, damit Obdachlose nach Ladenschluss nicht im Hauseingang schlafen. Die Bretter wurden jetzt vom Ordnungsamt entfernt.
Seit Anfang des Jahres gebe es immer mehr Obdachlose auf der Ehrenstraße, so die Erklärung für die Maßnahme. Sie schliefen nachts in Geschäftseingängen. Wie auch vor dem Schuhgeschäft, wo es eine Nische am Eingang gibt. „Ich habe nichts dagegen, dass die Menschen vor unserem Laden schlafen. Sie sollen den Platz aber bitte so verlassen, wie sie ihn vorgefunden haben“, sagt die leitende Mitarbeiterin, die das Nagelbrett aus eigener Initiative aufgestellt hat, dem „Express“. Die Nagelbretter habe sie selbst mit einem Akkuschrauber und Winkeln gefertigt. Sie wurden am Eingang des Geschäfts mit Ketten festgemacht. Zudem hat die Mitarbeiterin ein Schild aufgehängt. Warum sie sich für solch eine Maßnahme entschieden hat, erklärt die Frau so: „Jeden Morgen müssen wir hier 45 Minuten die Ausscheidungen von Menschen wegmachen. Wir haben schon mehrfach die Polizei gerufen. Nach einem Platzverweis kommen sie nach zwei Stunden zurück. Unsere Kundschaft und die Nachbarschaft beschweren sich über den schlimmen Gestank. Ich bin fertig mit den Nerven. Das war eine Notlösung.“
Nagelbrett vor Kölner Schuhladen „war doofe Idee“
Andere Obdachlose würden auch Inventar von Geschäften beschädigen oder Geschirr vom Café auf Bedienungen werfen, sagt sie. Es gebe aber auch Obdachlose, wie eine Frau, die mit ihrem Hund in der Gegend bekannt sei, die friedlich sei und keine Probleme mache. „Ihr wird auch etwa mit Essen geholfen. Auch von uns“, so die Schuhverkäuferin.
Dann räumt sie ein, dass es „eine doofe Idee“ gewesen sei, die Nagelbretter am Eingang des Geschäfts anzubringen. Sie habe am Donnerstag vorgehabt, die Nägel zu entfernen. Das habe auch nichts mit dem Einsatz des Ordnungsamtes am Vorabend zu tun, wie sie sagt.
Ein Passant, der den Einsatz mitbekommen hat, ist entsetzt. Der Kölner sagt gegenüber dem „Express“: „Wir laufen hier durch Köln, wo alle von Toleranz und Hilfsbereitschaft sprechen, und dann sieht man so was. Was ist, wenn da jemand reinfällt? Der ist doch tot. So was gehört sich doch nicht. Da hätten sich die Mitarbeiter des Geschäfts sicher etwas anderes einfallen lassen können.“
Für die Mitarbeiterin könnte der Fall noch Konsequenzen haben. Wie eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mitteilte, führt das Ordnungsamt die weiteren Ermittlungen und „prüft ein Verfahren gegen die mutmaßlichen Verursacher.“ Das Ordnungsamt habe nach Beschwerden von Bürgern eingreifen müssen, um eine bestehende Gefahr für die öffentliche Sicherheit abzuwehren.