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„Viele scheitern“Neues Netzwerk „Colconet“ soll Kölner Musiker unterstützen

Lesezeit 3 Minuten

José Diaz de Leon (l.) und Rodrigo Lopez Klingenfuss (r.) im Alten Pfandhaus

Köln – „Free drinks for the first 5 people arriving!“ Mit Freigetränken warb die Bar Heimathirsch in Nippes für ein Konzert mit Klasse-Musikern in ihrer Reihe „Jäzzzeit“ um pünktliches Erscheinen. Das Publikum darf sich freuen über solche Angebote. Doch es zeigt auch, wie schwer es Kölner Bands und Musiker haben, wahrgenommen zu werden. Unzählige Interpreten spielen auf den Bühnen der Stadt. Sie haben es nicht leicht, ein Publikum zu finden, das für ihre Kunst auch mal Eintritt bezahlt.

„Verglichen mit der Einwohnerzahl gibt es in keiner anderen deutschen Stadt eine solche Dichte und eine so große Zahl an Musikern“, meint der Gitarrist José Diaz de León. Dafür sorge die Musikhochschule, die gute Lage der Stadt in der Nähe von Ruhrgebiet, Benelux-Staaten und Frankreich sowie die Vielfalt der Kulturen, die Zuwanderer aus aller Welt mit in die Stadt gebracht haben. Diaz de León spielt in drei Bands und vier weiteren Projekten mit – ein Profi, der von seiner Musik leben will.

Das potenzielle Publikum in Köln ist verwöhnt

In diesem Jahr ist er unter anderem mit der italienischen Jazz-Sängerin Simona de Rosa in Mexiko und China unterwegs. In Kürze beginnt die Arbeit an einer neuen Platte seiner famosen Multikulti-Latin-Jazz-Band Pangea Ultima. Der 36-Jährige liebt die Stadt, ihre Offenheit und die pulsierende Szenen, die alle möglichen musikalischen Stilrichtungen bereichern. Doch er kennt auch die Nachteile: Das potenzielle Publikum ist verwöhnt und nicht jeder findet angesichts des riesigen Angebots die Aufmerksamkeit, die er verdient.

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Hinzu kommt, dass die kölsch-sprachige Szene so dominant ist, dass sie zumindest im Bereich der populären Musik in Köln und dem Umland vieles in kleine Nischen drängt. „Hochkarätige Musiker spielen für das, was die Besucher nach einem Konzert in den Hut werfen. Viele scheitern, weil das Maß an Selbstausbeutung zu hoch ist.“

Kölner Musikszene soll sich genreübergreifend verbinden

Diaz de León und sein 43-jähriger Kollege Rodrigo Lopez Klingenfuss wollen dabei helfen, dass sich etwas ändert. Sie haben das Netzwerk Colconet initiiert. Über eine Webseite, die noch in diesem Monat online gehen soll, und über soziale Medien, soll sich die Kölner Musikszene genreübergreifend verbinden. „Bislang existieren alle Szenen und Genres mehr oder weniger nebeneinander, alle arbeiten für sich“, so Diaz de León. Hier ließe sich einiges verbessern. Es geht um bessere Öffentlichkeitsarbeit und die Lösung von gemeinsamen Problemen wie die nicht ausreichende Förderung, aber auch um neue Formate fürs Kulturleben. Bands, die international erfolgreich sind, sollen mit Kölner Formationen zu Doppelkonzerten zusammenkommen.

Wie das aussehen kann, wollen die Musiker mit zwei geplanten Konzerten zeigen: Am 13. März trifft die experimentelle Kölner Jazzrock Band Foxl um Rodrigo Lopez Klingenfuss im Ehrenfelder Art-Asyl-Atelier auf das tolle mexikanische Trio A Love Electric, das Rockmusik mit Jazz und kreativem Elektropop kombiniert. In etwas größerem Rahmen spielen am 27. April im Alten Pfandhaus die Band um die erfolgreiche französische, in New York lebende Jazz-Sängerin Cyrelle Aimée mit der vielversprechenden neuen Kölner Gypsy-Latin-Swing-Band Antigua um Diaz de León und die vielsprachige Sängerin Elsa Johanna Mohr.

Bei solchen Veranstaltungen will das Netzwerk Colconet wie eine Agentur Dienstleistungen anbieten, die passenden Orte für die musikalischen Begegnungen finden und die Konzerte organisieren. Wer sich vernetzen will, findet Anschluss bei Facebook oder per E-Mail.

info@colconet.de