- Roman Lob gewann zunächst die Casting-Show „Unser Song für Baku“ und belegte dann den achten Platz beim Eurovision Song Contest.
- Mittlerweile feiert er als Frontmann der kölschen Band Stadtrand Erfolge – dabei war die zunächst nur ein Spaß-Projekt.
- Im Interview spricht er über das harte Musikgeschäft, seine Träume im Karneval und seine Beziehung zu Stefan Raab.
Herr Lob, Ihr größter persönlicher Erfolg liegt nun schon fast sieben Jahre zurück. 2012 haben Sie beim „Eurovision Song Contest“ in Baku mit „Standing Still“ für Deutschland den achten Platz belegt, rangierten auf Spitzenplätzen in den Hitparaden und wurden mit einem „Echo“ ausgezeichnet. Schauen Sie sich diese Trophäe noch an?
Die steht in meinem Büro. Aber ich hab’ sie schon länger nicht mehr angeguckt. Ist halt eine schöne Erinnerung. Für mich gesehen, habe ich seitdem alles richtig gemacht. Ich habe inzwischen gelernt, dass es im Musikgeschäft nicht immer nur bergauf geht. Man wird hochgejubelt und genauso schnell wieder fallengelassen.
Ist die Solo-Karriere denn etwa schon abgehakt?
Das kann man so nicht sagen. Gut, im Sommer haben meine Solo-Pläne nicht funktioniert, weil wir mit der Band Stadtrand an jedem Wochenende unterwegs waren. Aber vor Weihnachten habe ich noch eine kleine Tour in der Eifel gespielt. Mit eigenen Liedern, weihnachtlichen Titeln und Cover-Songs von Johannes Oerding und Max Giesinger bis Bap. Auch „Standing Still“ ist bei jedem dieser Auftritte gesetzt. Den Hit wollen die Leute hören. Doch nun konzentriere ich mich wieder auf Stadtrand. Das ist halt ein ganz anderes Projekt.
Wie sind Sie denn da reingerutscht?
Die Band war eigentlich eher ein Spaß-Projekt. Bis zu dem Tag, als ich als Gast bei Cat Ballou im September 2015 bei deren Konzert im E-Werk zwei Lieder singen durfte. Als ich da die Atmosphäre erlebt habe, hat es geklickt. Das war der Tag, an dem ich sagte: Jetzt machen wir aus Spaß Ernst. Ich hatte dann zwar noch zwei Jahre ein Engagement am Friedrichstadt-Palast in Berlin, aber die Richtung war klar. Wir wollten mit Stadtrand in die kölsche Musikszene.
Zur Person
Roman Lob (29) hat nach dem Realschulabschluss bei einem Autozulieferer in Troisdorf eine Ausbildung zum Industriemechaniker abgeschlossen. Schon in der Schule hat er gesungen und musiziert, später mehrere Bands gegründet. 2007 beteiligte er sich an der Castingshow „DSDS“ und wurde 2012 zum „Eurovision Song Contest“ nach Aserbaidschan geschickt. Er ist verheiratet und lebt in Niederbreitbach.
Zur Band Stadtrand gehören neben Lob die Gitarristen Tim Dönges und Christoph Zimmermann sowie Peter Geschwandtner am Bass, Thomas Mesenholl am Schlagzeug und seit dem Sommer Marco Lennertz am Keyboard. (NR)
Und da sind Sie ja fast schon im Zentrum des rheinischen Frohsinns angekommen.
Stimmt. Für uns als Neueinsteiger ist es viel besser gelaufen, als ich mir das zuvor vorgestellt habe. Wir haben mit dem Lied „Orijinal“ den Top-Jeck-Wettbewerb von Radio Köln gewonnen und sind beim Vorstellabend der Kajuja erneut gut angekommen. Seitdem haben wir schon reichlich Auftritte. Nicht nur für die jetzt anstehende Session, sondern auch schon für 2021.
Die zurückliegenden Monate haben Sie auch genutzt, um mit der Band zum Titel „Fründschaff“ ein Mini-Album aufzunehmen. Hat es zu mehr noch nicht gereicht?
Das hätte es schon. Unser Repertoire gibt schon mehr her. Aber wir wollten nicht gleich alle unsere Songs veröffentlichen, da haben wir die sieben Besten ausgewählt. Die EP wird am 10. Januar veröffentlicht. So als richtige CD, die man in der Hand halten kann. Dazu gibt es auch ein Booklet mit Fotos und allen Texten. Digital werden wir die Songs nach dem Waterfall-Prinzip veröffentlichen. Das heißt: Alle vier Wochen kommt ein neuer Titel raus. Das erste Stück ist „Hin un Widder“. Das Lied hat auch Stefan Raab gut gefallen.
Der hat sie damals für das „Unser Star für Baku“-Casting ausgewählt. Haben Sie noch Kontakt?
Ja. Ich habe ihm diesen Titel vorgespielt, der ja eigentlich keine Karnevalsnummer ist. Aber er meinte: „Mach’ et. Hau das Ding raus.“ Ich schätze seine Meinung, weil Stefan sehr ehrlich ist. Mal gucken, was draus wird.
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Ihr größter Hit war auf Englisch, nun singen Sie kölsch. Schon versucht, aus „Standing Still“ eine kölsche Version zu machen?
Das haben wir tatsächlich mal versucht: „Alle stonn jetz’ still“. Aber das hat sich dann doch nicht so gut angehört wie wir gedacht hatten. Dennoch ist Kölsch die Sprache, in der ich mich zu Hause fühle. Auch wenn ich noch in Niederbreitbach in der Nähe von Linz wohne. Ich finde es schön auf dem Dorf. Aber Kölle ist auch schön. Und über einen Umzug habe ich schon mehrfach nachgedacht...
Die größeren Hallen in der Stadt und der Region kennen Sie mit Stadtrand eher nur als Vorband. Was ist das Ziel?
Natürlich würden wir gerne mal das E-Werk füllen. Das ist schon ein Traum. Da sind wir zuletzt noch im Vorprogramm von Mo-Torres aufgetreten. Auch die Tour mit Cat Ballou im Mai und November hat uns weitergebracht. So haben wir viele Fans hinzugewonnen. Man wird in Köln nicht von Null auf Hundert zum Megastar. Wir sind nicht King Kotelett, das wissen wir. Und die Konkurrenz ist groß. Im Karneval sind in den vergangenen Jahren so viele junge und neue Bands aufgetaucht. Da muss man sich sein Publikum erspielen. Und dies das ganze Jahr über. Da haben wir auch Bock drauf.