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Notschlafstelle „Haus Zero“In Merheim bekommen wohnungslose Frauen die Chance zum Neustart

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Ute Theisen, Harald Rau, Ulrike Staschik und Sonja Pellender stehen in der Küche der Notschlafstelle.

SkF-Vorsitzende Ute Theisen, Sozialdezernent Harald Rau, Einrichtungsleiterin Ulrike Staschik und Sonja Pellender vom Amt für Soziales, Arbeit und Senioren in der Küche der Notschlafstelle

Das „Haus Zero“ fängt wohnungslose Frauen auf, die in anderen Notschlafstellen nicht mehr aufgenommen werden.

Der Kieskauler Weg 166 in Merheim ist schon seit Anfang Mai eine wichtige Adresse für wohnungslose Frauen mit gravierenden psychischen Problemen. Hier stehen auf zwei Etagen acht Zimmer für maximal elf Frauen zur Verfügung, die in anderen Unterkünften wegen ihres auffälligen Verhaltens keine Aufnahme mehr finden. Das Besondere und Neuartige an „Haus Zero“, das vom „Sozialdienst katholischer Frauen“ (SkF) getragen wird, ist nicht nur die spezielle Klientel: Anders als in anderen Einrichtungen dürfen die Wohnungslosen theoretisch unbegrenzt bleiben, wenn sie einmal zugewiesen wurden.

Zwischendurch können sie sich auch woanders aufhalten. Gewisse Freiheiten seien wichtig, so Sonja Pellender vom Amt für Soziales, Arbeit und Senioren: „Die Frauen brauchen das Gefühl, nicht bedrängt zu werden.“ Geöffnet ist die Notunterkunft 24 Stunden an allen Tagen der Woche, die Frauen dürfen also auch tagsüber bleiben. Aufhalten können sie sich in einem Gemeinschaftsraum oder im Garten hinter dem Haus.

Alkohol in Maßen, Tiere geduldet

Auch Sozialdezernent Harald Rau stattete „Haus Zero“ jetzt einen Besuch ab. „Ich wünsche allen, dass das Haus Zero ein Startpunkt sein kann, von dem aus neue Lebensenergie und Weichenstellungen passieren können.“ Waffen, illegale Drogen und Gewalttätigkeiten sind verboten. Alkohol darf in Maßen getrunken werden. Auch Tiere werden geduldet. „Es wäre ein weiter Weg, bis hier bestimmt wird, ihr müsst wieder gehen“, sagt Einrichtungsleiterin Ulrike Staschik. Auch bei den Anwesenheiten gebe es einen sehr großen Spielraum. Erst nach drei Monaten durchgängiger Absenz werde über die Stadt nach dem Verbleib geforscht und der Platz unter Umständen neu belegt.

Versorgt werden die Frauen mit einem kostenlosen Frühstück und Mittag- beziehungsweise Abendessen für 1,50 Euro. Sozialarbeiter und eine Krankenpflegerin bieten Beratung und medizinische Hilfen an, dazu kommen Kräfte für die Hauswirtschaft. Für die Körperhygiene stehen Badezimmer zur Verfügung, auch Wäsche kann gewaschen werden. Nachts und an den Wochenenden sind Sicherheitsmitarbeiter vor Ort, das Objekt wird zudem videoüberwacht. Persönlich einrichten dürfen sich die Frauen nicht in den überwiegend einzeln belegten Zimmern. Während der Reinigung müssen sie zudem den Raum verlassen und dabei ihr Gepäck mitnehmen.

Die Ausgrenzung überwinden, Alltag und Struktur schaffen

„Das Besondere ist, dass die Frauen in der Regel eine sehr lange Geschichte in den unterschiedlichen Unterkünften haben“, so SkF-Vorstandsvorsitzende Ute Theisen. Weil sie dort wegen aggressiven Verhaltens oder Suchtproblemen nicht mehr bleiben können, seien sie von „extremer Ausgrenzung“ betroffen. Ziel sei es, in Haus Zero diese Ausgrenzung zu überwinden und „so etwas wie Alltag und Struktur“ zu bieten. Jede Frau solle dabei so angenommen werden, wie sie sei.

Laut Harald Rau steigt die Zahl der Wohnungs- und Obdachlosen in Köln. Ihre Zahl wird auf rund 10.000 geschätzt. Bei der Frage der Unterbringung bereiteten die Finanzen „gerade überall Sorge“. Das Gesetz frage jedoch nicht danach, „ob wir uns das leisten können“, so der Dezernent: „Wir müssen es machen.“ Auch die jährlichen Kosten für das „Haus Zero“ in Höhe von 950.000 Euro übernimmt die Stadt.