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Sie haben wenige AlternativenObdachlose leben unter verschärften Bedingungen in Kölner Zeltlagern

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Patrick Timms, eine ehemalige Zeltlagerbewohnerin, Jacek Pinkowsky, Akiko Arendt und Tom Küven (v.l.) im Zeltlager für Obdachlose neben dem autonomen Zentrum (AZ).

So sieht das Zeltlager an der Luxemburger Straße derzeit aus.

Hohe Hürden, katastrophale hygienische Zustände oder geräumte Wohneinrichtungen treiben Kölner Obdachlose in das Zeltlager.

Vor einiger Zeit hat es geschneit. Auf Jacek Pinkowskys kleinem Zelt stapelte sich der Schnee und schmolz. Das Wasser drang durch die undichten Stellen ein und durchweichte seine drei Schlafsäcke. Die Kälte und Nässe trieben den 55-Jährigen heraus. Er verzichtete auf die Nacht unter dem Zeltdach und sammelte stattdessen lieber Flaschen.

Die Lebensbedingungen für die Obdachlosen in dem kleinen Zeltlager, neben dem Autonomen Zentrum (AZ) an der Luxemburger Straße, haben sich mit den fallenden Temperaturen verschärft. Bei den Campern handelt es sich um einen Rest der 25 Menschen, die ursprünglich in der selbstverwalteten Wohneinrichtung des Projektes „Obdachlose mit Zukunft“ (OMZ) an der Gummersbacher Straße 25 in Deutz zu Hause waren. Die Stadt ließ das Gebäude räumen, weil unter den Menschen, die sich dort aufhielten, einige waren, die Gewalttaten verübten und Frauen zur Prostitution zwangen.

Casting für die Obdachlosenunterkunft

So mussten die Bewohner ausziehen und fanden nicht ohne weiteres eine Ersatzunterkunft. Die Stadt stellte zwar ein Ersatzgebäude an der Winterberger Straße 9 in Merheim zur Verfügung. Doch in dem neuen selbstverwalteten Projekt, das sich nunmehr in der Trägerschaft des SKM befindet, mussten sie Bedingungen erfüllen: Sie mussten einen Zugang zu den sozialen Sicherungssystemen haben, also Bürgergeld beziehen, und sich bereit erklären, verschiedene Regeln zu befolgen.

Patrick Timms, eine ehemalige Zeltlagerbewohnerin, Jacek Pinkowsky, Akiko Arendt und Tom Küven (v.l.) im Zeltlager für Obdachlose neben dem autonomen Zentrum (AZ).

Patrick Timms, eine ehemalige Zeltlagerbewohnerin, Jacek Pinkowsky, Akiko Arendt und Tom Küven (v.l.) im Zeltlager für Obdachlose

Akiko Arendt, Unterstützerin des OMZ, beschreibt es wie folgt: „Es fand ein Casting statt.“ Einige Obdachlose fühlten sich mit der geforderten Vorsprache nicht wohl und verzichteten darauf. Andere erfüllten die Bedingungen nicht, beispielsweise, weil sie kein Bürgergeld beziehen. Für eine große Gruppe waren die Hürden zu hoch. So verschlug es viele wieder auf die Straße, beziehungsweise die Wiese, wo das Winterwetter ihnen zu schaffen macht.

Eine andere Unterkunft zu finden, ist gerade für Menschen schwierig, die keinen Anspruch auf Bürgergeld haben, wie beispielsweise auch EU-Bürger, die die Voraussetzungen für den Bezug nicht erfüllen. Ihnen bleibt nur die Notunterkunft an der Vorgebirgstraße. Die Stadtverwaltung beschreibt sie als ein gutes freiwilliges Angebot der Stadt: Die obdachlosen Menschen könnten dort übernachten und sich auch tagsüber dort aufhalten. Sie würden mit Essen und Getränken versorgt. Sanitäranlagen, eine Kleiderkammer, eine Möglichkeit zum Wäschewaschen, Schließfächer und eine medizinische Erstversorgung stünden zur Verfügung. Sie würden auch beraten.

Notunterkunft Vorgebirgstraße: Eine umstrittene Lösung

Jacek Pinkowsky möchte trotzdem nicht in der Notunterkunft an der Vorgebirgstraße leben. Er fühlt sich dort entmündigt. „Es handelt sich Zimmer mit zehn Betten, deren Türen ausgehangen sind“, schildert er. „Jeden Tag wechseln die Mitbewohner.“ Die hygienischen Zustände seien eine Katastrophe. Die Stadtverwaltung nennt einen Grund dafür, warum die Zimmertüren fehlen: Schlechte Erfahrungen hätten dazu geführt, dass sie aus Sicherheitsgründen ausgehängt hätten werden müssen.

„Es muss ihnen dringend unbürokratisch geholfen werden“
Tom Küven, Vorsitzender des OMZ

„Hinter zum Teil sogar verbarrikadierten Zimmertüren wurden strafbare Handlungen vorgenommen und die Sicherheit von eingeschränkten oder älteren Gästen war nicht gewährleistet“, schreibt ein Sprecher der Stadt. Schlaf- und Hygieneräume würden täglich gereinigt und desinfiziert. Zwei der Camper sind die Türen zu der Einrichtung aber aus einem anderen Grund verschlossen: Sie haben dort Hausverbot. Pinkowsky kennt den Grund: „Es gab Ärger mit dem Sicherheitspersonal“, sagt er. Es sei aggressiv und behandele die Bewohner wie Kinder. Deren wütenden Reaktionen würden dann mit einem Hausverbot bestraft.

Die meisten bevorzugen die Zelte vor der Bahnhofsmission

Tom Küven, Vorsitzender des OMZ, sieht das so: „Natürlich kann der Träger der Unterkunft sein Hausrecht geltend machen“, betont er, „aber wenn sie die einzige ist, in der die Menschen unterkommen können und sie dann dort Hausverbot bekommen. Wo sollen sie dann hin?“ Die Stadtverwaltung beantwortet diese Frage wie folgt: Sie müssten sich entweder selbständig eine andere Notunterkunft suchen oder mit der Bahn zur Bahnhofsmission fahren. Die Mission ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet und vermittelt Notschlafstellen. Statt sich zur Bahnhofsmission zu begeben, bleiben die meisten allerdings lieber in ihren Zelten.

Küven und Arendt sehen dringenden Handlungsbedarf: Die Obdachlosen bei eisigen Temperaturen in der Kälte hausen zu lassen, sei menschenunwürdig, betonen beide. „Es muss ihnen dringend unbürokratisch geholfen werden“, sagt Küven. Das OMZ sammelt derzeit Geld, um die Camper zu unterstützen. Die Bethe-Stiftung hat zugesagt, die Spendensumme zu verdoppeln.

Patrick Timms vom AZ sieht eine einfache Lösung für das Problem: „Es gibt jede Menge Leerstand, auch städtischen, den man den Menschen während der kalten Monate überlassen kann“, findet er. Man müsste ihnen die leeren Gebäude gar nicht explizit anbieten. „Es reicht doch“, so Küven, „einfach einmal darauf zu verzichten, die Gebäude räumen zu lassen, wenn sie dort bei eisigen Temperaturen Schutz suchen.“